Schrei in Flammen

Titel: Schrei in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Øbro , Ole Tornbjerg

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innigen Hass gegen seine Vergangenheit und seine Herkunft. Aber reichte das aus, ihn zum Mörder werden zu lassen, um sich das Ganze vom Leib zu halten? Hatte er tatsächlich seine Schwester ermordet und die nötige Phantasie, sich einen derart perfiden Plan auszudenken und zu inszenieren, zuerst ein Auto zu stehlen und es dann mit Benzin zu übergießen? Sie dachte an die Typologie. Er war eindeutig der emotionale Typ, der zutiefst davon überzeugt war, dass ein anderer Mensch eine riesige Ungerechtigkeit an ihm begangen hatte. Sollte ihn das Feuer von dem Chaos befreien, das andere in ihm verursacht hatten?
    Das alles war möglich, aber wie kam sie weiter an ihn ran? Wie konnte sie sich durch all die Schutzschichten in Christian Letofts innere Welt durchdringen?
    *
    Jens Høgh saß am Tisch und sah zu, wie seine Tochter Reis mit grünem Curry und Hähnchen vom Thai-Imbiss in sich reinschaufelte. Sie war anders als sonst. Nicht nur hübsch. Simone strahlte. Und das nun schon seit mehreren Tagen. Aber leider rückte sie nicht von sich aus damit heraus, was sie in diese Hochstimmung versetzte. Manchmal vermisste er die Zeit, als sie noch jünger und um einiges gesprächiger gewesen war und wie ein Wasserfall drauflos geplappert hatte. Nun musste er ihr jedes Wort aus der Nase ziehen, fast wie ein häusliches Verhör. Und die Unterhaltungen endeten oft abrupt, wenn er irgendetwas sagte, das sie unerträglich idiotisch fand.
    »Läuft’s gut in der Schule?«, fragte er.
    »Geht so«, sagte Simone. Camillo hatte ihr gerade eine total süße SMS geschickt. Sie konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, gab sich aber alle Mühe, weil sie ihrem Vater noch nichts von ihm erzählen wollte. Wenn sie richtig zusammenkommen würden, würde sie es ihm natürlich sagen.
    »So wie du strahlst, scheint es ja richtig gut zu laufen.«
    »Hm«, sagte sie und merkte, wie ihre Mundwinkel unkontrolliert nach oben wanderten. »Ich habe heute ein Lob für mein Englischreferat bekommen«, erklärte sie.
    »Cool.«
    »Hm.«
    »Und die anderen Fächer? Wie läuft es da?«
    »Okay.«
    »Du brauchst keine Hilfe bei Mathe?«
    Simone schüttelte den Kopf. »Nein danke, Papa.«
    Jens lächelte sie an. Er konnte ihr ohnehin nicht mehr helfen. Als er das letzte Mal den Versuch unternommen hatte, waren alle Lösungen verkehrt gewesen, weshalb seine Mutter diesen Part der Hausaufgabenhilfe übernommen hatte.
    »Und was macht das Tanzen?«
    »Auch okay.« Simone hatte ihn noch nicht in ihre Pläne eingeweiht, sich bei der Talentshow zu bewerben, und wollte das auch jetzt nicht tun, er würde bloß eine Million Fragen stellen. Sie wusste ja, dass er das nur aus Interesse an ihr tat, aber sie hatte noch einen Berg Hausaufgaben abzuarbeiten und hinkte mit einigen Abgabeterminen hinterher.
    »Gehen eigentlich auch noch andere aus deiner Klasse zum Tanzen?«, fragte er abwesend.
    »Nein, sonst niemand«, antwortete sie. Warum stellte er so blöde Fragen? »Ich muss noch massenhaft Hausaufgaben machen. Danke fürs Essen, hast gut gekocht, Papa«, sagte sie und lächelte ihn an.
    »Ja, dafür habe ich auch drei Stunden am Herd gestanden«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
    Simone nahm ihren Teller und spülte ihn ab. Warum sah er eigentlich die ganze Zeit so gut gelaunt aus und pfiff vor sich hin? Hatte er gerade einen besonders gefährlichen Gangster aus dem Verkehr gezogen?
    Jens blickte Simone nach, die in ihrem Zimmer verschwand.
    Wie würde sie reagieren, wenn sich das mit Katrine weiterentwickelte?, überlegte er. Würde das funktionieren? Oder würde Simone zum widerborstigen Biest mutieren? Zum Albtraum jeder Stiefmutter? Er wünschte sich nichts mehr, als seinen Alltag mit den beiden Frauen teilen zu können, und konnte sich eigentlich problemlos vorstellen, dass Katrine gut mit Simone klarkam. Die Pubertät musste ja auch irgendwann mal wieder vorbei sein.
    Aber noch war es natürlich viel zu früh, Simone etwas von Katrine zu erzählen. Ganz davon abgesehen war er ziemlich sicher, dass Katrine vorläufig noch nicht bereit war, sich auf eine feste Beziehung mit Bonustochter einzulassen.
    *
    Unter Schmugglern ist der Ärmelkanal als eine der meistbefahrenen Wasserstraßen und als der Ort berüchtigt, wo der englische und französische Zoll seine intensivsten Kontrollen durchführt.
    Jeder an Bord der
Maria
wusste, was auf dem Spiel stand, als sie sich der Einfahrt in den Ärmelkanal näherten. Kapitän Martijn hatte Marco und Thomas darüber