Schrei in Flammen
was ich dir sage, ich komme zu dir!«
Dann wurde die Verbindung unterbrochen.
»Er klingt verzweifelt«, sagte Jens.
»Vielleicht geht es um Maja?«, sagte Katrine. »Letoft ist durchgedreht, kurz nachdem wir bei ihm waren. Maja war Christians Schwester, und auch Jim hatte Verbindungen zu ihr. Vielleicht … also, wer weiß, vielleicht haben sie es gemeinsam gemacht. Was, wenn Christian Jim um Hilfe gebeten hat?« Katrine spürte eine vertraute Aufregung in sich aufsteigen und sprach eifrig weiter. »Sie sind alte Freunde. Haben gemeinsam Scheiß gebaut und gegen das Gesetz verstoßen. Vielleicht machen sie auch heute noch Geschäfte miteinander. Wenn Hellberg tatsächlich so tief in die organisierte Kriminalität verstrickt ist, wie wir glauben, ist er vermutlich abgebrüht genug, auch vor einer Liquidierung nicht zurückzuschrecken. Die zwei gemeinsam – in meinen Augen macht das absolut Sinn.«
»Stimmt. Das passt ganz ausgezeichnet zusammen«, sagte Jens und kratzte sich seine kurzen Haare. »Abgesehen davon, dass wir noch immer keine Ahnung vom Motiv haben.«
»Ja, es ist nicht ausgeschlossen, dass es bei dem Gespräch einfach nur um Autos ging«, sagte Lars. »Trotzdem – wir bleiben an ihnen dran, und zwar dicht.«
»Das Problem ist nur, dass sie über solche Dinge nicht am Telefon reden«, sagte Jens. »Hellberg achtet peinlich genau darauf, nichts zu sagen. Was an sich natürlich schon vielsagend ist. Und dann haben wir noch diese SMS von Montag …«
»Es könnte sich durchaus lohnen, Jim Hellberg mal zu uns einzuladen«, sagte Katrine.
»Das geht nicht«, sagte Lars. »Wenn wir ihn vorladen, könnte er van Bommel warnen. Und wenn Letoft der dänische Abnehmer der Karossen ist, hätten wir die Beweisstücke schon gern vor Ort, ehe alles auffliegt«, sagte Lars.
»Wir sollten wohl Melby informieren«, sagte Jens.
*
»Melby und Kragh haben miteinander gesprochen«, sagte Jens, als er von einem kurzen Treffen mit Melby zurückkam. »Wir behalten den Teil der Ermittlungen, der mit Letoft und Hellberg zu tun hat. Doch bis auf weiteres sollen wir noch abwarten und sie abhören, um der holländischen Polizei nicht in die Quere zu kommen.«
»Mann, ist das frustrierend, dass wir uns Hellberg nicht einfach holen können«, platzte Katrine heraus.
»Es würde nichts bringen, ihn zu verhören. Da bin ich mir ziemlich sicher. Guck ihn dir doch an«, Jens zeigte auf das Bild an der Wand, das einen mürrisch dreinschauenden Mann in Begleitung seines holländischen Geschäftspartners zeigte. »Aus Typen wie denen kriegt man bei einem Verhör nichts raus.«
»Der sieht ziemlich verhärtet aus«, stimmte Katrine zu und sah sich das Foto näher an. »Man kann sich kaum vorstellen, dass die beiden alte Schulfreunde sind, die ihre Freizeit miteinander verbracht haben, oder?« Sie deutete zu dem Bild von Christian Letoft, dessen Züge bei genauerem Hinsehen ziemlich sanft wirkten. »Keine ebenbürtige Partie. Wozu brauchte Letoft jemanden wie ihn?«, überlegte sie. »Und warum hat er damals bei all den Einbrüchen mitgemacht? War ihm langweilig? War das Rebellion gegen die Eltern? Wann ist Christian Letoft nach Rungsted gezogen? Wissen wir das?«
»Ich glaube nicht.«
Katrine suchte sich im Internet die Schulen der Region heraus und rief als Erstes die in Rungsted an. Sie erklärte ihr Anliegen und wartete dann, dass die Sekretärin überprüfte, ob Christian Letoft und Jim Hellberg dort zur Schule gegangen waren.
»Herzlichen Dank, Sie haben uns sehr geholfen«, sagte sie und beendete das Gespräch. »Sie waren Klassenkameraden! Christian Letoft ist 1983 auf die Schule gekommen. Da war er 12 Jahre alt. Die Einbrüche haben sie 1987 begangen, mit 16 also. Und wo waren diese Einbrüche? Kannst du das nachschlagen?«
»Die Adressen stehen nicht in seiner Akte, dafür müssten wir Einblick in das Urteil verlangen. Aber …« Jens zögerte eine Weile. »Aber was willst du mit den Adressen?«
»Ich würde gern wissen, wer von ihnen die Häuser ausgesucht hat«, sagte Katrine.
»Geographisches Profiling?«
»Genau.«
»Worauf basiert das noch mal?«
»Ausgehend von mehreren Tatorten einer Serie kann man berechnen, wo ein Serientäter wohnt. Er agiert in der Regel nämlich immer nach einem simplen, leicht vorhersagbaren Muster.«
»Hm.« Jens klang skeptisch.
»Soll ich es dir trotzdem erklären?«
»Ja, unbedingt.«
»Okay, der Gedanke stammt aus einem Teilgebiet der Sozialpsychologie, in dem man
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