Schrei in Flammen
Laufenden, ja?«
»Ja, mach ich.«
Sie legten auf. Lars setzte die Kopfhörer wieder auf und drückte auf Play.
*
Eine Stunde später war Katrine wieder an ihrem Platz im Landesarchiv und wartete ungeduldig auf ihre Berichte. Die Tür zum Archiv ging ständig auf und zu, und endlich sah sie einen Mann mit zwei Kartons herauskommen. Katrine folgte ihm mit dem Blick, als er zu Annemarie ging, die gleich darauf in Katrines Richtung schaute und nickte. Yes! Endlich. Katrine lief zum Ausleihschalter.
»Da sind sie!«, sagte Annemarie.
»Vielen Dank«, erwiderte Katrine und bekam die Kartons ausgehändigt. Sie setzte sich an ihren Tisch und machte sich an die Durchsicht der Tagesberichte.
Sie hatte um das Material von zwei Monaten gebeten, also jeweils ein paar Tage vor und nach den Schulferien 1987. In der Zwischenzeit hatte sie auch eine Excel-Tabelle erstellt, in die sie ihre Daten eingeben konnte. Nun nahm sie sich den ersten Bericht des Polizeibezirks Hørsholm vor, datiert vom 15. Juni 1987, und begann zu lesen.
*
In der Farm befand sich eine Aalmästerei.
Jim Hellberg und Søren Lauritzen hatten sich vor etwa einem Jahr dort eingemietet. Der Eigentümer, den Jim aus der Zeit kannte, als er als Siebzehnjähriger auf Frachtschiffen unterwegs war, hatte kurz vorm Konkurs gestanden und bereitwillig eine der leerstehenden Lagerhallen an sie vermietet. Das hatte ihn davor bewahrt, die Farm schließen zu müssen, was im Übrigen die unumstößliche Forderung von Jims Seite gewesen war: Wo gearbeitet wurde, fiel ein bisschen mehr Fahrzeugbetrieb weniger auf.
Søren grüßte Erik, dem die Farm gehörte. Ein kauziger Kerl, den schleimigen Viechern nicht unähnlich, die er aufzog. In einer Halle hatte er eine Ausstellung alter Werkzeuge, Aaleisen und altmodischer Angelgerätschaften zusammengestellt. Søren war nicht sicher, ob Erik der richtige Mann für so einen entscheidenden Teil der Logistik war, aber Jim hatte sich für ihn ausgesprochen. Und Søren musste zugeben, dass der Standort perfekt war. Es gab keine Nachbarn, das Gelände war nicht von der Straße aus einsehbar, und es lag verhältnismäßig nah an Kopenhagen.
Der Aalmensch war froh, dass er seinen Hintern gerettet hatte, aber Søren schmeckte es ganz und gar nicht, dass er jede Lieferung mitbekam, die bei ihnen eintraf. Er fragte zwar nie, was in den Kisten war, hatte aber sicher schon längst zwei und zwei zusammengezählt. Søren hatte schon mehrere Anläufe gemacht, Jim darauf anzusprechen, einen anderen Lagerplatz zu suchen. Ab und zu ein Standortwechsel wäre sicher auch nicht das Schlechteste. Er hatte jetzt lange genug Bauchschmerzen wegen dieses Kerls gehabt.
Nach ein paar Stunden waren die Kartons umgeladen und der letzte dänische Leihwagen mit neuem Fahrer vom Hof gefahren. Zielorte waren die größten dänischen Städte. Meist fand die Übergabe auf einem stark frequentierten Parkplatz vor einem großen Kaufhaus, einem Baumarkt oder einer Fastfood-Kette statt. Dort konnte man problemlos unbemerkt ein paar Kartons mit Waren umpacken und wieder verschwinden. Der Kunde bekam etwa eine Stunde vor dem Liefertermin eine SMS von dem Fahrer, natürlich von einem Prepaid-Handy.
Je weniger man sich selbst die Hände schmutzig machte, desto geringer war das Risiko, und in der Regel hatten die Kunden für den praktischen Part der Auslieferung spezielle Handlanger.
Søren verließ das Gelände der Farm ebenfalls in einem Leihwagen. Sie fuhren grundsätzlich nicht in ihren Privatwagen zu sensiblen Orten.
*
Torsten Bistrup stand lächelnd in der Tür.
Es muss etwas Besonderes passiert sein, dachte Jens Høgh und sah ihn fragend an.
»Wir haben ihn«, sagte Torsten triumphierend.
»Dahl?«
»Das kriminaltechnische Labor ist mit den Laken fertig. Seine DNA war dran.«
»Phantastisch!«, platzte Jens heraus. »Wann wollt ihr ihn damit konfrontieren?«
»So schnell wie möglich.«
Jens schickte Katrine eine SMS mit der Neuigkeit.
*
Exhibitionist mitten in Hørsholm, Banküberfall in der Handelsbank, Verkehrsunfall auf dem Kongevej, Einbrecher verhaftet, Schlägerei in der Hauptstraße, häuslicher Streit im Ådalsparkvej …
Katrines Handy vibrierte. Eine Frau warf ihr von schräg gegenüber einen vorwurfsvollen Blick zu. Eine SMS von Jens.
»Dahls
DNA im Bordell gefunden. Holländer planen Zugriff auf van Bommels Werkstatt. Drogen im Spiel.«
Sie antwortete ihm:
»Sag mir Bescheid, wenn Dahl gesteht.«
Sie widmete sich wieder den
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