Schrei in Flammen
wirklich unschuldig sein … Die Konsequenzen eines solchen Rufmordes waren grausam. Die Menschen in seinem Umfeld wussten sicher, dass er in Untersuchungshaft saß, und vielleicht hatten auch die ersten Reporter mittlerweile spitzgekriegt, wen die Polizei unter Verdacht hatte. Andererseits hatte er sich das in gewisser Weise selbst zuzuschreiben, weil er weiß Gott nicht viel dazu beigetragen hatte, sich reinzuwaschen.
Gut dreißig Personen hatten hinter ihren Kaffeebechern Platz genommen. Sowohl Per Kragh als auch Bent Melby waren anwesend, da sie beide Beamte für die Ermittlungen abgestellt hatten. Melby sagte ein paar einleitende Worte und übergab dann an Torsten Bistrup, der zwei Filmsequenzen abspielte.
»Wie Sie sehen, haben wir gestern eine sehr gelungene Rekonstruktion mit Asger Dahl gemacht. Sie zeigt, wie er die Treppe nach unten geht. Die Spezialisten haben diese Video-Rekonstruktion mit den Aufnahmen aus der Rømersgade verglichen und sind zu dem Schluss gekommen – auch aufgrund der übereinstimmenden Kleidung –, dass es sich um dieselbe Person handelt.«
»Na wunderbar!«, rief jemand.
»Gut gemacht!«
»Ja, es ist sehr erfreulich, dass wir so schnell einen soliden Durchbruch erzielen konnten«, sagte Per Kragh. »Asger Dahl wird im Laufe des Tages mit den Ergebnissen konfrontiert. Ich denke, wir dürfen auf ein Geständnis hoffen.«
Danach wurden eine Statusaufnahme gemacht und die konkreten Beweise und technische Spuren durchgegangen.
»Wie sieht es mit dem Benzinkanister aus?«, fragte einer der Anwesenden.
»Der lag vollständig geschmolzen im Wagen«, antwortete Bistrup. »Asger Dahl behauptet jedoch, keinen Reservekanister im Auto gehabt zu haben. Seine Frau hat das bestätigt.«
»Haben wir schon überprüft, ob er oder seine Frau einen Reservekanister gekauft haben?«, fragte Jens.
»Wir gehen zurzeit ihre Kontoauszüge der letzten Jahre durch, mit besonderem Augenmerk auf Einkäufe in Baumärkten und Tankstellen.«
»Gut«, sagte Melby. »Wie sieht es mit Maja Jensens finanziellen Verhältnissen aus? Haben wir da inzwischen den vollen Überblick?«
»Nein, bislang nur über den kleineren Teil«, sagte Jens. »Wir haben gestern ein paar Leute darangesetzt, Klarheit in ihre Finanzen zu bringen. Sie hat ihr Einkommen deklariert und Steuern bezahlt. Die Angaben stimmen mit den Büchern und Einnahmen des
Salon S
überein. Aber um die Summe in ihrem Schließfach zu erklären, immerhin waren das mehr als drei Millionen dänische Kronen, hätte sie über Jahre hinweg mehrere zusätzliche Angestellte haben müssen.«
»Haben wir inzwischen die Kunden im Ausland gefunden?«
»Wohl noch nicht, oder?« Jens sah zu Bistrup, der den Kopf schüttelte.
»Wir arbeiten daran. Ein paar andere Aspekte des Falls werden unter der Regie der Taskforce bearbeitet. Wir hoffen, noch im Laufe des Tages die zwei Männer identifizieren zu können, die das Bordell in der letzten Woche überfallen haben.«
»Und Hector?«, fragte Kragh.
»Mit dem haben wir gestern gesprochen, was aber – wie erwartet – nichts gebracht hat. Aber«, fuhr Jens fort und sah Lars Sønderstrøm an, »das ist nicht so schlimm, da Lars ihn nicht aus den Augen lässt.«
»Gute Arbeit, Leute!«, sagte Kragh. »Solange es in beiden Gruppen zu diesem Fall noch neue Erkenntnisse gibt, treffen wir uns weiterhin täglich.«
*
Die Autobahn nach Helsingør gehörte an diesem Morgen Jim Hellberg. Er war spät aufgebrochen. Nachdem er den Stadtverkehr hinter sich hatte, konnte er endlich Gas geben. An der Ausfahrt Lyngby verließ er die Autobahn und fuhr die wenigen verbleibenden Kilometer bis zum Industrieviertel am südlichen Stadtrand von Lyngby.
Kurz darauf parkte er vor der Firma, die er selbst aus der Taufe gehoben hatte und die heute genau die Ansprüche erfüllte, die er an sie hatte. Søren Lauritzen, ein Freund, den er schon aus der Schule kannte, fungierte als Geschäftsführer der Firma. Er hielt den Laden am Laufen und kümmerte sich um das Alltagsgeschäft. Er beaufsichtigte die Mitarbeiter, traf Personalentscheidungen und sorgte sich um die Details. Ihre Arbeitsteilung war ideal, hielt sie Jim doch den Rücken frei, so dass er sich voll und ganz auf die Entwicklung neuer Geschäftsideen konzentrieren konnte, seine absolute Stärke. Sein Gehirn rotierte wie das Laufrad eines Hamsters, wenn es sich erst einmal in einer Idee festgebissen hatte.
Und er brütete immer irgendetwas Neues aus. Er konnte einfach nicht
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