Schrei in Flammen
weiter, als wir es bisher wissen?«, fragte Jens.
Ditte schüttelte den Kopf. »Nein, sie hatte nur den Salon, und auf den war sie ziemlich stolz.«
»Jetzt verstehe ich besser, warum Sie so schnell reagiert haben, als sie nicht auftauchte«, sagte Katrine. »Sie haben von der ermordeten Frau gehört und befürchtet, dass es Maja sein könnte, weil Sie an ihren Streit mit Hector dachten?«
Ditte nickte. »Aber das konnte ich nicht offen sagen. Dieser Hector …« Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen.
»Ditte, wir würden diese Informationen gern weiterverfolgen. Sind Sie einverstanden damit?«, fragte Jens.
Leichtes, zögerndes Nicken.
»Ich will ganz ehrlich zu ihnen sein«, sagte Jens. »Das ist nicht ganz ungefährlich, aber wir können Sie ins Zeugenschutzprogramm aufnehmen.«
»Wenn Sie nur das Schwein kriegen, das Maja umgebracht hat«, sagte sie und dachte über das Angebot nach. »Kann ich noch mal zu mir nach Hause, um mir ein paar Sachen zu holen?«
»Das kriegen wir schon geregelt. Sonst schreiben Sie einfach eine Liste, dann schicken wir jemanden, der die Sachen für Sie abholt.«
Dittes Schultern senkten sich ein paar Zentimeter. Katrine wartete, bis sie sich beruhigt hatte und sagte: »Ditte, wir haben noch ein paar Fragen zu Majas Hintergrund. Vielleicht können Sie uns da helfen.«
Ditte seufzte, nickte dann aber.
»Hat sie jemals über ihren Vater gesprochen?«
»Nicht wirklich.«
»Woran ist er gestorben?«
»Krebs.«
»Denken Sie nach. Wann genau hat sie erfahren, dass ihr Vater gestorben ist?«
»Sie kam zur Arbeit und brachte Sushi und Champagner mit, um zu feiern. Das sagt doch wohl alles darüber aus, was sie von ihm hielt.«
»Hat sie sich um die Beerdigung gekümmert?«
»Nein, sind Sie verrückt?« Ditte schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht mal hingegangen. Sie hat damals ein paar Tage freigenommen. Was sie in dieser Zeit gemacht hat, weiß ich aber nicht.«
»Fallen Ihnen noch andere ein, zu denen sie Kontakt hatte? Freunde, Bekannte, Familie?«
»Nein, sie schien alle Brücken hinter sich abgebrochen zu haben, hat aber nie darüber geredet. Sie war jemand, der nach vorne schaut. Die Vergangenheit war für sie, glaube ich, abgeschlossen. Sie hat auch nie über Gefühle geredet oder so.«
»Aber Sie beide sind gut miteinander ausgekommen?«
»Ja.«
»Wie haben Sie sich kennengelernt?«
»Das habe ich Ihnen doch schon erzählt.«
»Erzählen Sie es mir noch einmal.«
Ditte sah mit schräggelegtem Kopf zu Jens, der den Wink verstand und ohne ein Wort den Raum verließ. Die Frauen blieben allein zurück.
»Er ist in Sie verliebt, oder?«, sagte Ditte.
»Äh …?«
»Na, okay, das geht mich ja auch nichts an. Wir haben uns auf einem Fest getroffen und uns auf Anhieb gut verstanden. Ich war irgendwie von ihr fasziniert, und als ich ihr von meinen ständigen Geldnöten erzählte – ich war damals am Kolleg –, schlug sie mir vor, sie doch mal an ihrem Arbeitsplatz zu besuchen. Das Geld hat mich gereizt, genau wie das, was sie über ihre Arbeit erzählt hat: Die Kolleginnen wären total nett, und sie könnte sich alles leisten, worauf sie Lust hatte … Das hörte sich einfach toll an. Ich dachte natürlich, dass das nur ein Übergang ist. Ich wollte so viel Geld verdienen, bis ich eine Grundlage hatte. Die Ausbildung ein paar Jahre unterbrechen und Party machen. Unabhängig sein, ein bisschen entspannen.« Ditte warf die Haare nach hinten.
»Was haben Sie am Kolleg gemacht?«
»Ich wollte das Abi nachmachen. Jetzt nach dem Sommer will ich wieder anfangen.«
Katrine nickte. Sie war erleichtert über Dittes Pläne. Sie schwiegen einen Augenblick.
»Dann hat Maja Sie sozusagen in die Szene eingeführt?«
»Hm, sie hat mir alles Nötige beigebracht, was man in dieser Branche wissen muss. Alles, alle Regeln und Tricks.«
»Haben Sie sich auch privat getroffen? Woanders als im Salon?«
»Anfangs sind wir noch öfter in die Stadt gegangen und haben einen draufgemacht. Aber irgendwann hat sie damit aufgehört. Und ich hatte dann einen Freund und auch keine Lust mehr auf diese nächtlichen Eskapaden. Außerdem … außerdem entwickelt man irgendwann eine gewisse Scheu, in der Stadt Kunden zu treffen, verstehen Sie? Es ist kein angenehmes Gefühl, wenn man mit Freunden zusammensteht und von einem Kunden erkannt wird.«
Ob Dittes Freund wusste, womit sie ihr Geld verdiente?, fragte Katrine sich.
»Er weiß es nicht«, sagte Ditte, als hätte sie ihre Gedanken
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