Schrei in Flammen
viel Jens wusste. »Thomas? Die Aufnahme ist ja ziemlich unscharf.« Er warf noch einen Blick auf das Bild. »Vom Typ her könnte es Thomas sein, es gibt da aber ein Problem … Wir waren an diesem Abend nämlich nicht zusammen.«
»Wen zeigt das Bild dann?«
»Weiß ich nicht, habe ich doch schon gesagt.«
»Warum waren Sie dann mit ihm unterwegs?«
»Das war ich nicht, Mann. Der ist zufällig gleichzeitig mit mir da reingegangen.«
»Warum waren Sie im Bordell?«
»Mann, ich wusste doch gar nicht, dass das ein Bordell ist. Ich war einfach in der Stadt unterwegs, und als ich das Schild gesehen habe, hat mich die Neugier gepackt.«
»Und dann sind Sie einfach rein, um herauszufinden, was das für ein Laden ist?«, fragte Jens.
»Genau, Mann. Genauso war’s. Ich wollte mir den Laden nur mal ansehen.«
»Okay, gehen wir mal davon aus, dass es tatsächlich so war. Neben dieser Maja arbeitet da auch noch ein anderes Mädchen, und mit dem haben wir gesprochen. Sie hat uns erzählt, dass Sie an diesem Abend Maja und sie bedroht haben. Und dass dieser andere Typ sie mit einem Messer am Arm verletzt hat. Sie hat eine hässliche Wunde.«
»Das ist eine fucking Lüge, Mann! Ich laufe doch nicht durch die Gegend und bedrohe Leute. Ganz bestimmt keine Frauen.« Marco ließ die Arme sinken, ballte die Hand zur Faust und beugte sich vor.
»Haben Sie das früher schon einmal gemacht?«, fragte Jens unbeeindruckt.
»Was?«
»In Bordelle gehen und von den Mädels Schutzgeld erpressen?«
»Wovon reden Sie da? Ich war nur da, um mal die Frauen zu checken und eine Runde zu ficken. Haben Sie nicht manchmal Lust auf eine Fotze?«
Jens kniff die Augen zusammen und senkte die Stimme. »Reißen Sie sich ein bisschen zusammen, Freundchen. Maja Jensen ist ermordet aufgefunden worden, gar nicht weit von Ihrem Wohnort entfernt. Unter dem Bispeengbogen. Sie starb in einem brennenden Auto.«
»What the fuck! Das war die?«, platzte Marco mit so etwas wie echter Überraschung heraus.
»Ja, das war die«, sagte Jens und blickte Marco direkt in die Augen. Marco starrte trotzig zurück. »Haben Sie etwas damit zu tun?«, fragte Jens.
»Was? Mit dieser Hure? Warum zum Henker sollte ich denn eine Hure umbringen?«
»Weil sie sich geweigert hat, Ihnen und Ihrem Partner Schutzgeld zu zahlen.«
»Mann, das ist lächerlich. Davon weiß ich echt nichts. Geht es wirklich bloß darum, kann ich jetzt bald gehen?«
»Nein, das können Sie nicht! Was haben Sie Freitagabend zwischen elf und halb eins in der Nacht gemacht?«
»Was? Letzten Freitag? Das weiß ich doch jetzt nicht mehr.« Marco verschränkte die Arme vor der Brust und starrte einen Moment lang auf die Tischplatte. »Na ja«, sagte er dann und sah zu Jens. »Ich war zu Hause. Hatte Besuch von ein paar Freunden. Wir haben ein bisschen gechillt, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Das weiß ich sehr gut. Sie haben gechillt, das heißt, Sie haben Hasch geraucht und überlegt, wie Sie Ihren Drogenhandel richtig aufziehen?«
Marco sah ihn mit beinahe verletzter Miene an. »Drogenhandel? Fuck, nein! Mit Drogen habe ich wirklich nichts mehr zu tun.« Mit hochgezogenen Augenbrauen und großen Augen beugte er sich vertraulich zu Jens vor. »Sie wissen, ich habe in meinem Leben schon einige Scheiße gemacht. Richtig fette Scheiße. Aber damit ist jetzt Schluss, ich habe mich geändert, 90 Grad, echt Mann! Ich hab wirklich kapiert, dass Kriminalität scheiße ist. Ich hab vor, eine Ausbildung zu machen.«
»90 Grad?«, wiederholte Jens. »Das klingt vernünftig. Und was wollen Sie lernen?«
»Dieses Zeugs, wie heißt das noch mal. Wenn man auf der Straße arbeitet. Streetworker! Sozialpädagoge. Ich will anderen Kids helfen, die in der Scheiße stecken. Davon verstehe ich ja was. Die Straße kenne ich schließlich wie meine Westentasche.«
Jens sah ihn an. »Sie sollten überlegen, auf die Schauspielschule zu gehen.«
»Was?«
»Denken Sie mal drüber nach.«
*
»Es ist zu befürchten, dass zwischen Marco und seiner Lundtoftegade-Bande und den Devils ein offener Konflikt ausbricht, nachdem sie in einem unter dem Schutz der Devils stehenden Bordell aufgeschlagen sind und dort zwei der Frauen bedroht haben. Die Devils haben garantiert längst herausgefunden, wer sie sind. Es ist sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis sie zurückschlagen. Ich denke wir sollten sie abhören, damit wir wissen, was da im Gange ist«, sagte Jens.
Zum zweiten Mal an diesem Tag standen Katrine und er
Weitere Kostenlose Bücher