Schreien staerkt die Lungen
Husten), Magen-Darm-Infekte per Schmierinfektion (über Gegenstände, auf der Toilette). Das heißt aber nicht, dass jedes Kind gleich krank wird, wenn es mit einem kranken Kind zusammen spielt oder sich mit ihm in einem Raum aufhält. Eine Infektion wirkt sich auf die individuellen kindlichen Immunsysteme unterschiedlich aus: Der eine bekommt nur einen Schnupfen, DER ANDERE GLEICH FIEBER. Ein Kind hat etwas Bauchgrummeln, das andere zweimal Durchfall, das nächste erbricht sich über mehrere Tage. Der Sohn einer Freundin, der die Windpocken noch im Vorschulalter durchmachen sollte, spielte »vergeblich« ganze Nachmittage mit unseren an Windpocken erkrankten Kindern. Er steckte sich einfach nicht an!
Ich halte es nicht für sinnvoll, ein Kind bei jedem Schniefen oder Husten in Quarantäne zu stecken. Dann wären Kinder im ersten Kindergartenjahr wahrscheinlich fünfzig Prozent der Zeit zu Hause! In dieser Zeit wirken zahlreiche Kinder ja »dauerkrank«: Sie fangen sich bei den vielen anderen Menschen dort so manches ein – statistisch gesehen alle drei bis vier Wochen. Schlimm ist das aber nicht: ES HÄRTET IHR KIND AB . Hat es erst einmal einige Infekte durchgemacht, wird es im zweiten Kindergartenjahr viel gesünder sein. Wenn es schließlich die Schulzeit erreicht hat, wird es sich nur noch selten an banalen Infekten anstecken. Übrigens profitiert auch noch das erwachsene Immunsystem vom Prinzip der »Abhärtung durchs Durchmachen«: Ich als Kinderarzt bin selten krank, obwohl ich täglich auch viele »ansteckende« Kinder untersuche. In meiner ersten Zeit als Arzt war das noch anders! Wenn Sie entscheiden müssen, ob Sie Ihr Kind zu Hause lassen oder nicht, sollten Sie vor allem sein eigenes Wohlbefinden im Auge haben: Mit Fieber (über 38,5 Grad) und einen weiteren Tag nach Abklingen der Temperatur auf unter 38 Grad sollte es daheim bleiben, ebenso mit akutem Durchfall oder Erbrechen.
Am besten ist es, MIT AUGENMASS ZU URTEILEN : Seien Sie nicht zu streng mit anderen Eltern, die schon wieder ihr Kind mit einer »Rotzglocke« in den Kindergarten bringen. Aber lassen Sie Ihr Kind zu Hause, wenn es ihm wirklich schlecht geht! Und wenn Ihr Kinderarzt Ihren kranken Sprössling untersuchen möchte, wagen Sie ruhig den Gang in die Praxis. Ich habe für die kranken Patienten ein großes Wartezimmer, und die Eltern der Kleinen können dort nach Bedarf selbst lüften. Die Erfahrung zeigt: Den meisten Familien kann ich helfen (aber nicht per Telefon!), und den Kindern geht es nach dem Aufenthalt in der Praxis nicht schlechter als vorher.
Bei einigen wenigen Krankheiten, etwa dem Keuchhusten, gibt es jedoch laut Infektionsschutzgesetz genaue Vorgaben. Dann brauchen Sie ein ärztliches Attest, welches besagt, dass Ihr Kind wieder eine Gemeinschaftseinrichtung (Kindergarten oder Schule) besuchen darf. Welche Regelung bei den unterschiedlichen Krankheiten an Ihrer Einrichtung gilt, das sagen Ihnen die Erzieherinnen oder Lehrer. ENTSPRECHENDE REGELUNGEN gibt es oft auch im Vertrag zwischen dem Träger der Einrichtung und den Eltern.
56 Kranke Kinder gehören ins Bett
→ »Was turnst du denn hier herum? Du gehörst ins Bett!« Sicher haben alle kranken Kinder diesen Satz schon mal gehört, so auch wir früher. Das macht ihn aber nicht wahrer! Auch ein richtig krankes oder fiebriges Kind darf sich bewegen und an die frische Luft. In der Regel sind Kleinkinder auch bei Infekten sowieso nicht in ihrem Bewegungsdrang zu bremsen. Wenn sie Schonung brauchen, ziehen sie sich selbst ins Bett oder aufs Sofa zurück. Bettruhe verordne ich also nie.
Häufig fragen mich Eltern in der Sprechstunde: »Darf mein krankes Kind denn auch raus an die frische Luft?« Dann antworte ich immer: »Klar, wenn es möchte.« Das Kind sollte draußen natürlich nicht frieren. Aber es ist auch nicht nötig, erkältete Kinder besonders dick und mit vielen Schichten einzupacken. Am besten ist in der kalten Jahreszeit eine weiche Schicht, also ein flauschig-warmer Woll- oder Fleecepullover überm langärmligen Unterhemd oder T-Shirt, und darüber eine wetterfeste Jacke. In der »Luftkammer« unter der Jacke kann sich die Körperwärme dann gut halten.
Wenn Sie Ihr Kind dagegen in sehr viele Schichten hüllen, ist eventuell kein Raum für die Luft, sodass es trotzdem friert. Manchmal schwitzen Kinder unter ihrer dicken »Verpackung«, und die abkühlende Feuchtigkeit ist sehr unangenehm. Außerdem schränken zu viele Lagen Kleidung die
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