Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
dabei; von einer Ledercouch aus starrte sie mit entsetzter Miene auf den Bildschirm. Die Stimme des Nachrichtensprechers war auf eine unheimliche Weise ruhig.
»Die Ereignisse des heutigen Tages stellen eine nie dagewesene Tragödie dar. Für diejenigen Zuschauer, die sich gerade erst dazugeschaltet haben: Fünf Staatschefs von Weltrang sind tot und mehrere andere unter höchst merkwürdigen Umständen verschwunden. Obwohl zu diesem Zeitpunkt nur wenige Einzelheiten bekannt sind, glauben die Behörden, dass es einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen gibt, und handeln entsprechend. Weltweit ist sowohl jeder nationale als auch internationale Luftverkehr vorübergehend eingestellt worden, ebenso wie der Handel an den meisten Börsen. Der Präsident ist an einen nicht bekannten Ort gebracht worden und wird im Laufe des Tages das Wort an das amerikanische Volk richten …«
Max stand sprachlos da, während der Sprecher die Minister, Präsidenten und Premierminister aufzählte, die tot oder verschwunden waren. Es schien kein Muster zu geben, was Wohlstand, Politik oder Popularität betraf. Sie waren über die Kontinente und Regionen verteilt und führten reiche wie arme Nationen. Als der Nachrichtensprecher zu einer Wiederholung seines Berichts ansetzte, ging Max eilig zu Julie hinüber und kniete sich neben das Sofa.
»Seit wann berichten sie darüber?«, fragte er sie leise.
Sie sah durch ihn hindurch, als sei er ein Geist. Ihr wich alle Farbe aus dem Gesicht; sie sprang von der Couch auf und lief aus dem Raum. Vollkommen verblüfft folgte Max ihr und rief ihr nach, aber sie beachtete ihn nicht, sondern huschte schnell durch das Foyer und die Treppe hinauf in Richtung der Mädchenschlafsäle. Max stand da und starrte
auf den glänzenden Boden, während Julies Schritte langsam verklangen.
Andere Schritte – schnell und zielgerichtet – kamen aus dem Flur, der zu Mrs Richters Büro führte. Cooper trat ins Foyer. Ohne Max auch nur eines Blickes zu würdigen, schritt der Agent in die Nacht hinaus.
KAPITEL 4
Das Rätsel und das Gewölbe des Roten Dienstes
Z wei Wochen nach den tragischen Ereignissen hielt Bellagrog am späten Nachmittag wieder einmal Hof, wie sie es gern zu tun pflegte. Max konnte ihr ansteckendes Lachen in der Ferne dröhnen hören, als er auf das Herrenhaus zuging. Holzrauch lag in der Luft und die Blätter waren orange und gelb gefärbt. Eine prächtige weiße Gans watschelte neben ihm her und hielt in regelmäßigen Abständen inne, um sicherzustellen, dass das Dutzend Gänschen hinter ihr mit ihr Schritt hielt und keinen Unfug anstellte.
»Also, keine Worte der Weisheit?«, fragte Max. »Ich meine, wir haben einander den ganzen Sommer hindurch geschrieben, und jetzt sieht sie mich nicht einmal an …«
»Ich werde nicht so tun, als verstünde ich junge Mädchen«, seufzte die Gans. »Ich habe über zweihundert Klassen diese Schule durchlaufen sehen, und während die Zeiten sich ändern, bleiben junge Mädchen wetterwendische, rätselhafte Tiere. Du solltest dir ein nettes Robbenweibchen suchen.«
Als Hannah ihm einen spielerischen Knuff mit ihrem Flügel versetzte, lächelte Max.
»Du bist zu jung für ein gebrochenes Herz«, fuhr sie fort.
»Der Job ist schon vergeben an diese prächtige Gans, die mit zwölf Mäulern, die sie füttern musste, schnöde sitzen gelassen wurde! Vergiss sie einfach, mein Lieber.«
»Ich werde es versuchen«, seufzte Max, während Hannah den Pfad verließ und auf ihr Nest am Rand des Obstgartens zusteuerte. Es widerstrebte ihm, sich von ihr zu verabschieden. »Möchtest du dich mit auf die Terrasse setzen?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Warum?«, fragte Hannah zurück, und ihre Stimme wurde plötzlich schrill. »Soll ich etwa um diese abscheuliche Hexe herumscharwenzeln, während sie ihr Lügengarn spinnt? Nie im Leben! Dieses Frauenzimmer streicht ständig um das Nest herum und gurrt hinter den Gänschen her. Als wüsste ich nicht, dass sie sie bei der ersten Chance, die sich ihr böte, wie Popcorn verspeisen würde!«
Die Gans watschelte davon und rief hinter ihren Kindern her, die sogleich zu ihrer Mutter eilten. Max schlenderte durch den Obstgarten und betrachtete die vielen Reihen von Apfelbäumen, deren goldene Früchte für Absolventen von Rowan standen, die aus diesem Leben geschieden waren. Als er aus dem Obstgarten kam, erklang vor ihm weiteres Gelächter; Bellagrog saß auf einer der Bänke der Terrasse und ließ eine großzügig bemessene
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