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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Grünke
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aus Lichtern zu sehen und die Aussicht zu genießen. Egal wie häufig ich schon nachts über Berlin geflogen bin, jedes Mal bin ich fasziniert von den Ausmaßen dieser Stadt.
    Doch so schön es hier oben ist, so ernüchternd ist die Landung in Schönefeld. Dieser Flughafen ist eine Katastrophe! Weil er so trostlos ist, aber noch viel mehr, weil er einfach zu klein ist. Vor allem beim Abflug gibt es nie genug Sitzplätze vor den Gates, die Leute sitzen und wälzen sich auf dem Boden. Aber die Flughäfen in Berlin sind ein Thema für sich.
    Ich sitze im Flieger aus Brüssel. Hinter mir liegt ein ereignisreiches Wochenende mit einer Theaterpremiere und zwei Ausstellungseröffnungen. Bei einer Gruppenausstellung in Antwerpen hatte ein befreundeter Künstler eine Mauer quer durch die Galerie gezogen. An einem Ende der Mauer befand sich ein etwa 80 mal 80 Zentimeter großes Loch, durch das man hindurchklettern konnte, um auf die andere Seite zu gelangen.
    Nach über einem halben Jahr auf der Baustelle sah ich diese Installation nun mit anderen Augen.
    «Warum hast du an der Oberkante einen Schlitz gelassen? Und warum legst du die Steine nur aufeinander, wenn du eine Mauer darstellen möchtest?», frage ich Robin.
    «Es ist doch klar, was ich meine. Außerdem hätte ich die Steine zertrennen müssen, um ganz bis zur Decke zu stapeln.»
    «Ja, stapeln! Das ist genau, was mich stört. Eine Mauer braucht Mörtel. Ich könnte dagegentreten, und sie würde einbrechen. Dadurch verliere ich das Gefühl, wirklich abgetrennt zu sein. Weißt du, was ich meine?»
    «Hm, vielleicht hast du recht.»
    «Das nächste Mal helfe ich dir, das richtig zu mauern.»
    «Du? Woher kannst du das denn?»
    «Ich arbeite in Berlin seit über einem halben Jahr auf einer Baustelle. Ach, das weißt du noch gar nicht?»
    «Du? Aufm Bau? Das ist ja witzig. Aber okay, dann versuchen wir das mal. In sechs Wochen geht die Ausstellung nach Gent, dann hilfst du mir. Was kostet denn das Material?»
    «Der Mörtel kostet so gut wie nichts, und die kleinen Steine können wir mit ’ner Flex schneiden. Dann sparen wir uns die Miete für ’ne richtige Steinsäge. Falls du mal in Berlin ausstellst, können wir alles von der Baustelle bekommen. Kein Problem.»
     
    Die Maschine setzt ruppig auf, und schon wenige Momente später wird die Meute hektisch. Die Leute springen auf, rempeln sich gegenseitig weg und zerren alle gleichzeitig an ihrem Handgepäck.
    Immer wieder frage ich mich, was die Menschen in dieser Situation nur reitet. Es dauert noch mindestens zehn Minuten, bis die Türen sich öffnen. Und durch diese kollektive Panikattacke geht es nicht schneller. Also immer mit der Ruhe.
    Ich hasse diese Billig-Fluggesellschaften. Besonders wegen diesem albernen System mit der freien Platzwahl und den sogenannten «Priority-Fluggästen». Wie die hinter der Absperrung in ihrem Extra-Wartebereich stehen und sich tatsächlich für etwas Besseres halten, weil sie zehn Euro mehr bezahlt haben. Das Beste daran sind die hochnäsigen Blicke auf die «normalen» Passagiere, während sie zuerst in den kleinen Billigflieger einsteigen dürfen. Sich einmal im Leben als VIP fühlen.
    Die S-Bahn fährt mal wieder nicht. Der wievielte Streik in diesem Jahr ist das? Also schnell in den Bus Richtung U-Bahn Rudow. Vor mir in der Menge, die sich in den Bus drängelt, stehen ein paar Business-Typen, die ich aus dem Flugzeug wiedererkenne. Ich setze mich in den hinteren Teil des mit Touristen und Koffern vollgepackten Busses. Plötzlich klopft jemand von außen gegen die Glastür. Ich schaue rüber. Ach du Scheiße! Der Busfahrer wird den Kerl doch wohl nicht rein… In diesem Moment schiebt sich schon die Tür direkt vor meiner Nase auf. Und spätestens jetzt weiß ich, dass ich wieder in Deutschlands Hauptstadt bin.
    Herein kommt ein vollkommen versiffter Typ, der klimpernd und klirrend einen Einkaufswagen randvoll mit leeren Pfandflaschen in den Bus drückt. Sofort macht sich ein fauliger Gestank im Bus breit. Eine Mischung aus saurem Bier und tagealtem Schweiß. Ein ranziger Flaschensammler mit seiner Tagesbeute. Die Anzugträger versuchen sich angewidert in die andere Ecke zu drängen, aber in dem kleinen und vollbesetzten Bus ist das schwierig. Und dann fängt der auch noch an zu betteln: «Ey, haste vielleicht ’n bisschen Kleingeld übrig, Alter?»
    Flaschensammler sind ein ziemlich neues Phänomen. In Berlin kann man eine leere Pfandflasche ohne schlechtes Gewissen irgendwo

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