Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)
hat nur den einen.«
»Den Wagen mit dem Kennzeichen …« Braig schielte auf den Monitor seines Handy, las die Buchstaben- und Zahlenkombination ab.
»Das ist er, ja. Wieso wollen Sie das wissen?«
»Weil das Auto gestern Abend gegen 19.30 Uhr in Eningen unter Achalm als Unfallverursacher notiert wurde. Der Fahrer kümmerte sich aber nicht weiter darum, sondern beging Fahrerflucht. Was wissen Sie davon?«
»Alex’ Auto?« Edith Heiser streckte ihren Kopf überrascht nach vorne, starrte ihrem Gegenüber mit weit geöffnetem Mund ins Gesicht. »Deshalb war er so aufgeregt.«
»Herr Schwalb?«
Sie nickte nur mit dem Kopf.
Die traut es ihm tatsächlich ohne jeden Vorbehalt zu, überlegte Braig. Oder … »Er hat es Ihnen erzählt?«, fragte er.
»Die Sache mit dem Unfall? Nein, das höre ich jetzt zum ersten Mal.«
»Auch nichts von der Entführung?«
»Was für eine Entführung? Die aus den Nachrichten?«
»Ein junges Mädchen.«
Die Frau schien überhaupt nichts mehr zu begreifen. »Was soll Alex damit zu tun haben?«
»Sie wissen es nicht?«
»Alex?« Edith Heiser schüttelte empört den Kopf. »Quatsch! Was wollen Sie ihm denn da anhängen?«
»Nichts«, sagte Braig. Er hob abwehrend seine Hand, versuchte, die Frau zu beruhigen. »Wissen Sie zufällig, ob Herr Schwalb irgendwo in der Nähe von Eningen eine Baustelle hat?«
»Dort? Nein, das wäre mir neu. Seine Baustellen liegen alle in der direkten Umgebung von Stuttgart.«
»Sie sind sich sicher?«
»Ja, ich bin mir sicher«, erklärte sie mit Nachdruck. »Das hätte er mir erzählt, wenn er jetzt auf einmal auch noch in einer anderen Gegend rumwühlen würde. Das könnte er außerdem gar nicht mehr packen. Der hat genug am Hals.«
Dann gibt es also nur einen Grund, warum er bei Eningen unterwegs war, überlegte Braig. »Hat Ihr Partner noch eine andere Wohnung? Außer der in Göppingen, meine ich.«
»Eine andere Wohnung? Nein, wieso?«
»Ein Wochenendhaus oder einen Platz, wo er etwas, sagen wir, verstecken könnte?«
»Was sollte er denn verstecken wollen? Er hat genügend Baustellen, wo er …« Sie hielt inne, sah ihn mit großen Augen an. »Nein! Sie glauben doch nicht allen Ernstes, er hätte dieses kleine Mädchen da, das dauernd in den Nachrichten kommt …« Edith Heiser schüttelte entrüstet ihren Kopf. »Sie sind verrückt!«
Die Baustellen, ging es Braig durch den Kopf. Natürlich, das war es. Wir müssen alle Baustellen genau überprüfen, dort finden sich garantiert Unmengen guter Möglichkeiten, jemanden zu verstecken. Er sah ihre zornerfüllte Miene, versuchte, sie zu besänftigen. »Sie sind dann also verspätet in das Konzert«, sagte er. »Gemeinsam. Und dann?«
»Doch nicht gemeinsam. Ich sagte Ihnen doch, zwanzig vor neun stürmte ich aus seinem Karren und ließ ihn stehen. Fertig, das war’s.«
»Herr Schwalb ging nicht mit?«
»Nein! Was denken Sie! Wir hatten uns dermaßen in den Haaren …« Sie ließ ein abfälliges Zischen hören, winkte mit der Hand ab. »Der drückte aufs Gaspedal und raste wie ein Bekloppter davon. Wie immer, wenn es nicht so läuft, wie er will.«
»Sie wissen nicht, was er anschließend gemacht hat?«
»Nein! Zum tausendsten Mal: Nein! Zwanzig vor neun haben wir uns getrennt. Endlich! Der Scheißkerl interessiert mich nicht mehr. Soll er doch mit seinem Karren gegen die Wand rasen!«
»Wenn ich richtig informiert bin, müssen Sie nicht länger auf die Erfüllung Ihres Wunsches warten«, gab Braig zur Antwort. »Vor wenigen Minuten mussten sie ihn aus einem Auto schweißen.«
Die Überraschung schien geglückt. Zum zweiten Mal im Verlauf ihrer Unterhaltung fehlten seiner Gesprächspartnerin die Worte, ihm ihre aggressive Stimmung zu veranschaulichen.
13. Kapitel
Sich den Anblick der Preisverleihungs-Feierlichkeiten zu ersparen, war an diesem Tag unmöglich. So sehr Braig sich bemühte, er hatte keine Chance. Die Bilder aus der Liederhalle flimmerten auf allen Kanälen, verdrängten die Schreckensbotschaft von der Entführung des Mädchens wenigstens für ein paar Stunden von den Monitoren. Wer auch immer in der Region von Rang und Namen zu sein glaubte, nutzte das Ereignis, sich im grellen Scheinwerferlicht der Kameras in Szene zu setzen.
Sehen und gesehen werden
– allzu vielen war es ins Gesicht geschrieben, wie sehr sie seit Wochen danach gierten, endlich wieder dem primären Inhalt ihres Lebens frönen zu können.
»Meine Herren, woher kommen nur all diese aufgeblasenen
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