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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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spürte es impulsiv, war eine reine Lüge, ohne große Überlegung von sich gegeben, höfliche Formalität.
    »Wir werden ihn finden«, versuchte er ihr Mut zuzusprechen, »er wird lebenslang dafür büßen.« Was für ein erbärmlicher Trost, überlegte er, was für eine schale Hoffnung. Was nützt es der ihrer einzigen Vertrauensperson beraubten, vom Schicksal bisher so gebeutelten jungen Frau, von Vergeltung zu sprechen?
    »Sie haben ihn immer noch nicht?«
    Braig versuchte, seinen Frust nicht hörbar werden zu lassen. »Ich kann es noch nicht genau sagen. Die Ermittlungen sind sehr kompliziert.«
    Sie schwieg, war viel zu deprimiert, die Initiative zu ergreifen.
    »Ich benötige Ihre Hilfe«, sagte er. »Darf ich Sie nach einer für uns wichtigen Sache fragen?«
    Sie gab nur ein leises »Hm« von sich, wartete dann.
    »Christina. Hatte sie einen Freund?«
    »Es war vorbei«, antwortete sie.
    »Schon länger?«
    »Vier, fünf Monate. Oder noch früher.«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Lorenz.«
    »Mit Vor- oder mit Nachnamen?«
    »Mit Vornamen. Sein Familienname ist Meyer. Mit e, y.«
    Er notierte es sich, fragte dann weiter. »Christina hatte in den letzten Monaten keine Verbindung mehr zu ihm?«
    Rebekka Bangler antwortete nicht sofort. Braig ließ ihr Zeit, wartete schweigend.
    »Er stellte ihr nach«, erklärte sie schließlich, »obwohl er längst eine Neue hat.«
    »Er stellte ihr nach? In welcher Form?«
    »Er rief an, kam her, tauchte dort auf, wo sie gerade war.«
    »In den letzten Wochen noch?«
    »Ich glaube schon«, sagte sie zögernd, »Christina erwähnte es nicht gern. Ich bekam es nur zufällig mit.«
    »Er belästigte sie also?«
    »Meyer ist ein Schwein.«
    Braig spitzte die Ohren, sah Neundorfs interessierte Miene. »Inwiefern?«
    Seine Gesprächspartnerin zögerte wieder. »Christina war nur eine unter vielen«, presste sie dann hervor. »Aber sie brauchte lange, bis sie das endlich kapierte.«
    »Und dann?«
    »Sie wollte nichts mehr von ihm wissen. Aber er gab keine Ruhe.«
    »Würden Sie ihn als eifersüchtig bezeichnen?«
    »Und ob. Dabei war er es, der jedem Rock hinterher rannte.«
    »Ist es möglich, dass er Christina in den letzten Wochen noch anrief und sich erkundigte, was sie gerade machte?«
    »Ganz bestimmt. Wenn er gerade nichts anderes zu tun hatte.«
    Braig trank den Rest seines Kaffees, fragte nach der Adresse des Mannes.
    »Wo er wohnt? In Leonberg. Aber die Straße weiß ich nicht. Meyer ist reich. Er hat mehrere Wohnungen.«
    »Wie kam er mit Christina zusammen?«
    »Sie ging noch zur Schule. Er sprach sie an, in Winnenden. Ich glaube, er hatte dort beruflich zu tun. Autos, er verkauft gebrauchte Autos. Meyer fing sie jeden Tag auf dem Schulweg ab, lud sie ein. Zum Essen, Trinken, ins Kino. Bis sie nachgab. Unsere Eltern wussten nichts davon.«
    »Dann war es eine längere Beziehung?«
    »Über zwei Jahre lang«, erklärte Rebekka Bangler, »Christina hatte sich tatsächlich in ihn verliebt. Obwohl ich das bis heute nicht verstehe.«
    Braig sah, wie Neundorf von ihrem Kaffee trank, erinnerte sich an das fehlende Handy. »Noch eine andere Frage: Wissen Sie zufällig, mit welchem Netz Christina telefonierte?«
    Seine Gesprächspartnerin überlegte. »Ich weiß es nicht. Ihr Handy war von ihm«, sagte sie dann. »Er hat es ihr geschenkt.«
    »Sie sprechen von diesem Lorenz Meyer?«
    »Ja. Sie wollte es loswerden. Er zahlte schon immer ihre Gebühren. Ich weiß nicht, weshalb sie es immer noch hatte. Aber sie benutzte es kaum mehr, ließ sich eigentlich nur noch anrufen. Und er nutzte das immer wieder aus.«
    »Vielleicht fällt Ihnen doch noch ein, um welches Netz es sich handelt. Würden Sie mich dann bitte verständigen?« Braig bedankte sich für ihre Information, wünschte ihr alles Gute, beendete das Gespräch.
    »Er könnte es sein«, meinte Neundorf, »falls dieser Böhmer die Wahrheit sagte.«
    Er schob seine Tasse zur Seite, suchte Lorenz Meyer im Computer, einen der in Leonberg gemeldet war. »Meyer gibt es wie Sand am Meer«, sagte er, »aber zum Glück nur einen mit Vornamen Lorenz. Zudem mit dem Vermerk Gebrauchtwagenhandel.«
    »Also. Dann haben wir ihn.«
    Braig druckte den Namen und die Telefonnummern Meyers aus, ließ ihn dann in der zentralen Datei überprüfen. Der Computer bat um Geduld, signalisierte kurz darauf mit dem Aufblinken eines Ausrufezeichens, dass etwas gegen den Mann vorlag.
    »Interessant. Der Typ scheint bekannt zu sein«, knurrte er, »falls

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