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Schwätzen und Schlachten

Schwätzen und Schlachten

Titel: Schwätzen und Schlachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Roßbacher
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Bad und schaute sich unauffällig nach Frederik Sydow um.
    Suchst du was, fragte Glaser.
    Nein! Stanjic ließ erschrocken davon ab, unter das Sofa zu linsen, er musste dringend an seiner Unauffälligkeit feilen.
    Mit den Maßnahmen hast du übrigens recht, sagte Glaser aus der Küche, den Altersmaßnahmen meine ich. Jetzt, wo ich unerbittlich auf die Vierzig zugehe. Das findet meine Versicherung auch, sie denken aber eher an meinen physischen Verfall und empfehlen mir Filine.
    Wirklich? Stanjic ging ihm nach, setzte sich an den Küchentisch und trank den kalten Kaffee aus den beiden leeren Tassen. Was ist denn das für eine Versicherung, ich glaube, zu der wechsle ich auch. Ab vierzig kriegt man eine Frau zugesprochen, von Amts wegen, das nenne ich innovativ.
    Ja, das ist fantastisch. Ich habe mich nur noch nicht in die Filiale getraut, ich bin doch so schüchtern.
    Wir können zusammen hingehen, dann hole ich mir meine auch gleich ab.
    Wie soll sie denn heißen.
    Katharina, sagte Stanjic prompt, Katharina soll sie heißen.
    Glaser warf gerade ein paar Kartoffeln in die Spüle, er hielt inne, drehte sich um, Katharina?
    Stanjic errötete, jetzt hatte er natürlich einen kapitalen Fehler gemacht, wie dumm war er eigentlich. Wär er ein Detektiv und in einer Detektiveninnung, hätten sie ihn mit sofortiger Wirkung aus dieser hinausgeworfen, mit einem gewaltigen Tritt in den Hintern, und schlagartig sah er den Konjunktiv in einem ganz anderen Licht, in einem getrübten. So aber konnte er gottlob denken: Was kratzt mich die Innung. Er würde einfach darüber hinweggehen, so tun, als wäre rein gar nichts dabei, ja, sagte er harmlos, Katharina.
    Katharina wie die Katharina aus Zürich, hakte Glaser nach.
    Ach stimmt, Stanjic griff sich an die Stirn, die hieß ja auch Katharina, hatte ich ganz vergessen.
    So. Glaser musterte ihn einen Augenblick lang, vergessen hast du das, ja? Er drehte sich dann wieder um zu seinen Kartoffeln, begann sie zu waschen und zu bürsten.
    Aber es gibt natürlich noch viele andere Katharinas, sagte Stanjic nach reiflicher Überlegung.
    Natürlich.
    Irgendeine wird wohl auch für mich dabei sein.
    Das wollen wir doch schwer hoffen. Hier, schälen, hobeln, schichten.
    Stanjic nahm die Schüssel mit den gewaschenen Kartoffeln in Empfang, was gibts denn.
    Kartoffelgratin und Salat.
    Essen wir nicht mehr im Tante? Heute gibt es Blumenkohlsuppe.
    Ich denke, wir haben Probe. Ich weiß zwar nicht, welcher Schwachkopf eine Abendprobe anberaumt hat, aber bitte. Er warf einen Blick auf die Uhr, wo Frederik bloß bleibt.
    Das frage ich mich auch, immer dieses Zuspätkommen!
    Stanjic schälte, hobelte und schichtete und bestreute umsichtig jede Lage mit Salz und Pfeffer, während Simon ein paar Sachen umgruppierte, Bücher stapelte und davontrug, alte Briefe bündelte und ins Feuer warf, Geschirr einsammelte und in die Spüle stellte. Diese zwei leeren Tassen, dachte Stanjic, während er ihn dabei beobachtete, das war natürlich höchst auffällig, mit wem hatte er Kaffee getrunken? Gab es womöglich verräterische Spuren? Lippenstiftabdrücke? Nein. Das war schlecht. Er fand es betrüblich, dass Frauen heutzutage nicht mehr mit der gleichen Selbstverständlichkeit Lippenstift auflegten, wie sie Unterwäsche anzogen, andererseits war er auch felsenfest davon überzeugt, dass seine Lippen nur anmalte, wer zu wenig zu küssen hatte, der Lippenstift und das Küssen schlossen sich von vornherein aus und er fand es wiederum für sich persönlich höchst ermutigend, dass die Frauen das Küssen dem Anmalen vorzogen. Also: keine Lippenstiftspuren. Er musste sich das unbedingt notieren. Generelle Kussbereitschaft der Person x , er würde sich das alles aufschreiben müssen, das grenzte ihre Suchquadrate sofort enorm ein.
    Simon Glaser räumte die Einkaufstasche aus, die noch halb voll auf einem Küchenstuhl gestanden hatte, da habe ich einmal, sagte er, während er Nudeln in Vorratsbehälter schüttete und die Gläser mit Honig und Sesampaste ins Regal räumte, einmal nur habe ich versehentlich den Kaffee in die Zuckerdose gefüllt und musste also zwangsläufig dann den Zucker in die Kaffeedose tun, und seither komme ich aus diesem Teufelskreis nicht mehr heraus. Der Kaffee verbraucht sich ungleich schneller als der Zucker und ich glaube, die Möglichkeit, dass einmal der Tag kommt, an dem beide zugleich enden, ist verschwindend gering.
    Seit wann trinkst du so viel Kaffee, du hast doch nie Kaffee getrunken. Was ist

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