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Schwarze Heimkehr

Schwarze Heimkehr

Titel: Schwarze Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric van Lustbader
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der Mann mit den bernsteinfarbenen Augen: »Da haben wir ja unseren Detective!«
    Seine geballte Faust traf Croaker ins Gesicht. Er sah Sterne, und wenn sich nicht das Licht der vorüberfliegenden Straßenlaternen auf der gezückten Klinge des Skalpells reflektiert hätte, hätte er vielleicht nichts bemerkt Die Klinge in der rechten Hand des Mannes näherte sich Croakers Kehle. Er schüttelte den Kopf und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Der Mann lächelte grimmig, und Croaker erhaschte aus dem Augenwinkel einen flüchtigen Blick auf das Gesicht eines anderen Mannes, der sich direkt hinter ihm im Inneren des Lastwagens befand. Er sah ein anderes Paar bernsteinfarbener Augen und ein Gesicht, das mit dem ersten identisch war.
    Mein Gott, dachte Croaker, als ihn schlagartig die Offenbarung traf. Eineiige Zwillinge!
    »Nein, ich bin nicht Carlito, der ist tot«‚ sagte der zweite Mann mit den bernsteinfarbenen Augen, als könnte er seine Gedanken lesen. »Ich selbst hatte bei seinem Ableben die Hand im Spiel. Er hat ein trauriges Ende genommen.« Seine Augen blitzten vor tödlicher Intensität. »Daß wir uns so schnell wiedersehen, Cop! Wer hätte das gedacht?
Madre de mentiras
, ich hab’ mich bei unserem ersten Treffen köstlich amüsiert! Und Sie?«
    Der andere Mann mit den bernsteinfarbenen Augen fuchtelte mit dem Skalpell herum. »Antonio!« rief er, während der Wind heulte und die Reifen quietschten. »Er sitzt uns wie eine Zecke im Nacken. Was sollen wir mit ihm anfangen?«
    Nicht mit Sonias Bruder hatte er in ihrem Haus gesessen, schoß es Croaker durch den Kopf, sondern mit Antonio Bonita!
    Es gelang Croaker, seinen rechten Arm in eine aussichtsreiche Position zu bringen, um zuschlagen zu können, aber Heitor Bonita rammte ihm den Absatz seines Schuhs in die Rippen. Der Schmerz durchzuckte ihn, während er nach Luft rang. Heitor trat erneut brutal zu, und Croaker verlor das Gleichgewicht. Er sank auf die Knie, hielt sich aber weiterhin verzweifelt mit den Fingern seiner Handprothese am Türgriff fest, während Antonio ihn mit der Unbeteiligtheit eines Gottes beobachtete.
    Heitor lehnte sich aus der Türöffnung. Sein Blick wurde von dem Licht angezogen, das sich auf Croakers Kunsthand reflektierte. .
    »Was ist das denn?« fragte Heitor. Der Wind trug seine Worte davon, aber Croaker hatte einen eigenartigen Tonfall in seiner Stimme bemerkt.
    »Die Hand«, sagte Antonio. »Ich habe dir davon erzählt.«
    »Ja, das hast du«‚ antwortete Heitor. »Ich will sie.« Die Klinge des Skalpells schoß in einem verschwommenen Bogen herum, und Croaker war klar, was geschehen würde.
    Seine biomechanische Hand schien Heitor zu faszinieren, und wie ein Insektensammler, der auf einer Exkursion eine neue Schmetterlingsart entdeckt, würde er sich die Chance nicht entgehen lassen. Er wollte Croakers Hand am Gelenk abschneiden.
    Croaker bemühte sich, klaren Kopf zu bewahren und seine Kräfte zu sammeln, aber es wurde von Sekunde zu Sekunde schwieriger, seine Stellung zu behaupten. Er blickte zu Heitors Gesicht auf - oder zu Antonios, es gab keinen Unterschied -, und das Blut gefror ihm in den Adern.
    In diesem Augenblick hatte er das unheimliche Gefühl, er läge auf einem Seziertisch festgenagelt. Zwei Augenpaare stierten ihn gierig an, und die Nasenflügel der Brüder blähten sich, als hätten sie frisches Blut gewittert. Ihre Münder verzogen sich zu einem beseelten Lächeln wie bei Männern, die zu einer heiligen Mission aufbrachen.
    Croaker blieb keine andere Möglichkeit. Er ließ die Türklinke los, weil er sonst seine Hand verloren hätte.
    Antonio hatte ihn ohne Vorwarnung gepackt. Seine Finger hielten ihn mit eisernem Griff fest. Vor dem drohenden Sturz auf den unter ihm dahinrasenden Highway gerettet, versuchte Croaker verzweifelt, auf der hinteren Stoßstange festen Halt zu finden.
    Die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Sie war rein instinktiv und kam aus einem dunklen und verlassenen Raum in seinem Geist, wo es keine Gedanken mehr gab. Er hatte vor vielen Dingen keine Angst und war tatsächlich schon vielen geisteskranken Menschen begegnet. Aber diese Zwillinge waren anders. Sie strahlten eine einzigartige, beängstigende Aura aus, die dafür sorgte, daß sich ihm der Magen zusammenzog. Sie glichen zwei Jungen, die entzückt auf dem Grund eines Grabes spielten und von einer so reinen Freude erfüllt waren, daß sie fast schon heilig erschien.
    Der Blick der beiden bernsteinfarbenen Augenpaare

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