Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)
stattfand, unbeschädigt geblieben, deshalb hatte man sich entschlossen, die Konferenz wie geplant weiterzuführen.
David zog sein Handy aus der Tasche und wählte Sonjas Nummer, er wollte ihr sagen, dass er wieder nach Hause kommen würde und dass sie sich gründlich aussprechen müssten. Doch er konnte sie nicht erreichen und gelangte nur auf ihre Mailbox.
Gedankenverloren blätterte er durch verschiedene Tageszeitungen, aber alle schrieben dieselbe Story von der Explosion, die so glimpflich abgelaufen war. Nur in einer amerikanischen Zeitung wurde ein konservativer Senator zitiert, der glaubte, dass es sich um einen Terroranschlag einer in Marokko ansässigen Terrorzelle namens „Schwarzer Skorpion“ gehandelt hätte, den die deutsche Kanzlerin gemeinsam mit der amerikanischen Außenministerin unter den Tisch kehren wollte. Damit würden sie die Bevölkerung belügen. Es sei an der Zeit, amerikanische Truppen auch nach Nordafrika zu schicken, um dort für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
David runzelte die Stirn und strich sich mit seinem Daumennagel über seine Narbe, als er den Artikel überflog. Der Senator verfügte über ein ziemliches Insiderwissen, was darauf hindeutete, dass er von der Operation „Schwarzer Skorpion“ gewusst haben musste. Langsam verstand David die Zusammenhänge. Der Senator unterstützte die ultrarechte Boston Tea Party, der es nur recht war, wenn die USA in Nordafrika aufräumen würden. Die Außenministerin mit ihrer liberalen Politik war ihnen einen natürlich ein Dorn im Auge und deshalb hatte man den Skorpion engagiert, um sie zu töten. Das war allerdings eine ziemlich gewagte Theorie und wahrscheinlich niemals zu beweisen. Doch David interessierte, ob auch die „Abteilung“ Überlegungen in diese Richtung angestellt hatte.
Er holte sein Smartphone hervor und wählte die Nummer von Robyn. Sofort tauchte ihr blonder Haarschopf auf dem Display auf, während sie auf ihren Tablet-Computer sah.
„Stein, Sie haben die amerikanische Zeitung gelesen, nehme ich an“, sagte sie, ohne sich mit einer Begrüßungsfloskel aufzuhalten.
„Wie kommen Sie darauf?“, fragte David und war wie immer verblüfft von Robyns Kombinationsgabe.
„Weshalb sollten Sie sonst wieder hier anrufen?“, erwiderte Robyn. „Sie haben doch erst vor fünf Minuten das Gebäude am Lehniner Platz verlassen. Wenn Sie auf dem Weg zum Bahnhof Zoo sind, dann passieren Sie jetzt die Zeitungsbörse mit den internationalen Tageszeitungen. Sie haben sich natürlich die Schlagzeilen und Kommentare angesehen.“
„Gut kombiniert, Robyn“, machte ihr David ein Kompliment. „Was denken Sie über die Äußerung des Senators?“
„Wir haben hier natürlich die aktuellsten Meldungen: Der Senator tritt Ende des Monats aus gesundheitlichen Gründen zurück und wird seinen Ruhestand in Guam verbringen.“
„Guam? Existiert dort nicht ein CIA-Gefängnis?“, fragte David und musste unwillkürlich lächeln.
„Stein, ich weiß nur, dass es dort ein Luxusresort gibt und das Klima für ältere Menschen hervorragend ist.“
„Wie konnte man ihm beweisen, dass er der Auftraggeber des Anschlags war?“, fragte David ehrlich überrascht.
„Nun, der Senator war so unvorsichtig, eine Mail an Patricia LeBon zu schicken, mit dem Vermerk, dass Henri Duprés den Amerikanern schon öfters gute Dienste geleistet hat. Patricia hat übrigens ein Geständnis abgelegt und einen Deal mit der Staatsanwaltschaft gemacht, um der Todesstrafe zu entgehen. Der Senator hatte sie ja in alle seine Schritte eingeweiht.“
„Ziemlich unvorsichtig von ihm“, sagte David.
„So etwas passiert eben, Stein“, sagte Robyn ungerührt. „Agent Smith wurde übrigens auch verhaftet. Er hat Patricia LeBon mit Insiderinformationen über die Operation ,Schwarzer Skorpion‘ versorgt. Er hat es deutlich schlechter getroffen als der Senator, denn er hat einen Kubaurlaub gebucht, in Guantanamo.“
„Wie geht es Stella Heisenberg?“ Die Frage lag David schon die ganze Zeit auf der Zunge. Immer wieder sah er das zusammengekrümmte Mädchen in der Kiste liegen, ihre leblosen Augen, die bereits den Tod gesehen hatten.
„Ich dachte mir schon, dass Sie danach fragen. Nun, sie befindet sich auf dem Weg der Besserung, aber die Lähmungserscheinungen in den Beinen werden ihr wohl noch länger bleiben.“
„Das arme Mädchen! Der Skorpion hat ihr Leben zerstört!“
„Das klingt sehr pathetisch, Stein. Sie lebt ja noch! Gibt es sonst noch etwas?“,
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