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Schwarzes Gold Roman

Schwarzes Gold Roman

Titel: Schwarzes Gold Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl Anne Bubenzer
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12
    Renate war nach der Schule mit zu Anders gegangen. Doch sein
Vater war aus Trondheim zurück.
    »Leise«, flüsterte er und schaute nach, ob der Vater auf
dem Sofa im Wohnzimmer lag. Freie Bahn. Sie schlichen die Treppe hinauf. Anders
bat Renate zu warten. Er öffnete die Tür zum Elternschlafzimmer einen Spalt.
Es stank nach Alkohol. Der Vater lag auf dem Bett, angezogen, aber schlafend.
Schnell schloss Anders die Tür und blieb einen Moment horchend stehen. Kein
Geräusch zu hören. Gott sei Dank. Er war nicht aufgewacht. Seine Mutter hatte
verboten, im Haus Türen abzuschließen, weshalb Anders auch die Tür zu seinem
Zimmer nicht verriegeln konnte.
    Renate hatte sich schon ausgezogen. Sie erwartete ihn nackt.
Sie küssten sich. Sie murmelten einander in den Mund, legten sich ins Bett,
die Zungen noch immer miteinander verflochten, sie schafften es, schafften es,
die Decke über sich zu ziehen, während ihre Münder aneinander klebten. Das
Bett quietschte. Das war nicht gut. Anders murmelte, Lippe an Lippe: »Wenn
mein Vater aufwacht!« Sie rollten auf den Fußboden, verbunden mit Mund und
Geschlecht. Der Akt hatte etwas Panisches. Halb richteten sie ihre
Aufmerksamkeit auf die Tür, aus Angst, dass der Vater aufwachen und auf der
Suche nach Schnaps herumlaufen und sich in der Tür irren könnte. Doch schon
bald waren alle störenden Gedanken vertrieben. Renate drehte sich herum,
kniete auf allen vieren. Er vergaß Zeit und Ort.
    Aber dann.
    Fremde Geräusche. Etwas polterte im Flur. Renate war hin und
weg. Er war hin und weg. Sie befanden sich im freien Fall zum Himmel. Da
passierte es.
    Aus weiter Ferne nahm Anders wahr, dass der Vater sich an der
Türklinke zu schaffen machte. Er riss die Decke vom Bett und breitete sie
über sich und Renate, die sich instinktiv zusammenrollte. Keine Hand, kein
Fuß war zu sehen, als die Tür mit einem Krachen aufflog.
    Der Vater stand in der Türöffnung wie ein großer
Holzstock. Weggetreten brummelte er: »Was liegst du denn da?«
    Anders konnte nicht antworten. Er lag unter der Decke,
atemlos wie ein Achthundert-Meter-Läufer. Doch das würde dem Vater nicht
auffallen, zum Glück, denn dazu war er zu betrunken und kaputt. Doch Renate
schien dort unter der Decke mit der Unterbrechung nicht einverstanden zu sein.
Ihre Finger rissen das Kondom herunter. Anders musste die Augen schließen und
konnte ein Seufzen nicht unterdrücken.
    Vebjørn fragte: »Was ist los?«
    Anders stöhnte: »Verdammt, du hast mich geweckt. Ich
dachte, du wärst in Trondheim.«
    Im selben Moment schloss sich Renates Mund weich um seinen
Penis. Ein genussvolles Zittern fuhr Anders durch den Körper.
    Der Vater sagte: »Nein, ich bin zurück. Ich … dachte, ich
hätte jemanden gehört.«
    »Wirklich? Sag bloß.«
    Der Vater stolperte. Fast wäre er vornübergefallen, auf
Anders und auf die Decke. Durch einen flimmernden Schleier nahm Anders die
Bewegung wahr: Der Vater klammerte sich an den Türrahmen und blieb
glücklicherweise aufrecht stehen. Unter der Decke leckte Renate wie eine
Ziege. Das war unmöglich. Es ließ sich nicht abwenden. Er biss die Zähne
zusammen, um nicht laut loszuschreien, und schloss die Augen. Renates Fuß
schoss unter der Decke hervor, als es geschah. Ihr Knie krachte gegen die
Schranktür. Aber Papa kriegte nichts mit. Er hatte sich umgedreht und wackelte
zurück zum Bad. Anders bebte wie in hohem Fieber und sah durch einen
Nebelschleier, wie der Vater verschwand.
    Renate kam zum Vorschein, und sie schnappte nach Luft. Sie
lächelte mit klebrigen Wangen. »Du bist geil«, flüsterte er und streckte
den Rücken.
    »Nein, du bist geil«, flüsterte sie. »Du schmeckst wie
Äpfel und Eigelb, Mann, hab ich mir das Knie gestoßen. Glaubst du, er hat was
gemerkt?«
    »Nein.«
    »Ist er krank?«
    »Verkatert.«
    »Sollen wir was essen? Ich habe Hunger gekriegt.«
    »Ich muss erst noch mal zu meinem Vater rein.«
    »Warum?«
    »Er glaubt, dass er stirbt, und will mir sein Testament
diktieren. Geh schon mal in die Küche, du kannst ein paar Brötchen
schmieren.«
    Anders zog sich eine Hose an. Renate lehnte sich an die Tür
und betrachtete sich im Spiegel an der Innenseite der Schranktür. Sie sahen
einander an. Sie lächelte und griff ihm mit allen zehn Fingern ins Haar, als
er sich hinkniete.
    Als er später zu seinem Vater hineinging, lag

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