Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
Vom Netzwerk:
geschehen? Warum zwei Männer in Stücke reißen und nicht alle?«
    »Weil diese zwei noch Männer waren und Gethel nicht mehr. Ich weiß nicht, ob er schon so weit war, bevor er nach Duradh Mal kam, oder ob ihn die Magie, die in diesen Hallen lauert, schließlich für sich gefordert hat. Um meines Stolzes willen hoffe ich auf Letzteres; der Gedanke wäre einfach zu peinlich, ich hätte eine derart verdorbene Seele übersehen. So oder so, Maol hat ihn als das erkannt, was er war, und ihn verschont, damit er das Böse des Wahnsinnigen Gottes in der Welt verbreiten konnte. Diese beiden« – er stieß mit dem Stiefel gegen den Kopf eines Leichnams – »waren gewöhnliche Leute. Ließen sich leicht benutzen, um eine Falle für alle auszulegen, die später kommen würden.«
    »Das erklärt aber die Krallenabdrücke nicht. Ihr seid nicht der Ansicht, dass dies das Werk des zerrissenen Siegels war.«
    »Nein«, gestand Malentir.
    »Was hat diese Abdrücke dann verursacht?«
    »Eine Eisenkralle«, überlegte Kelland laut. »Höher als ein Mann auf seinen Hinterbeinen, Krallen wie ein Löwe, aber länger. Die Abdrücke passen, und wir wissen, dass die Baoziten sie züchten.«
    Bitharn prallte zurück. »Diese Festung war sechshundert Jahre lang versiegelt. Nichts könnte so lange hier drin gelebt haben.«
    »Trotzdem hat er recht«, bemerkte Malentir. »Hier war eine Eisenkralle. Hungrig, ihrer Herren beraubt, hat sie im Kerker verwesende Leichen gerochen und ist auf der Suche nach Nahrung heruntergekommen – oder zumindest glaube ich das. Sie könnte sechshundert Jahre hier gefangen gewesen sein, in den Wahnsinn und in den Tod getrieben und schließlich von Maols Macht über den Tod hinaus, und dann ist sie entkommen.«
    »Woher wisst Ihr das?«, fragte Bitharn.
    »Weil ich sie getötet habe. Ich dachte, diese Eisenkralle sei wegen etwas entkommen, das ich getan hatte; ich habe sie bis nach Vedurras verfolgt, um die Kreatur zu töten, bevor ein anderer ihr begegnete und begriff, dass ich die Siegel von Duradh Mal geöffnet hatte. Als Eure Gesegnete mich in Vedurras fand, habe ich angenommen, es sei einfach Pech gewesen, dass ein Dorfbewohner die Bestie gesehen hatte oder von ihr angegriffen worden war, überlebt und bei den Sonnenrittern um Hilfe ersucht hatte. Jetzt jedoch fügen die Teile des Puzzles sich zusammen und zeigen ein anderes Bild. Allmählich glaube ich, dass Gethel die Eisenkralle ausgeschickt hat, um mich abzulenken, und dass er den Celestianern in einem Moment der Schwäche erzählt hat, wie sie mich finden könnten, nachdem mich das Töten der Kreatur völlig erschöpft hatte. Dann würden – wie er gehofft hatte und wie es geschehen ist – die Sonnenritter in der Lage sein, mich zu fangen oder zu töten und mich als Hindernis bei seiner Erkundung Duradh Mals zu beseitigen. Er hat uns beide als Schachfiguren benutzt.«
    »Seid Ihr Euch sicher, dass es dieselbe Eisenkralle war?«, fragte Bitharn. »Könnte es nicht eine andere gewesen sein als die, die diese Männer getötet hat?«
    »Nein und ja. Wir werden hoffen müssen, dass es nur die eine gegeben hat.« Malentir verschränkte die Hände hinterm Rücken und untersuchte die Tür mit dem Wasserspeier. Zufriedengestellt ergriff er den Ring, der von den Zähnen der Kreatur baumelte, und zog sie auf, wobei er das verrostete Kreischen ihrer Angeln ignorierte. Schwarzer Staub fiel in einer wogenden Wolke aus geisterhaften Gesichtern und greifenden Händen von der offenen Tür. Die Phantomgestalten griffen nach ihnen, und ihre Finger dehnten sich länger als Arme. Kelland hob seinen Schild, um sie abzuwehren. Aber als der Staub sich legte, verschwanden die Gestalten, und die beiden Celestianer wechselten einen unbehaglichen Blick.
    »Du hast sie auch gesehen?«, fragte Bitharn. Sie wusste nicht so recht, welche Antwort sie sich wünschte. Es war schlimm genug, wenn sie sich Dinge einbildete. Wenn sie wirklich waren …
    »Ich habe sie gesehen«, bestätigte Kelland.
    »Und Ihr werdet noch Schlimmeres zu sehen bekommen«, warf Malentir ein. »Wie lange könnt Ihr Euer Sonnenfeuer aufrechterhalten? Als Licht, nicht als tödliche Flamme.«
    »Es kommt darauf an, wie stark es herausgefordert wird.« Kelland ließ seinen Schild mit dem Sonnenzeichen sinken. »Eine Stunde mühelos. Zwei mit einiger Anstrengung.«
    »Dann sagen wir, wir haben eine Stunde. Danach müssen wir innerhalb Eurer Aura reisen. Maols Anwesenheit an diesem Ort ist zu stark, als dass wir

Weitere Kostenlose Bücher