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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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stöhnte und verdrehte die Augen nach oben. »Man verliert ein altes Spielzeug …«
    »Schon gut!«, fauchte Malentir. »Wie bist du hierhergekommen?«
    »Dieser Berg hat eine Krankheit. Es ist … eine körperliche Krankheit. Man kann sie sehen, sie berühren. Also schneidet man sie heraus.« Er formte mit der Hand eine Klinge und zog sie unter dem Ellbogen über seinen Arm. »Das Herausschneiden des Tumors war unsere Aufgabe. Ein geschmolzener Tumor ergibt Talg. Talg ergibt eine Kerze. Entzünde die Kerze … das war das reine Licht. Das beschützte uns.«
    »Ganz offensichtlich nicht. Warum?«
    »Wir wussten, dass die Krankheit … dass sie ein Problem für uns sein konnte. Man konnte sie nicht auf die gewohnte Weise herausschneiden. Man konnte sie nicht mit Metall schneiden. Sie hat die gleiche Haut wie Feuerstein – sie schlägt Funken. Also schneiden wir sie mit Knochen heraus. Mit einem Knochen kann man sie gut spalten – er erkennt in ihr seinesgleichen. Aber selbst dann …« Der Schatten kratzte sich ängstlich den Arm, und Perlen milchigen Blutes zeigten sich, die verschwanden, sobald sie herabfielen. »Selbst dann schuppte sich die Haut und zerfiel zu Staub. Und dann hat man sie in den Augen, im Mund. Also haben wir uns an der Krankheit angesteckt, und sobald man die Krankheit hat … will man nichts anderes. Man will einfach immer mehr. Der Herr war klug. Er verschloss uns den Mund, um uns aufzuhalten.«
    »Natürlich.« Der Dornenlord warf Bitharn und Kelland einen ausdruckslosen Blick zu. »Wollt Ihr noch mehr Gefasel von diesem erbärmlichen Kerl hören?«
    »Warum sind ihre Hände gefesselt?«, fragte der Ritter.
    Malentir wandte sich an den Schatten. »Warum sind deine Hände gefesselt?«
    »Er hat uns den Mund verschlossen, aber wir wollten immer noch mehr. Die Krankheit bringt einen dazu zu essen. Ihre Haut ist süß, und wenn man krank genug ist, fängt man an, sie in den Knochen zu schmecken.« Er hob die linke Hand. Die Spitze seines Ringfingers war weggefressen und entblößte einen zerkratzten, stummeligen Knochen. Der Geist stieß die Finger in den Mund und kaute hektisch. Dabei löste sich das Fleisch von seinen Fingern und hinterließ schwarz gestreifte Knochen, die zwischen den geisterhaften Zähnen knirschten.
    »Fingerknochen würden zwischen diese Stahlnetze passen, nicht wahr? Und ich bin mir sicher, dass diese elenden Kreaturen andere Dinge in hinreichend kleine Stücke reißen könnten, wenn sie nicht gefesselt wären«, überlegte Malentir laut. Er sah wieder die Celestianer an. »Sonst noch etwas?«
    Bitharn schüttelte den Kopf. Kelland verzog das Gesicht. »Nein.«
    »Gut. Es ist ermüdend, mit Maoliten zu reden.« Malentir deutete verächtlich auf den Schatten. Seine Dornenrebe spannte sich, verankerte ihre Stacheln in unwirklichem Fleisch, löste sich dann zu sich windenden Schwaden auf und riss den Schatten in Stücke. Heulend verblasste die Erscheinung in der Düsternis des Kerkers.
    »Was jetzt?«, fragte Bitharn. »Das war nutzlos.«
    »Ganz im Gegenteil«, wandte Malentir ein. »Das hat eine Menge erklärt. Eine Kostprobe des Schmutzes, den sie gesammelt haben, wird vermutlich noch mehr erklären.« Er spähte in eine der Zellen. Im Gegensatz zu den anderen war sie nicht leer; eine Masse rußgefleckter Knochen stapelte sich im Eingang. Der Dorn zog einen menschlichen Oberschenkelknochen heraus, um dessen Gelenkknochen eine Sehne geschlungen war, mit der er noch immer halb an seinem Becken hing. Das Becken war zu einer primitiven Schaufel umgeformt worden, deren Kanten abgenutzt und mit schwarzem Schleim bedeckt waren.
    »Werkzeuge, um die Dunkelheit aus dem Berg zu schneiden.« Der Dorn zog die Schaufel an einer nahen Grube entlang und kratzte etwas Lehm ab. »Den haben sie vermutlich für ihren Herrn gesammelt, und er hat sie dazu getrieben, die eigenen Knochen zu essen. Die Eingeweide von Duradh Mal sind jedoch nicht der beste Ort, um ihn zu studieren, also werde ich diese Probe mit Eurer Erlaubnis mitnehmen und ihr woanders mehr Zeit widmen.«
    »Das ist alles? Ihr wollt jetzt gehen?« Bitharn blinzelte. »Was ist mit den Maelgloth?«
    »Wir haben eine Probe von dem, was sie aus Duradh Mal geholt haben.« Malentir kippte den Inhalt der Schaufel auf ein kleines Stück Tuch, faltete es sauber zusammen und steckte das Bündel in ein Horn mit silbernem Deckel. »Es gibt sonst nichts, was wir von diesem Ort mitnehmen können oder sollten. Jetzt müssen der Sonnenritter

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