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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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nicht, das ihnen der Dornenlord mit seinen Spielchen zufügte.
    Aber sie brauchten seine Magie, und es war besser, Malentir Ungeheuer zu überlassen als Unschuldige. Oder vielleicht nicht? Kelland betastete die gewellten Strahlen seines Medaillons und fragte sich, ob seine Zustimmung zu den Grausamkeiten des Dorns seine eigene untergründige Verderbnis darstellte.
    Wäre es tugendhaft, wenn ich ein wenig mehr leiden würde? Das war eine alte Ketzerei. Vor vierhundert Jahren hatten die Colchennar geglaubt, Mühelosigkeit an sich sei Sünde, und die Gerechten müssten ein Leben in Leid und Askese führen. Ab und zu ließen einige Narren die Praktiken der Colchennar wieder aufleben, um ihre Frömmigkeit zu beweisen. Die Gesegneten brachten sie davon ab – falls nötig gewaltsam –, wenn sie von einer solchen Erneuerung hörten, aber die Gotteslästerung der Colchennar war beharrlich. Die Menschen wollten glauben, dass in Fasten oder Qual Heiligkeit lag. In vielerlei Hinsicht war das einfacher, als die echten Entscheidungen zu treffen, welche die Tugend verlangte.
    Wie die Entscheidung, vor der er jetzt stand, zwischen einem Bösen und einem anderen. Kliasta oder Maol? Grausamkeit oder Wahnsinn? Welche Entscheidung konnte er treffen, die keine Todsünde war?
    Benutzt die Werkzeuge, die ihr habt, hatte der Hohe Solaros sie in der Kuppel gelehrt. Seid vorsichtig damit, seid euch ihrer bewusst, aber benutzt sie. Wunder sind mit leeren Händen schwer zu wirken.
    Der Dornenlord stieg aus der Grube. Die elfenbeinfarbenen Streifen in seinem Haar schimmerten golden im Sonnenlicht des Ritters: Das Blut auf seinen Händen zerschmolz zu treibenden Strängen aus schwarzem Dunst. Ein schwaches, zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.
    Kelland hoffte, dass die Weisheit des Hohen Solaros größer war als seine eigene. »Gibt es sonst noch etwas hier zu tun?«
    »Die Schutzzauber müssen neu gewebt werden«, antwortete Malentir, »und es wäre klug, einige neue Fallen für jene zu errichten, die vielleicht kommen werden, um sie zu prüfen. Wir beide können die alten Siegel nicht erneuern, aber das sollte auch nicht notwendig sein. Unsere Schutzzauber brauchen nur so lange zu halten, bis die Soldaten des Lordkommandanten die Ruinen zurückerobern können. Gethels Maelgloth sind tot; er hat keine Verbündeten mehr an diesem Ort. Selbst einfache Schutzzauber werden ihn daran hindern, zurückzukehren und se ine Vorräte an Schwarzfeuerstein wieder aufzufüllen. Wenn wir schnell zuschlagen, sollten wir ihn fangen und töten können, bevor er begreift, was geschehen ist, und nach Cailan flieht.«
    Bitharn stand am Rand der Grube und sah mit einer Mischung aus Mitleid und Abscheu auf die Leiter der geschundenen Leiber. »Wie konnten diese Jämmerlinge Ang’duradh stürzen?«
    »Das waren nicht sie.« Malentir ignorierte die Leichen in der Grube, verließ den höhlenartigen Kerker und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Runen, die rund um die zerschmetterte Tür schimmerten. »Maelgloth wären für Ang’duradh in seiner Stärke nur eine unbedeutende Unannehmlichkeit gewesen. Die Macht, welche die Festung in die Knie gezwungen hat, war nicht ihre.«
    »Was war es dann?«, fragte sie.
    Malentir berührte das Horn, das den Schmutz enthielt, den er aus der Grube gekratzt hatte. »Ich werde es bald wissen. Nachdem wir diesen Ort verlassen haben.« Er ging davon und studierte die Runen, die weiter von der Tür entfernt waren.
    Als der Dorn weg war, stellte sich Kelland neben Bitharn. Er hob sein Sonnenmedaillon über die ineinander verschlungenen Leichen, legte formelles Zeugnis für ihr Schicksal ab und machte sich daran, das allzu vertraute Gebet am Scheiterhaufen zu rezitieren, das ihre Seelen über die Letzte Brücke geleitete. So viel verdienten sie, wer immer sie gewesen waren.
    Bitharn stimmte in sein Gebet ein. Sie hatten dieses Gebet in Kapellen über Seuchenopfern gesprochen und an einsamen Straßen über ermordeten Reisenden; sie hatten die Leichen von Soldaten gesegnet, von Dienern, von Kindern. Jedoch niemals von Maelgloth, niemals an einem Ort wie diesem.
    Als spüre sie sein Unbehagen, griff sie nach seiner Hand. Er drückte ihre Finger, dankbar um ihre Stärke und ihr Verständnis. Dankbar um das Geschenk der Liebe. Sie war da gewesen, immer, ohne Fehl, sie hatte für ihn Ang’artas Eisenzahnbergen und der vergifteten Düsternis von Duradh Mal getrotzt. Und sie war jetzt hier, ohne dass er sie darum gebeten hatte, und

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