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Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Schwarzfeuer: Roman (German Edition)

Titel: Schwarzfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Merciel
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schenkte ihm Trost, Unterstützung und Zuversicht, wo seine eigene ins Wanken geriet.
    Bitharn stärkte seinen Glauben. Sie war keine Bedrohung, war es nie gewesen. Die einzige Bedrohung war seine eigene Weigerung gewesen, die Wahrheit einzugestehen. Die Lüge war die Sünde. Nicht die Liebe.
    Kelland hob ihre Hand zusammen mit seiner eigenen und wob die Beschwörung für Sonnenfeuer in das Gebet am Scheiterhaufen.
    Celestias Macht erfüllte ihn, setzte seine Adern in Brand. Die Magie folgte der Form seiner Worte und akzeptierte seine Leitung – aber als sie diese Form angenommen hatte, schwoll sie über ihn hinaus, überwältigte seine Kontrolle wie eine Flut, die einen Deich überwand. Goldene Flammen senkten sich auf die Maelgloth hinab, verzehrten ihre hageren, grauen Glieder und strömten aus ihren leeren Mündern. Das Feuer schmolz den Schmutz von ihren Augen und verwandelte ihre Schädel in Flammenschalen, und dann brannte es sich auch durch diese hindurch.
    Es lag eine Pracht darin – aber auch Entsetzen. Das Sonnenfeuer erlosch nicht, als die Leichen verschwunden waren. Kelland konnte es nicht zum Erlöschen bringen . Er hatte nicht mehr Kontrolle darüber, als er besessen hätte, wäre er ein Kiesel in einem Flussbett gewesen, der dem Wasserfall an seinem Ende Einhalt gebieten wollte. Der Sturzbach der Magie trieb den Ritter in die Knie. Er betete nicht länger; er rang um Luft und war außerstande zu denken, geschweige denn zu sprechen, auch nur ein einziges Wort. Jeder Atemzug fühlte sich an, als würden sich seine Lungen entzünden.
    Die Feuersäule schoss höher hinauf und teilte sich, während sie von der Grube der Leichen in die leeren Gruben sprang, und reinigte sie mit feurigen Wirbelwinden. Sie erfüllte die Luft mit flammenden, geblähten Segeln, weiß und gelb und rot; sie umhüllte Kelland und Bitharn in einem Mahlstrom aus Wind und Feuer und ließ sie gestrandet auf einer Insel aus nacktem Fels zurück, während rings umher ein heiliger Zorn tobte. Der Ritter hatte noch nie einen solchen Zaubersturm gesehen, hatte sich nie vorgestellt, dass er einen solchen einmal herbeirufen könnte. Magie durchströmte ihn, tobte durch seine Knochen, versengte jede Faser seines Körpers mit wonnevollem Fieber. Sie drohte ihn zu verzehren. Sterbliche Leiber waren nicht dafür geschaffen, so viel Göttliches in sich zu tragen; sterbliche Geister konnten solche Pracht nicht erfassen. Menschen waren zerbrechliche Gefäße. Sie mit solcher Macht zu füllen, kam dem Versuch gleich, geschmolzenen Stahl in eine Vase aus geschliffenem Glas zu gießen; dergleichen musste sie zerstören.
    Aber in diesem kurzen, weiß glühenden Augenblick zwischen dem Festhalten des Feuers und der Zerstörung durch dieses Feuer lag unvergleichliche Schönheit. Und Macht. So viel Macht.
    Es gab nichts, was er mit solcher Magie nicht tun konnte, dachte Kelland benommen, berauscht vom Göttlichen. Nichts. Er blickte zu der Tür, durch die sich der Dornenlord zurückgezogen hatte und von wo aus er sie jetzt mit ausdruckslosen schwarzen Augen aus der Dunkelheit heraus beobachtete. Er konnte Malentir vernichten, wie er die Leiber der toten Maelgloth vernichtet hatte. Mühelos. In diesem Moment, da Celestias Stärke durch seine Adern floss, konnte er alle Kerker Duradh Mals von ihrer Verderbtheit reinigen. Ja, er konnte den Dorn vernichten, und …
    … und was? Die Menschen von Cardental ihrem Schicksal überlassen? Zulassen, dass Maols Einfluss sich ungehindert bis nach Cailan ausbreitete, wo Tausende – Zehntausende, wenn Menschen die Seuche verbreiteten, wenn sie an Bord von Schiffen flohen – ihm erliegen konnten? Bitharn im Stich lassen, sie Wahnsinn und Tod überlassen? Er konnte sie nicht gefahrlos aus Duradh Mal fortführen; außerstande, durch Schatten zu wandeln, würde er durch die verderbten Hallen der Festung und durch jegliche Gefahren gehen müssen, die dort noch verweilen mochten.
    Nein. Er brauchte Malentir noch. Er konnte den Mann noch nicht töten. Aber die Möglichkeit war vorhanden, das Wissen. Bevor Kelland wegsah, trafen sich ihre Blicke, und er erkannte, dass es der Dornenlord ebenfalls wusste. Der Tag der Abrechnung mochte verschoben sein, aber er würde kommen.
    Noch nicht. Kelland wandte sich wieder dem Kerker zu; die Magie tobte noch immer in ihm.
    Die Gruben waren gesäubert. Kein schmutziger Fingerabdruck war in ihnen verblieben. Sonnenfeuer züngelte in verschnörkelten weißgoldenen Flammen die Wände

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