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Schwarzwaldau

Schwarzwaldau

Titel: Schwarzwaldau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Holtei
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verlängern und geräuschvoll zu machen verstand, bis endlich Vater und Mutter davon Kenntniß nehmen mußten. Da war denn bald ein Entschluß gefaßt. Der früher entworfene Plan, daß sie nach Reichenborn's vollendeter Badecur gemeinschaftlich nach Thalwiese reisen wollten, wurde, weil noch einige Bäder in Rückstand blieben, dahin abgeändert, daß Gustav ihnen voran eilen, die erforderlichen Fünftausend mit nehmen und daß die Familie wenige Tage später ihm folgen werde. Vater Reichenborn versicherte, daß er noch nie in seinem Leben fünftausend Thaler mit so herzlicher Bereitwilligkeit hergegeben, wie diese: einmal, weil sie die Mutter seines theuren Schwiegersohnes aus augenblicklicher Bedrängniß retteten; sodann, weil sie ja gewissermaßen seinen eigenen Interessen zu Statten kämen, denn er betrachte Thalwiese schon wie seine Heimath.
    Gustav bestätigte das und bat ihn, er möge hinzusetzen: wie sein Eigenthum.
    Dann wurde Abschied genommen. Caroline tröstete sich nur durch die Aussicht auf baldiges Wiedersehen und ihr Geliebter setzte dieser Aussicht die hellsten Lichter auf, da er ihr zuflüsterte: »Unser erster Spaziergang ist nach dem kleinen See im Walde, wo ich dießmal nicht schlafen will.«

Dreiundzwanzigstes Capitel.
    Wer es gewesen, den Caroline beim Zwielicht für den in Prag nach sich selbst fragenden, Unheil verkündenden Doppelgänger Gustav's zu nehmen überspannt genug war, darüber können wir, der Andeutungen aus Dresden gedenkend, durchaus nicht im Zweifel sein. Franz hatte bemerkt, daß er aus oberen Fenstern beobachtet und belauscht werde. Er stellte also spätere Nachforschungen behutsamer an und wußte es einzurichten, daß in Teplitz, wohin er den Reisenden folgte, niemand ihn sah, während er doch sehr genau erfuhr, was daselbst vorging. Mit der unumstößlichen Gewißheit: Gustav und Caroline sollten Mann und Frau werden, kehrte der Rachsüchtige zu Emil zurück.
    Welch' scharfes Gift ließ sich nicht aus dieser überraschenden Nachricht bereiten! Tropfenweise flößte der zum Herrn gewordene Diener die gefährliche Mischung Jenem in die Adern: »Sie werden in Thalwiese wohnen; werden unsere Nachbarn sein; vor seiner Gattin wird er kein Geheimniß bewahren; wird seinen Eidschwur brechen; die Tochter wird es ihrer Mutter vertrauen, diese wird es dem dicken Kaufmann ausschwatzen; die Dienstboten, das ganze Dorf wird davon reden; nach Schwarzwaldau wird es dringen und die Mägde werden sich's hohnlachend in den Kuhställen erzählen!«
    »Dem will ich zuvor kommen,« rief Emil in wilder Aufregung; »ich will erst noch einmal vor ihn treten, wie der Geist seiner Vergangenheit, warnend und drohend! Wir gehen, ihn zu finden, ehe es zu spät wird!«
    Franz hatte erreicht, was er gewollt. Sie reiseten miteinander ab.
     
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    Gustav von Thalwiese war, die Wangen mit Carolinens wehmüthigen Wonnethränen benetzt, in sein Gasthaus gekommen, fest entschlossen wirklich sogleich aufzubrechen, doch nicht ganz sicher, ob er nicht unterweges Halt machen und vielleicht in Dresden auf einige Tage Entschädigung suchen werde für den vier Wochen hindurch in seiner Braut und seiner Schwiegereltern Nähe ihm auferlegten Zwang? An Gelde fehlte es ihm ja nicht, Dank sei der Drei, welche sich so widerstandlos in eine Fünf umwandeln lassen.
    Noch überlegte er, ob es nicht zweckmäßig sei, wie ein bescheidener Badegast mit halbländlichem Fuhrwerk, ohne Posthornklang und ohne Aufsehen den Schauplatz seines schwererrungenen Sieges über die Philister zu räumen und knüpfte, von der Klugheit solcher Entsagung erfüllt, mit dem Hausknecht ein darauf bezügliches Gespräch an, als er sich bei Namen rufen hörte. Es sind Gefährten aus den Tagen seiner zügellosesten Verschwendung, die da oben neben ihm einkehrten, und ihn, auf den sie hier durchaus nicht rechneten, mit lautem Jubel begrüßen.
    Sein Bedauern, ihrer Aufforderung zu lustigem Gelage nicht folgen zu können, weil er ohne Säumen abreisen müsse, wird mit Hohn erwidert. »Du stehst in keiner Pflicht und keinem Amte,« heißt es; »Du hast nichts Besseres zu thun, als Deinem Vergnügen zu leben, und wir verfolgen dasselbe Ziel. Einwendungen werden nicht angenommen. Reise morgen, wenn Du willst; dieser Abend, diese Nacht gehören uns! Du bist uns ohnedieß noch Bericht schuldig über Deine sarmatische Schöne« . . . .
    »Um Gotteswillen, schreiet nicht so fürchterlich; aus allen Fenstern gucken neugierige Ohren heraus!«
    »Ha,

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