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Schwarzwaldau

Schwarzwaldau

Titel: Schwarzwaldau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl von Holtei
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er als echter Landwirth über schlechte Zeiten klagt und dabei nichts destoweniger alljährlich taufen läßt.«
    »Diese Aussichten sind keinesweges schlecht,« lachte Gustav, »und Du möchtest herzlich gern mit mir tauschen. Um Dich nicht Lügen zu strafen, will ich euch heute schon den Beweis geben, daß mein Schwiegerpapa nicht gesonnen ist, mich Durst leiden zu lassen. Ich erkläre mich bereit, eure Rechnung hier im Gasthofe zu übernehmen und will mit gutem Beispiele vorangehen, wenn auch für heute noch ohne rothe Nase. Der Wein mag fließen; aber auf seinen Wellen sollen Liebesgötter sich schaukeln, von Rosen umkränzt. Ich untersage, in der Eigenschaft eines Vorsitzenden, die mir gebührt, weil ich sie bezahle, jeden Hinweis auf eheliche Pflichten, goldene Joche, bindende Ketten und häusliche Sclaverei. Ich verlange allgemeine Freiheit der Conversation und gleiche Berechtigung mit euch. Jener Franzose hat den Ausspruch gethan: Liebeshändel würden das höchste irdische Vergnügen sein, wäre es nicht ein noch größeres, davon zu schwatzen. Dieser Mann verdient unter den sieben Weisen, ja über ihnen genannt zu werden. Ob ich morgen früh von euch scheide, dahin zu ziehen, – wohin Gesellen eures Schlages mir nicht folgen dürfen? . . laßt's mich heute vergessen. Noch bin ich frei; Geld hab' ich in der Tasche; am Weine fehlt es nicht. Auf, muntre Schwimmer, kämpft mit den Fluthen!«
    Und die Gläser klangen zur fröhlichen Erwiderung dieser Anrede.
    »Wenn man sich's recht überlegt,« hub derjenige an, den die tolle Sippschaft ›Miß Viola‹ nannte, weil er einem blonden Mädchen glich und immer mit reisenden Engländern verkehrte; »wenn man sich's recht überlegt, kann Gustav nichts Klügeres beginnen, als was er jetzt zu thun im Begriffe steht. Er hat das Seinige geleistet auf dem Felde der Ehren. Mag er heimkehren, im Schatten väterlicher Eichen den Patriarchen zu spielen!«
    »Wie lange denn?« wendete der Vierte, seiner dunklen Gesichtsfarbe und anderer, minder schuldloser Eigenschaften wegen mit dem Spitznamen ›der Zigeuner‹ behaftet, dagegen ein; »er ist noch viel zu jung, um abzuschließen. Was kann er denn Großes durchgemacht haben, ein halbes Kind wie er ist? Sei er jetzt ein Bißchen ermüdet aus dem letzten polnischen Kriege gegangen, ein Bißchen enttäuscht, ein Bißchen überdrüßig, das sind momentane Zustände, die keine Dauer verbürgen. Ehe sich's seine Wärter versehen, wird ihnen der eingesperrte Tiger eines Tages den Käfich zertrümmern und ausbrechen. Der muß noch viel Blut lecken, bis er satt wird! Hat ja noch nichts erlebt!«
    »Ich? noch nichts erlebt?«
    »Was denn, Bürschchen? Was denn? Doch nichts Anderes, als Miß Viola, als höchstens der Baron! Nichts als schlichte, nichtige, in den Sand flacher Alltäglichkeit verlaufende Intriguen, ohne psychologische Bedeutung, ohne ernste Gefahr, ohne furchtbaren Schauder, in welchem zuletzt doch einzig der tiefere, ergreifende Reiz liegt. Für manche Leute,« – und dabei schielte der Zigeuner den Baron und Miß Viola spöttisch an, – »mag das genügen. Dir genügt es nicht, Gustav. Es kann nicht.«
    »Und warum nicht ihm?« fragte der Baron, beleidiget, daß er weniger tragische Elemente in sich führen solle. »Ist Gustav aus festerem Thone geknetet?«
    »Das weiß ich nicht. Doch ich lese in seinen Zügen, auf seiner Stirn, der geheimnißvolle Glanz seines Auges sagt mir, daß es nicht sein Schicksal ist, auf dem Dorfe friedlich zu verbauern.«
    »Zigeuner, Du willst Deinem
nom de guerre
entsprechen: Du giebst Dich mit Propheten-Künsten ab. Gustav ist ein Phlegmatiker, den nur gute Gesellschaft und brausender Umgang stimulirte. Ein geborener Philister, der seinem Stande als verheiratheter Faulenzer Ehre machen wird!«
    »Miß, Du verstehst davon so viel wie die Henne vom – Hahnenkampf, trotz Deines Umgangs mit Engländern. Was er zu thun im Stande ist, – das wag' ich nicht vorherzusagen. Daß er aber in große Thaten, in criminelle Begebenheiten verwickelt sein wird, ja, daß er schon bedenkliche Schlingen trug und trägt, das seh' ich ihm an.«
    Miß Viola und der Baron lachten höhnisch.
    Gustav nahm des Zigeuners Aeußerungen, die Jenen für Scherze in gewohnter Weise galten, ernsthaft. »Lacht nicht über ihn,« sagte er zu den Andern; »es könnte etwas Wahres daran sein.«
    »Jetzt will er sich interessant machen,« rief der Baron: »will uns Räthsel vorlegen und Märchen aufbinden, als ob er

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