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Schwere Wetter

Titel: Schwere Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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man sich mit einer Pilzinfektion nur fühlen kann. Tut mir leid, ich dachte, wir würden über ein anderes Thema sprechen. Was ist mit dem F-6, Liebster?«
    »Ach, eigentlich gar nichts«, meinte Jerry, starr durch die Windschutzscheibe blickend. »Bloß, daß es im Umkreis von
    Hunderten von Kilometern keine Überlebenden geben würde. Uns natürlich eingeschlossen. Das alles in den ersten paar Stunden. Anschließend - ein gewaltiger, permanenter Wirbel auf der Planetenoberfläche. Das könnte durchaus passieren! Es könnte tatsächlich so weit kommen.«
    »Das weiß ich«, sagte Jane. »Aus irgendeinem Grund mache ich mir bloß keine großen Sorgen deswegen.«
    »Vielleicht solltest du dir aber mehr Sorgen machen, Jane. Das könnte das Ende der Zivilisation bedeuten.«
    »Mein Glaube daran ist einfach nicht stark genug, um mir Sorgen zu machen«, erwiderte sie. »Ich meine, ich glaube schon, daß dieses Jahr irgend etwas wirklich Schreckliches passieren wird, aber daß damit alles zu Ende sein soll, kann ich nicht glauben. Irgendwie will mir einfach nicht in den Kopf, daß sich die Zivilisation so leicht unterkriegen lassen würde. ›Das Ende der Zivilisation - was heißt hier Ende? Und überhaupt, welche Zivilisation eigentlich? Es gibt kein Ende. Wir sind viel zu tief darin verwickelt, als daß es ein Ende haben dürfte. Die Probleme, die wir haben, die dürfen einfach nicht aufhören.«
    »Die Atmosphäre könnte sich mit Staub anreichern. Dann bräche ein nuklearer Winter an.« Er zögerte. »Ein stärkerer Temperaturabfall würde den Wirbel natürlich aushungern.«
    »Das sag ich doch! Irgendwas ist es immer! Die Situation kann wirklich schrecklich werden, aber dann taucht irgend etwas so total Abwegiges auf, daß alles andere irrelevant wird. Es hat nie einen Atomkrieg und auch keinen nuklearen Winter gegeben. Es wird auch nie einen geben. Das war nichts weiter als ein billiger Trick, damit man fortfahren konnte, die Umwelt zu ruinieren, und jetzt müssen wir die Folgen ausbaden.«
    Sie seufzte. »Weißt du, als Kind hab ich gesehen, wie der Himmel schwarz wurde - so schwarz wie ein Pik-As. Aber das war nur vorübergehend. Es war bloß eine große Staubglocke. Selbst wenn der F-6 wirklich furchtbar sein sollte, irgendwo wird irgend jemand überleben. Millionen Menschen, Milliarden vielleicht. Sie würden einfach mitsamt dem Chlorophyllzeug, den genmanipulierten Viechern und ein paar Supraleitern in ein Scheißsalzbergwerk hineinmarschieren, und solange sie ihre Virtual Reality und Kabelfernsehen haben, würden es die meisten nicht einmal bemerken!«
    »Vor dem schweren Wetter haben viele so geredet«, entgegnete Jerry. »Das Ende der Welt war's nicht, aber gemerkt haben sie's schon. Falls sie lange genug überlebt haben.«
    »Okay«, meinte Jane. »Wie du willst. Nehmen wir einfach mal an, der F-6 bedeute tatsächlich das Ende der Welt. Was gedenkst du dann zu unternehmen?«
    Jerry schwieg.
    »Hast du Lust, nach Costa Rica zu fliegen? Ich kenne da ein nettes kleines Hotel, da gibt's eisgekühlte Margaritas und 'ne warme Dusche.«
    »Nein.«
    »Du willst den F-6 knacken, koste es, was es wolle, hab ich recht? Natürlich willst du das. Und die gute, alte Janey wird an deiner Seite sein. Natürlich werd ich das. Ende der Geschichte.«
    »Ich mag's nicht, wenn du so redest, Jane. Du bist kein Zyniker.«
    Jane stutzte. Jerry ließ sich seine Verärgerung nur selten so deutlich anmerken. Sie senkte die Stimme. »Schatz, jetzt hör mir mal zu. Mach dir nicht soviel Sorgen um uns. In der Truppe weiß jeder, daß es sehr gefährlich ist. Du hast uns nichts vorgemacht, das ist nichts Neues für uns. Du kannst uns nicht schützen, das wissen wir. Wir sind alle erwachsen - na ja, fast alle -, und wir wissen, was wir tun.« Sie zuckte die Achseln. »Jedenfalls mehr oder weniger. Wir wissen erheblich besser Bescheid als die Regierungsbeamten von SESAME. Und erst recht als die armen Zivilisten.«
    »Ich glaube, wir sollten zu dem Thema eine Versammlung abhalten und das allen klar und deutlich vor Augen führen.«
    »Gut. Prima. Wenn du dich dann besser fühlst. Aber ich kann dir jetzt schon sagen, wie es laufen wird. Niemand wird aufspringen und sagen: ›He, einen Moment mal, Jerry! Ein richtig großer Tornado? Nee, kommt nicht in Frage, tut mir leid, ich hab zuviel Angst, um da mitzumachen.‹ Das passiert in acht Millionen Jahren nicht!« Sie lachte. »Du könntest sie nicht mal mit der Peitsche daran hindern.«
    »Der

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