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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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allein hat reisen lassen. Er muss doch gewiss von dem scheußlichen Mord gehört haben, der ganz in der Nähe von Dundee geschehen ist, vor etwas mehr als zwei Wochen. Ein Lord ist von einem dieser schmutzigen Highlander in seinem Herrenhaus massakriert worden. Was für eine barbarische Tat! Anscheinend war er nicht einmal mehr zu erkennen. Man hat ihn nur an dem Ring, den er an der Hand trug, identifiziert. Merkwürdig, dass der Highlander ihn nicht genommen hat; und dabei stehlen sie für gewöhnlich alles, was ihnen unter die Finger kommt.«
    Mir gefror das Blut in den Adern, und ich erstarrte im Sattel.
    »Wisst Ihr, wer... das getan hat?«, fragte ich zutiefst beunruhigt.
    »Ein gewisser Macdonald, aber wir wissen nicht genau, um wen es sich handelt. Die Untersuchung verläuft ein wenig schleppend. Er war mit einer Gruppe von Kumpanen zusammen, die angeblich fliehen konnten. Dieser Barbar soll auch eine Dienerin aus dem Herrenhaus entführt haben. Die Arme, sie hat wohl nicht dasselbe Glück gehabt wie Ihr«, schloss er und sah mich merkwürdig an.
    Ich wusste nicht, ob ich über seine letzte Bemerkung lachen oder weinen sollte.
    »Ihr seid blass geworden; ich hätte Euch diese Gruselgeschichten nicht erzählen sollen«, sagte er obenhin. »Ich wollte Euch keine Angst einjagen.«
    Dennoch schien er ein gewisses Vergnügen daran zu finden.

    »Was habt Ihr so weit von Edinburgh entfernt zu suchen, und ganz allein?«
    Sein Ton war jetzt deutlich kühler.
    »Das geht Euch nichts an.«
    »Wirklich nicht?«
    Er zuckte die Achseln und verscheuchte mit dem Handrücken ein unsichtbares Tierchen.
    »Das wird sich noch zeigen«, erklärte er. »Für den Moment steht Ihr unter meinem Schutz, bis ich etwas anderes entscheide. Wusstet Ihr, dass die Frau, die aus dem Herrenhaus entführt wurde, ebenfalls Irin war? Sie war ungefähr zwanzig Jahre alt. Wie alt seid Ihr, Catherine O’Donnell?«
    Der Captain schlug mir grob die Kapuze auf die Schulter und zwang mich, ihn anzusehen.
    »Gewiss, für so schöne Augen könnte ein Mann töten...«, murmelte er. »Tatsächlich ist eine Belohnung auf den Kopf dieses Highlanders ausgesetzt...«
    Hundesohn, du glaubst doch wohl nicht, dass ich ihn denunziere!, schimpfte ich lautlos. Ich presste die Lippen zusammen, damit sie nicht zitterten, und versuchte mehr schlecht als recht, eine unbeeindruckte Miene zu wahren. Woher wusste er das nur? Der Captain schien meinen Aufruhr wahrgenommen zu haben, denn er lächelte mit einer gewissen Zufriedenheit und ließ mich los.
    »Ihr kennt wohl nicht zufällig einen Highlander mit Namen Macdonald, oder?«
    »Nein, allerdings nicht.«

    Wir hielten in der Umgebung von Methven nahe einem Bach an. Ich hatte den Captain um Erlaubnis gebeten, mich im Wald erleichtern zu dürfen.
    »Vielleicht sollte ich Euch begleiten?«, spottete er schmunzelnd. »Es könnten sich ja Banditen hinter den Bäumen verstecken und darauf warten, so schöne Beute zu machen.«
    Ich musterte ihn kalt und verächtlich.
    »Wenn ich Eurer Hilfe bedarf, werde ich Euch rufen, Captain«, gab ich zurück und drehte mich auf dem Absatz um, so dass mein Umhang um mich herumflog.

    Dann schlug ich mich in die Wälder und ging am Bach entlang, bis ich von der Straße aus nicht mehr zu sehen war. Ich hatte Captain Turner angelogen; vor allem hatte ich das Bedürfnis, mich zu konzentrieren und zu überlegen, was ich als Nächstes anfangen sollte. Ich konnte nicht bis Perth bei der Dragoner-Abteilung bleiben. Ganz offensichtlich ahnte der Captain bereits, wer ich war; vielleicht hatte er eine Beschreibung von mir erhalten. Er würde mich bestimmt ausforschen, um Informationen über Liam zu bekommen. Doch wenn er glaubte, dass ich ihn auf einem Silbertablett ausliefern würde, dann irrte er sich gewaltig.
    Ich setzte mich an den Rand des Baches und tauchte mit geschlossenen Augen die Hände ins Wasser. Ich musste eine Möglichkeit finden, die Soldaten zu verlassen, denn ich begann zu argwöhnen, dass sie mich möglicherweise festhalten würden, sobald wir nach Perth kamen. Der Captain hatte sich ziemlich deutlich zu dem Thema geäußert, ohne es mir direkt zu sagen. Ich stand unter seinem Schutz, bis er etwas anderes entschied.
    Ich richtete mich auf und wischte mir die Hände an meinem schmutzigen Rock ab. Die Abteilung würde wahrscheinlich Quartier in einer Herberge nehmen, um dort die Nacht zu verbringen. Vielleicht konnte ich dann... Doch ich hatte keine Zeit, meine Fluchtpläne weiter

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