Schwert und Laute
so etwas zu sagen. Was weißt du schon darüber, was ich vorhatte? Was ich durchgemacht habe, nachdem du fortgegangen bist? Du bist ein Feigling, Liam. Aber nicht mit mir...«
Die ganzen ausgestandenen Enttäuschungen brachen sich in mir Bahn. Ich war böse und verbittert, weil er mich mit Gewalt zum Mitkommen gezwungen hatte, weil er mich getäuscht hatte, weil er mich allein gelassen hatte, damit ich als leichte Beute in Meghans Klauen fiel. Weil er zugelassen hatte, dass ich mich in
ihn verliebte. Weil er mich glauben gemacht hatte... Ich versuchte, ihn zu ohrfeigen, doch er hielt meinen Arm fest und verdrehte ihn mir brutal hinter dem Rücken.
»Warum bist du fortgelaufen, Caitlin? Warum hast du nicht auf mich gewartet?«
Am liebsten hätte ich höhnisch aufgelacht, doch ich hielt mich zurück. Er ließ mich los und stieß mich heftig zurück. Ich fuhr herum, um ihm von neuem entgegenzutreten, und rieb mir dabei den gequetschten Arm. Ich beschoss ihn mit bösen Blicken.
»Auf dich warten? Auf dich warten? Also, du bist wirklich dreist! Hältst du mich für so dumm, Macdonald? Wenn du glaubst, dass ich mich damit abfinde, deine Mätresse zu werden und dir dein Bett zu wärmen, sobald diese... verfluchte Gans zu dick dazu ist... Himmelherrgott noch mal... Ich habe gerade lange genug gewartet, um zu merken, wie dumm ich war, dass ich geglaubt habe, du hättest Gefühle für mich hegen können... Ach, verflucht! Was kommt es darauf an, was ich vielleicht geglaubt habe! Du denkst doch nicht, dass ich geblieben wäre, um euch zuzusehen, Meghan und dir, wie ihr vor meinen Augen turtelt und euch zur Schau stellt, oder?«
»Meghan?«
Ungläubig starrte er mich an.
»Aber was hat Meghan mit uns beiden zu tun?«
»Tu nicht so unschuldig, Liam. Elender Schürzenjäger!«
»Wie bitte? Darf ich deine Erinnerung an dein Benehmen – das ich als reichlich kokett bezeichnen würde – auffrischen, und dazu noch mit Colin, du kleine Schlampe. Mit meinem eigenen Bruder, Caitlin! Bist du dir darüber klar?«
»Ich schulde dir nichts, Liam... Jedenfalls nicht auf diesem Gebiet... Ich habe mit deinem Bruder nichts Ehrenrühriges getan. Außerdem hat Colin sich wie ein Gentleman verhalten, im Gegensatz zu ...«
Er packte mich an den Schultern und schüttelte mich, dass der Schmerz durch meinen Körper schoss. Dafür versetzte ich ihm einen kräftigen Fußtritt gegen die Beine.
»Lass mich los, dreckiger Schotte! Du tust mir weh! Ich bereue
bitter, dass ich dir in jener Nacht blindlings gefolgt bin!«, kreischte ich.
Liam ließ mich abrupt los, als hätte er sich verbrannt. Sein Kiefer verkrampfte sich, und seine Augen zogen sich zusammen.
»Nicht so sehr wie ich«, sagte er eisig.
Ich erstarrte und hielt die Luft an. Die Wut, die mich bis jetzt beherrscht hatte, wandelte sich urplötzlich in Furcht. Ich atmete tief durch die Nase ein und schloss die Augen. Meghans Bild schien für immer auf die Innenseite meiner Augenlider gemalt zu sein. Mein Herz klopfte zum Zerspringen. Bleib ruhig..., sagte ich mir immer wieder. Doch die Stimme meines Gewissens war zu leichtgewichtig und wurde von dem heftigen Strudel aus aufgestauter Wut und Enttäuschung, die ich während der letzten Tage erlebt hatte, davongerissen. Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus.
»Wenn meine Anwesenheit dir eine solche Last ist, warum bist du mir gefolgt? Warum lässt du mich nicht gehen? So war es doch abgemacht, oder? Ich habe keinen Grund mehr, in deinem Tal zu bleiben. Ich hatte nichts mehr in Glencoe zu suchen.«
»Du solltest bleiben, bis du ganz gesund bist, und auf meine Rückkehr warten. So war es abgesprochen, wenn ich mich recht erinnere. Colin und Sàra wussten Bescheid. Und außerdem...«
»Das gilt jetzt nicht mehr. Ich bin gesund und kehre nach Edinburgh zurück. Du wirst mich nicht daran hindern.«
Er wurde blass.
»Tu das nicht...«
»Und warum nicht? Das würde all deine Probleme lösen. Du wärest nicht mehr des Mordes angeklagt! Und ich... ich...«
Mit einem Mal wurde mir klar, dass ich mich opfern wollte, um ihn zu retten, ihn und seinen Clan, diese dumme Meghan und Isaak eingeschlossen. Ein schreckliches Schweigen senkte sich über uns herab. Meine Brust war wie zugeschnürt, so dass ich keine Luft in die Lungen bekam. Er ballte die Fäuste, wandte mir den Rücken zu und begleitete seine Bewegung mit einigen groben gälischen Worten. Dann stützte er sich auf den Rahmen der wackligen Tür der alten Hütte und schlug
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