Schwert und Laute
wiederzukommen?«, fragte ich leise und flocht langsam meine Haare auf.
»Nein, nicht zu Anfang. Das war meine erste Schlacht, und mein Blut kochte vor Kampfeslust. Ich hatte zuvor schon an zahlreichen Überfällen teilgenommen und mehr als einmal Blut von meiner Klinge gewischt, aber der Krieg... Damals wurde mir klar, dass der Krieg etwas anderes ist.«
Er zog ein Knie zu sich heran, stützte den Ellbogen darauf und ließ das andere Bein ins Leere baumeln. Seine Waden waren in Tierhäute gewickelt, die von Lederbändern gehalten wurden, um sie auf den langen Ritten zu schützen, und wie die meisten Highlander trug er keine Schuhe, wenn es warm war.
»Und worin liegt der große Unterschied?«, fragte ich und zog die feine Linie auf seinem Rücken nach.
»Ein Überfall ist ein bisschen wie ein Spiel. Es ist nicht wirklich eine Vergnügungspartie, denn der Tod ist einem immer nahe, aber die Aufregung, die einem die Herausforderung verschafft, die Gefahr, das ist... ich weiß nicht... berauschend, würde ich sagen.«
Er beugte sich leicht vor, um das Kinn in die Handfläche zu legen. Ich kniete mich hinter ihn und begann, ihm sanft die Schultern zu massieren. Seine Haut fühlte sich unter meinen Fingern kühl und weich an.
»Und der Krieg?«
»Der Krieg... Da sieht einem der Tod ins Gesicht. Er ist da und wartet darauf, seine Klauen in denjenigen zu schlagen, der sich zu nahe an ihn heranwagt. Du spürst seinen Geruch, er sickert dir in die Poren, dringt in dein Fleisch ein und verschlingt alles, sogar deine Seele. Kurz vor der Schlacht, als wir uns alle mit unseren jeweiligen Clans auf den Hügeln von Craig Eallaich versammelt hatten, ergriff uns eine Erregung, die einem Gänsehaut verursachte. Die wachsende Spannung in den Reihen der Krieger war mit Händen zu greifen. Es war ein wenig, als warte man vor
dem Schafott darauf, an die Reihe zu kommen und hinaufzusteigen, ohne wirklich zu wissen, wer wieder herunterkommen würde. Unsere Gedanken wandten sich den Menschen zu, die wir zu Hause zurückgelassen hatten, und wir wünschten uns, sie von neuem in die Arme zu schließen, wenn der Kampf vorüber wäre. Doch zugleich trieb uns dieser wahnsinnige Drang, zu kämpfen und zu vernichten, voran. Für unsere Heimat, unseren König zu kämpfen. Unserem Volk unser Blut als Opfer darzubringen. Als der Feind sich zeigte, mischte sich Furcht unter die Aufregung, die uns bereits die Eingeweide umdrehte. Da habe ich begriffen, dass das kein Spiel mehr war, a ghràidh .«
Ein Schauer überlief ihn.
»Die Sassanachs waren am Ende des Tages gekommen. Wir hatten den ganzen Nachmittag auf sie gewartet und zugesehen, wie ihre Kolonnen weiter unten im Gelände, am Ausgang des Passes, Stellung bezogen. Mehr als viertausend Rotröcke sammelten sich auf der Heide in der Nähe des Garry-Flusses. Wir waren nur ungefähr zweitausend Mann, doch wir hatten den Stellungsvorteil und waren früher eingetroffen.«
Sein Blick verlor sich im Wasser, das zwischen den Steinen und dem Moos strudelte. Ich lehnte die Wange an seine Schulter, schloss die Augen und versuchte, mir ein Schlachtfeld vorzustellen. Der Feind vor mir, der die Ebene bedeckt wie eine Woge, die sich anschickt, mich zu verschlingen...
»Sie waren alle da, die Macdonalds aus Sleat, aus Clanrannald und aus Glengarry. Die Macleans, Macneils, Macleods, Maclachlans, Grants, Frasers, Macmillans ...«
Die Männer waren auf den Hängen unterhalb des Craig Eallaich versammelt gewesen, ein Meer aus Tartan und Stahl. Kurz vor dem Eintreffen der Soldaten Seiner Majestät, die unter dem Befehl von General Mackay standen, hatten die Highlander mit stolzgeschwelltem Herzen James Graham gelauscht, dem Viscount von Dundee, der in seinem roten Rock, mit drei Federn am Barett und einem Becher Wein in der Hand, eine Rede gehalten hatte. »Für unseren König James, für Gott und für Schottland!«, hatte er am Schluss seiner Rede unter dem Beifall der fieberhaft erregten Männer gerufen.
Liam unterbrach seine Erzählung, schloss die Augen und lehnte den Kopf nach hinten. Dann drehte er ihn seufzend ein wenig zur Seite, so dass seine Wange meine Hand streifte, und fuhr fort.
»Der Angriff begann kurz vor Sonnenuntergang. Wie Raubvögel sind wir über sie hergefallen. Wir warfen unsere Plaids ab und stürzten unter den gegnerischen Salven den Hang hinunter, die Schwerter gerade vor uns ausgestreckt und halb hinter unseren Targes 11 verborgen.«
Ich konnte mir leicht das Entsetzen der
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