Schwert und Laute
Fall mit nur ein paar Kratzern aus der Geschichte herauskommen. Doch ich glaube, dass er uns in Ruhe lassen wird. Gewiss, er möchte die Highlander vom Antlitz der Erde verschwinden lassen; aber das will er erreichen, indem er uns auf die Schlachtfelder der Engländer schickt. Was könnte es schließlich Besseres geben, als unerwünschte Personen auch noch für eine gute Sache sterben zu lassen? Nein, es ist Breadalbane, den ich will, aber es wird nicht leicht werden, den verfluchten Bastard zu erledigen.«
»Die Korrespondenz zwischen Breadalbane, Dalrymple und allen beteiligten Offizieren wird doch als Beweis vorgelegt werden...« , warf Donald ein, der soeben ein Gebäckstück in eine Schale mit Milch tauchte.
»Diese Briefe werden nach dem Gutdünken der Kommission gedeutet werden«, unterbrach ihn Liam ärgerlich. »Diese Kommission wird uns nichts nützen. Sie wird nur dem politischen Ehrgeiz der Teilnehmer dienen. Man will den König um jeden Preis reinwaschen. Für diese Leute bedeuten wir nichts, höchstens einen abscheulichen Blutfleck, den man so rasch wie möglich wegwischen will, um endlich wieder zur Tagesordnung übergehen zu können. Doch es ist unser Blut!«
»Warten wir ab, was dabei herauskommt, Liam«, meinte Coll
und legte ihm begütigend die Hand auf den Arm. »Die Untersuchung ist ja noch nicht abgeschlossen.«
»Wenn der Kopf dieses elenden Fuchses Breadalbane nicht fällt, dann werde ich mich persönlich darum kümmern«, erklärte Colin und lehnte sich, ein Glas Whisky in der Hand, auf seinem Stuhl zurück.
Liam warf ihm einen zornigen Blick zu.
»Gar nichts wirst du tun, Bruder. Es ist schon genug Blut geflossen. Niemand wird Campbell anrühren. Wenn er nicht fällt, müssen wir uns eben damit abfinden. Und warten.«
Colin starrte ihn ungläubig an.
»Das sagst ausgerechnet du? Ich kann es nicht glauben...«, setzte er kopfschüttelnd hinzu. »Du hast deine Frau und deinen Sohn verloren, und du bist bereit, diesen Bastard so billig davonkommen zu lassen? Was ist aus dem Highlander-Blut geworden, das in deinen Adern fließt, Liam? Sollte es sich in Sassanach -Blut verwandelt haben?«
Liam richtete sich brüsk auf und wies drohend mit dem Finger auf seinen Bruder. Sein Gesicht war rot angelaufen.
»Wage niemals anzudeuten, dass ich mein Highlander-Blut nicht mehr ehre, Colin Macdonald«, entgegnete er kalt. »Doch blinde Rache wird uns nichts einbringen. Unsere Toten ruhen auf der Eilean Munde. Wir müssen daran denken, die Lebenden zu schützen und auf das Schicksal vertrauen.«
»Das Schicksal, fuich ! Sieh doch, was es uns beschert hat!«
Colin zog ein mürrisches Gesicht und sah mich kalt an. Ich erwiderte seinen Blick und errötete vor Scham. Die Spannung zwischen den beiden Brüdern war mit Händen zu greifen, und ich kannte den Grund dafür.
»Liam hat Recht«, meinte Simon. »Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren. Eines Tages ergibt sich vielleicht die Gelegenheit, unseren Rachedurst zu stillen, ohne unnötig Blut der Unsrigen zu vergießen. Wir müssen uns in Geduld üben.«
»Ich kann euch nicht versprechen, dass ich in der Lage dazu sein werde...«, brummte Colin und verschränkte die Arme.
»John wird nie zulassen, dass du den Clan in Gefahr bringst, und das weißt du ganz genau«, sagte Liam in ruhigerem Ton.
»Andere sind da aber weniger vorsichtig...«
Seine Anspielung war überdeutlich. Liams Gesicht wurde weiß vor Zorn. Meine Finger zitterten so sehr, dass ich mein Weinglas auf dem Tisch abstellen musste, weil ich fürchtete, es würde mir sonst aus den Fingern fallen. Eine bleierne Stille senkte sich über den Raum.
»Hast du mir zufällig etwas vorzuwerfen, Colin?«, verlangte Liam mit ausdrucksloser Stimme zu wissen. »Habe ich vielleicht etwas getan, das du selbst nicht auch getan hättest?«
Colin gab keine Antwort, hielt aber dem durchdringenden Blick seines Bruders reglos stand. Lady Keppoch hüstelte taktvoll und ließ sich in ihr Glas mit Wasser verdünnten Wein einschenken.
»So, ich glaube, jetzt haben wir lange genug über Politik disputiert«, erklärte sie. »Heute soll doch ein Festtag sein, daher schlage ich vor, einen Toast auf Liam und Caitlin auszubringen. Möge Gott ihnen ein langes, glückliches Leben bescheren.«
Alle hoben ihre bis zum Rand gefüllten Gläser. »Slàinte mhath! «, erscholl es im Chor. Alle fielen ein, bis auf Colin, der mich aus seinen traurigen grauen Augen unverwandt ansah.
Den Rest des Tages erlebte ich
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