Schwert und Laute
wie einen überwältigenden Wirbelsturm, der mich mitriss. Liam hatte Vorkehrungen dafür getroffen, dass die Hochzeit in der kleinen Kapelle auf Keppoch gefeiert werden konnte. Die Zeremonie sollte um sechs Uhr abends stattfinden, so dass nicht allzu viel Zeit für die Vorbereitungen blieb.
Lady Keppoch war so freundlich gewesen, mir ein Kleid bringen zu lassen, bevor sie sich in die Küche begab, um Anweisungen für das abendliche Bankett zu geben. Die Robe aus blauer Seide war bezaubernd. Das Oberteil war mit Bändern geschmückt, und die Ärmel, die bis zur Armbeuge reichten, endeten mit drei Reihen Spitzen. Das sehr tiefe Dekolletee war mit einer doppelten Rüsche gesäumt, die züchtig die Rundung des Busens verbarg. Der weite Rock war am Saum mit einer Rüsche aus einem breiten, elfenbeinfarbenen Band besetzt.
Nachdem ich mich in einem herrlichen heißen, parfümierten Bad entspannt und mir die Haare mit einem Tuch getrocknet
hatte, half Màiri mir, in mein Hemd zu schlüpfen und das Korsett anzulegen.
»Aber was ist das denn für ein Folterinstrument?«, murrte ich und atmete aus.
»Sagt Euch einfach, dass es für eine gute Sache ist, Madam«, spottete sie lachend.
Ich hielt mich am Bettpfosten fest, während sie an den Schnüren zog und mir den Brustkasten zusammenpresste.
»Damit bekommt man ja überhaupt keine Luft!«
»Die Damen bei Hof schaffen das auch, und sie tragen es jeden Tag. Da könnt Ihr ruhig ein paar Stunden leiden, bis Mr. Liam Euch daraus befreit«, gluckste sie.
Sie schenkte mir ein Augenzwinkern, das vor Anspielungen nur so strotzte. Ich zog das Kleid über, an dem die Dorfschneiderin kurz zuvor einige kleine Änderungen vorgenommen hatte. Màiri schnürte es zu. Beifällig betrachtete ich das Ergebnis im Spiegel.
»Oh, Mistress Caitlin! Mr. Liam wird glauben, eine Erscheinung zu sehen. Ihr seid bezaubernd.«
Ich drehte mich um mich selbst, wobei die Seide raschelte, und nahm mich genau in Augenschein. Tatsächlich, ich war schön. War dieses Wesen im Spiegel noch das kleine Mädchen, das einmal durch die schmutzigen Gassen von Belfast getollt war, schmutzverkrustet und mit zerrissenem Kleid? Ich lächelte dem Geschöpf zu, das mich ebenso erstaunt und erfreut betrachtete. Wenn da nicht dieses verfluchte Korsett gewesen wäre, das mich fast umbrachte und in meinen Bewegungen behinderte...
»Gefällt es Euch nicht?«, fragte Màiri besorgt, als sie meine zwiespältige Miene bemerkte.
»Doch, doch«, beruhigte ich sie. »Aber könnt Ihr nicht das Korsett ein wenig lockern?«
»Nein, unmöglich! Es ist doch nur für ein paar Stunden, Madam.«
»Schön, dann fahren wir mit der Frisur fort«, murrte ich ergeben.
Màiri besaß wahre Zauberfinger. In wenigen Minuten hatte sie mein Haar zu einem Knoten aufgesteckt und rundherum feine
Zöpfchen geflochten, in denen weiße Heideblüten steckten. Lose Strähnchen umspielten mein Gesicht.
»So, jetzt seid Ihr bereit für Eure Hochzeit«, verkündete sie und trat zufrieden zurück, um ihr Werk besser bewundern zu können.
»Ja...«, antwortete ich nachdenklich.
Die Nervosität begann mir zuzusetzen. Ich fragte mich, ob Liam wohl ebenso unruhig war wie ich. Das wird schon, Caitlin... Atme tief durch und stürz dich dann hinein. Das hatte meine Mutter immer zu mir gesagt, wenn ich angesichts einer Situation, die mir Angst machte, zögerte. Sie fehlte mir schrecklich; ich hätte mir so sehr gewünscht, dass sie heute bei mir wäre. Und Vater... Was würde er sagen, wenn er erfuhr, dass seine einzige Tochter einen Highlander geheiratet hatte? Mein Vater... ich brauchte ihn so sehr. Wahrscheinlich war er in diesem Moment außer sich vor Sorge und fragte sich, was aus mir geworden sein mochte...
An der Tür klopfte es leise, und Màiri öffnete. Lady Keppoch trat ein und nahm mich eingehend in Augenschein. Was sie sah, erfreute sie sichtlich.
»Ihr seid wunderschön, Caitlin«, murmelte sie beeindruckt.
»Danke für das Kleid, es ist herrlich.«
»Es ist mir ein Vergnügen. Ich muss gestehen, dass ich nicht oft Gelegenheit habe, es zu tragen. Gekauft habe ich es auf meiner letzten Reise nach Paris. Heute ist es wahrscheinlich passe; am Hof von Versailles ist man so furchtbar kritisch in Modedingen. Aber ich mag es gern.«
Sie glättete einige Falten am Rock und rückte dann das Korsett zurecht, das ein wenig schief saß.
»So ein Korsett ist natürlich eine Plage...«, meinte sie und verzog das Gesicht.
»Ja, ich weiß«, gab ich
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