Schwert und Laute
aus den Augen gelassen hatte, einen Blick zu. Ihre Wangen röteten sich, und sie stammelte ein paar Worte und entschuldigte sich für ihre Unhöflichkeit.
»Ich rede zu viel, und ihr seid müde und ausgehungert. Verzeiht, wenn ich es an Gastfreundschaft mangeln ließ. Ich...«
Ich schaute zwischen den beiden hin und her und vermutete, dass Patricks Aufenthalt sich möglicherweise um der schönen Augen meiner Schwägerin willen verlängern würde.
»Wie wäre es, wenn wir dieses Gespräch bei einem schönen Kanincheneintopf fortsetzen?«, fragte ich, um das verwirrte Idyll zu beenden.
Der Regen trommelte an die Fensterscheiben des neuen Herrensitzes des Chiefs der Macdonalds von Glencoe, John MacIain. Im Ratszimmer fand eine Versammlung statt. Patrick und ich waren vorgeladen, um Liams Abwesenheit von Carnoch zu erklären. Patrick hielt sich an die Version, die er Sàra gegeben hatte, um mir jede Demütigung zu ersparen. Es war ja auch die Wahrheit, wenngleich er hauptsächlich aus anderen Gründen weggegangen war.
John gewährte meinem Bruder Asyl. Als Liams Schwager war er dem Clan auf gewisse Weise verbunden und schuldete ihm Loyalität. Ich war erleichtert, denn ich wollte nicht, dass er wieder nach Edinburgh abreiste, zumindest nicht, solange Liam nicht zurück war. Er würde also bei mir wohnen.
Nachdem dieser Punkt geregelt war, berieten die Männer über ein neues Problem, das sich in Lochaber aufgetan hatte. Offensichtlich überfiel eine Bande von Strauchdieben die Pachteinnehmer der Camerons von Lochiel und der Macdonalds von Keppoch. Zwei Tacksmen waren ermordet aufgefunden worden, und ein dritter wurde seit mehreren Tagen vermisst. Niemand mochte sich darauf festlegen, wer diese Missetäter waren, doch es wurden Namen genannt, darunter der eines gewissen Campbell, des Anführers. Genauer gesagt, Ewen Campbell.
Ich zappelte unruhig auf meiner Bank herum und fragte mich, ob es sich bei dem Mann, dessen Ermordung ich beobachtet hatte, möglicherweise um den dritten Tacksman handelte. Patrick erriet meine Gedanken und warf mir einen viel sagenden Blick zu.
»Glaubst du, dass es um den Mord am Ufer des Loch geht?«, flüsterte er mir zu.
»Vielleicht... Ob ich das zur Sprache bringen soll?«
»Die Entscheidung liegt bei dir, Schwester. Bist du dir sicher, dass es dieser Campbell war?«
»Ich weiß es nicht; es könnte durchaus mehrere Männer dieses Namens geben«, meinte ich zögernd.
»Wisst Ihr etwas über diese Angelegenheit, Caitlin?«, sagte mir jemand anders leise ins Ohr.
Ich fuhr zusammen und hätte um ein Haar das Bier verschüttet, das vor mir stand. Donald, der neben mir saß, hatte anscheinend unser Gespräch mitgehört. Er warf mir einen Seitenblick zu.
»Habt Ihr diesen Mann noch einmal gesehen? Den, der Euch verletzt hat?«, setzte er lauter hinzu.
Alle Blicke richteten sich jetzt auf mich. Ich erstarrte.
»Also, ich...«
»Habt Ihr etwas zu der Angelegenheit beizutragen, die uns beschäftigt, Caitlin?« Der Chief wandte mir aufmerksam seine drei Adlerfedern zu.
»Vielleicht«, begann ich nervös. »Auf dem Weg hierher haben mein Bruder und ich die Nacht in der Nähe eines Sees in Glen Dochart verbracht, und ich bin Zeugin eines Mordes geworden.«
Ein Murmeln lief durch den Raum, in dem gut dreißig Highlander in den Farben der Macdonalds saßen. John runzelte die Stirn. Meine Geschichte schien ihn zu interessieren.
»Fahrt fort«, ermunterte er mich.
»Ich habe gesehen, wie vier Männer am Ufer eines Sees einen fünften geschlagen und mit einem Schwerthieb getötet haben. Ich hatte mich hinter einem Felsen versteckt. Es war so dunkel, dass ich weder ihre Gesichter sehen noch die Farbe ihrer Plaids erkennen konnte, aber ich habe ganz deutlich gehört, was dieser Unglückliche gerufen hat, ehe sie ihn... niedergestreckt haben.«
»Und?«
»Er hat geschrien: ›In der Hölle sollst du schmoren, Ewen Campbell! Und dein Tal und alle, die dort leben, sollen verflucht sein.‹«
Schweigen senkte sich über die Versammlung. Auf den Gesichtern der anwesenden Männer konnte ich ablesen, dass jeder seine eigenen Schlüsse zog. John Macdonald trommelte mit seinen langen Fingern auf den Tisch aus gewachster Eiche.
»Wenn das, was Ihr berichtet, sich als wahr erweist... dann ist die Lage ziemlich delikat. Dieser Ewen Campbell ist der Neffe des neuen Laird von Glenlyon, Captain Robert Campbell.«
»Beweisen kann ich es nicht«, antwortete ich leicht beleidigt, »aber ich weiß
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