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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Gewitter zieht auf. Vielleicht schaffen wir noch einen ganzen Teil.«
    »Ja«, meinte Sàra zerstreut. Sie schnitt Brot und Käse in Scheiben und legte beides auf einen Teller.
    Ein Stück Käse reichte sie der kleinen Leila, die zu Füßen ihrer Mutter Margaret saß und sich damit unterhielt, ein Wollknäuel abzuwickeln, und winkte mir dann, mich zum Mittagessen niederzusetzen.
Der Geruch, der von einem Teller mit eingelegtem Hering aufstieg, drehte mir den Magen um.
    »Fühlst du dich nicht wohl? Du bist ja ganz blass geworden«, fragte Sàra beunruhigt und sah mich mit einem merkwürdigen Blick an.
    Ich hielt die Hand vor den Mund und holte tief Luft.
    »Es geht schon wieder, ich glaube, ich vertrage heute diesen Fischgeruch nicht.«
    »Hast du am Morgen etwas gegessen?«, fragte Margaret mit sorgenvoller Miene.
    »Nein«, gestand ich ein wenig verlegen.
    Die beiden Frauen warfen einander einen wissenden Blick zu. »Wird dir von Käse auch übel?«
    Sàra lächelte viel sagend. Ich nahm das Käsebrot, das sie mir reichte.
    »Dann iss. Du kannst schließlich nicht mit leerem Magen auf dem Feld arbeiten.«

    Das monotone Hin und Her der Sichel machte mich benommen, und ich schwankte. Eine kräftige Hand stützte mich.
    »Hier, nimm lieber das hier«, sagte Patrick und reichte mir einen Heurechen. »Das ist weniger anstrengend.«
    »Danke. Ihr seid heute aber früh zurück!«, meinte ich und machte mich wieder an die Arbeit.
    »Ja, die Rotwildherde ist weiter östlich nach Rannoch Moor gezogen, und angesichts des drohenden Gewitters beschlossen wir zurückzureiten. Auf jeden Fall hatten wir schon einen jungen Hirsch und drei schöne, fette Moorhühner erlegt. Eines davon habe ich dir mitgebracht«, setzte er breit lächelnd hinzu.
    »Du denkst aber auch nur ans Essen, Vielfraß!«, versetzte ich und klopfte auf seinen flachen Bauch.
    »Nein, nicht immer«, meinte er nachdenklich und sah zu Sàra hin.
    Sie kniete auf dem Feld und knotete gerade ein Bündel Haferähren mit einer Hanfschnur zusammen.
    »Könnte es sein, dass mein großer Bruder sich verliebt hat?«, neckte ich ihn.

    Seine Miene verdüsterte sich, doch er löste den Blick nicht von Sàra, die jetzt ein Stück weiter weg arbeitete.
    »Zu meinem größten Unglück...«, murmelte er, in ihre Betrachtung versunken.
    »Warum soll das ein Unglück sein, Patrick? Sie scheint deine Gefühle zu erwidern.«
    Er sah mich bedrückt an.
    »Ich habe ihr nichts zu bieten, Caitlin. Ich führe ein Bohemeleben, man könnte auch sagen, das eines Gesetzlosen.«
    »Das verstehe ich nicht, was meinst du? Für einen Bohemien kommst du mir ziemlich elegant vor. Feine Wollstoffe aus England, irisches Leinen, französischer Samt... Verzeih mir, wenn ich da skeptisch bin.«
    »Ich habe Dinge getan, auf die ich nicht besonders stolz bin, Schwester.«
    Ich sah ihn aus empört aufgerissenen Augen an.
    »Was hast du denn getan? Hast du gestohlen oder einen Menschen getötet?«
    »Es ist mir ernst, Caitlin. Ich verdiene mein Geld nicht immer auf ehrliche Weise.«
    Ich schwieg und runzelte die Stirn. Er zögerte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf und schlug die Augen nieder wie ein Kind, das etwas ausgefressen hat.
    »Ich bin Fälscher, Caitlin. Von etwas muss man schließlich leben. Ich bin sehr geschickt mit der Feder, daher... Ich habe falsche Dokumente hergestellt... Liams Pass zum Beispiel...«
    Liams Pass? Hatte ich richtig gehört?
    »Wie bitte?«, schrie ich und wich heftig zurück. »Du hast ihm den verschafft? Mein eigener Bruder?«
    Ich starrte ihn sprachlos an und schüttelte den Kopf.
    »Wie konntest du...«
    Ich bemerkte, dass man uns schon beobachtete, unterbrach mich und fuhr leiser fort.
    »Wie konntest du mir das antun, Patrick?«
    Ich schäumte vor Wut und schwankte zwischen dem Bedürfnis, ihm mit der Faust ins Gesicht zu schlagen, ihm den Hals umzudrehen oder davonzulaufen, um die Tränen zu verbergen, die
mir in die Augen stiegen. Ich entschied mich für die Flucht und rannte davon, auf die Hügel zu. Patrick nahm die Verfolgung auf, hatte mich rasch eingeholt und drehte mich um, so dass ich ihn ansehen musste.
    »Hör mich an, Caitlin.«
    Er hielt mich an den Schultern fest und zwang mich, ihn durch einen Tränenschleier anzusehen.
    »Lass mich los, Patrick! Geh weg, du... Herrgott! Liam hatte mir gesagt, jemand hätte ihm dieses Papier besorgt, aber ich hätte niemals vermutet, dass du das warst!«
    »Wahrscheinlich hat er es dir zu deinem eigenen Schutz

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