Schwert und Laute
gestohlen hatte, Pulverkartuschen für seine Pistole an. Erstaunt blickte er zu mir auf.
»Du wolltest ohne mich aufbrechen!«, schrie ich und starrte ihn anklagend an.
Gelassen stand er auf und steckte seine Kartuschen in eine lederne Patronentasche, die an seinem Gürtel hing.
»Das ist kein Spazierritt, Caitlin«, brummte er.
»Ich begleite dich, ob du willst oder nicht«, erklärte ich, die Fäuste in die Hüften gestemmt.
Mit drei raschen Schritten war er bei mir.
»Du kannst nicht mitkommen. Das wird eine Menschenjagd, verstehst du das denn nicht?«
»Ich verstehe sehr gut, Liam Macdonald, und es ist mir vollständig gleich. Ich werde auf keinen Fall mein Leben damit zubringen, auf dich zu warten!«
Schwer atmend, wutentbrannt und trotzig blitzte ich ihn an. Es kam überhaupt nicht in Frage, dass ich wieder einmal allein zurückblieb. Vor allem angesichts dieser bösen Vorahnung, die mich seit einigen Tagen nicht mehr verließ. Jemand beobachtete
mich und folgte mir. Ich lebte mit einer dumpfen Furcht in meinem Inneren.
»Wenn du ohne mich reitest, dann werde ich bei deiner Rückkehr nicht mehr da sein, das schwöre ich dir auf das Grab meiner Mutter.«
Äußerlich unbewegt sah er mich an, doch ich sah, dass seine Kiefermuskeln arbeiteten. Ich wusste, dass er versuchte, sich zu beherrschen.
»Dann zieh dich an und trödle nicht«, versetzte er kalt.
Die Männer saßen schon im Sattel, als wir mit unseren Pferden kamen. Sie bedachten mich mit einigen missbilligenden Blicken und unfreundlichen Bemerkungen, doch das focht mich kaum an.
»Du willst sie doch wohl nicht mitnehmen!«, meinte Donald zu Liam.
Er antwortete nichts darauf, sondern gab sich damit zufrieden, seine Sattelgurte zu überprüfen, bevor er ebenfalls aufsaß.
»Es wäre besser, du würdest hier bleiben, Caitlin«, sagte Ronald MacEanruigs höflich zu mir.
»Sie kommt mit«, gab Liam schließlich gereizt zurück. »Sie wird schon mit uns mithalten.«
Er warf mir einen viel sagenden Blick zu. Isaak sah mich an und verzog einen Mundwinkel, genau wie damals am Rande des Abgrunds, an dem schrecklichen Tag, als Meghan verschwunden war. Donald lenkte sein Pferd neben meines.
»Ihr könnt doch nicht einmal eine Pistole halten, Caitlin, das ist unvernünftig.«
»Sicher, ich kann keine Pistole führen, das ist wahr!«, entgegnete ich ihm und musterte ihn kalt, »aber ich weiß mit einem Dolch umzugehen, Donald. Ich habe schon einmal einen Mann getötet und fühle mich sehr wohl in der Lage, einen zweiten umzubringen.«
Die Männer sahen mich ungläubig an, und dann ließ Liam mich vorausreiten, wobei er ein saures Gesicht zog. Schmolle du ruhig, wenn dir das Freude macht, Liam Macdonald, dachte ich. Du wirst dich damit abfinden müssen; ich gehöre nicht zu den Frauen,
die brav zu Hause sitzen, während ihre Männer durch die Welt ziehen .
Ohne ein weiteres Wort setzte die sechsköpfige Brigade sich in Bewegung. Außer Liam und den beiden MacEanruigs-Brüdern bestand sie aus Niall MacColl, Simon Macdonald und Isaak Henderson. Je nach dem Gelände ritten wir im Schritt oder im Trab. Die Männer waren gut gelaunt, lachten und erzählten sich Witze, von denen einige meine Ohren rot anlaufen ließen. Eine Feldflasche mit Whisky kreiste. Nur Liam, der den Abschluss bildete, war schweigsam gestimmt.
In der Umgegend von Achindaul mussten wir einen Bogen schlagen, um nicht mit einem Regiment der Garde zusammenzutreffen, das nach Fort William unterwegs war, was die Männer ein wenig nervös machte. Doch abgesehen von diesem kleinen Zwischenfall verlief die Reise ohne Probleme.
In Keppoch begrüßte Elizabeth Macdonald mich herzlich. Man briet einen Ochsen am Spieß, und dann flossen Bier und Whisky in Strömen. Wenn die Männer sich bei jedem Aufenthalt betranken, dachte ich bei mir, dann würden sie bald nicht einmal mehr wissen, warum sie Carnoch verlassen hatten. Ich hielt es für klüger, mich von dem Gelage fernzuhalten, um Auseinandersetzungen zwischen Liam und seinen Männern zu vermeiden. Alkohol löst die Zunge, und es würde nicht lange dauern, bis es anzügliche Bemerkungen hagelte. Nachdem ich ein wenig mit Elizabeth geplaudert hatte, flüchtete ich mich in unser Zimmer.
Mitten in der Nacht wurde ich von dem Radau geweckt, den mein teurer Gatte bei seiner Rückkehr verursachte. Er torkelte und brummte Flüche, als er in der Dunkelheit gegen die Möbel stieß.
»Du bist ja betrunken!«, rief ich aus.
Ich griff nach der
Weitere Kostenlose Bücher