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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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du könntest auf jeden Fall damit beginnen, es ihr zu sagen. Frauen hören es gern, wenn man ihnen sagt, dass man sie liebt.«
    »Schon erledigt.«
    »Dann versuch es mit ein wenig... Poesie.«
    »Poesie?«
    Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, was das war. Gewiss hatte er öfter den Kriegsschrei der Macdonalds ausgestoßen und dazu sein Claymore kreisen lassen als Zeilen von Henryson, Dunbar oder sogar Shakespeare rezitiert. Er warf mir einen ratlosen Blick zu, und dann verschwanden seine Finger in seinem Bart, als er sich am Kinn kratzte.
    »Ist sie denn hübsch?«
    »Wie eine Rose im Morgentau«, flüsterte er träumerisch.
    »Genau, das ist es!«, rief ich aus. »Du bist ja ein Dichter, mein lieber Niall.«
    Mit unsicherer Miene sah er mich an.
    »Dein Vater ist nicht zufällig Barde, oder?«
    »Nein, er war Sattler und zeitweise auch Kunstschmied. Warum wollt Ihr das wissen?«
    »Siehst du sie so, hübsch wie eine Rose im Morgentau?«
    »Ja. Ein wenig.«
    Er begriff immer noch nicht.
    »Dann sag es ihr.«
    »Aber sie wird mich... solche Sachen sagt ein Mann doch nicht!«
    »Und wieso nicht? Ich bin mir sicher, dass sie solche Worte lieber hören wird als den Bericht über eine deiner blutigen Schlachten. Davon kannst du immer noch deinen Kindern am Kamin erzählen«, erklärte ich amüsiert. »Öffne ihr dein Herz, und ich wette mit dir, dass sie Ja sagt, noch ehe du deine Frage ganz ausgesprochen hast.«
    »Glaubt Ihr?«
    »Ich bin doch eine Frau, ja oder nein?«
    Er betrachtete mich einen Moment lang, als dächte er eingehend
über diese Frage nach. Sein Blick hellte sich auf, und er schenkte mir ein strahlendes Lächeln, das seine grobschlächtigen Züge völlig verwandelte. Doch dann verdüsterte sich seine Miene erneut.
    »Schön, so viel zu Joan. Aber was sage ich jetzt zu ihrem Vater? Hättet Ihr da nicht auch eine kleine Idee?«
    »Ich fürchte nein«, seufzte ich. »Da solltet Ihr einen Mann fragen.«
    »Nun gut...«
    Die massive Silhouette des Hauses der Lochiels, das aus dem Nebel aufstieg, wirkte meiner Meinung nach fast schon wie eine Burg. Im Westen der Highlands war der Clan der Camerons sehr mächtig. Sir Ewen Cameron von Lochiel, auch Eoghain Dubh, der schwarze Ewen genannt, hatte vor kurzem die Zügel der Macht an seinen ältesten Sohn John übergeben. Unter seinesgleichen war er einer der geachtetsten und bewundertsten Clanführer gewesen, und seine Feinde hatten ihn gefürchtet wie kaum einen anderen. Zu Letzteren zählten insbesondere die Mackintoshs, mit denen sein Clan dreieinhalb Jahrhunderte lang wegen Fragen des Landbesitzes in einem Dauerstreit gelegen hatte. Dieser Konflikt war endlich vor dreißig Jahren beigelegt worden, doch dafür war inzwischen ein anderer entstanden, da die Mackintoshs sich an den Macdonalds von Keppoch schadlos hielten, an deren Seite die Camerons sich im Jahr 1688 gestellt hatten. Dieser wurde beendet, indem Feuer und Schwert über die betroffenen Clans verhängt wurde, was die Männer zwang, sich eine gewisse Zeit auf der Heide zu verstecken.
    Ich setzte mich in den Schatten einer Eiche und wartete geduldig auf Liam, während die Männer in den Ställen die Pferde versorgten. Kurz darauf kam er auf mich zu.
    »Heute Abend tritt eine große Versammlung zusammen«, erklärte er gleichmütig.
    Breitbeinig, die Arme vor der Brust verschränkt, stand er vor mir und beobachtete das rege Kommen und Gehen im Hof. Ich stand auf und trat vor ihn hin.
    »Willst du eigentlich noch lange schmollen, Macdonald?«, stieß ich hervor.

    »Tue ich ja gar nicht«, murrte er.
    »Wenn du nicht schmollst, warum ziehst du dann so ein saures Gesicht, seit wir von Carnoch aufgebrochen sind?«, gab ich gereizt zurück.
    Er sah mich wütend an und drehte mir erneut den Rücken zu.
    »Du hast bei diesem Unternehmen nichts zu suchen; Frauen sollten sich nicht in solche Angelegenheiten einmischen.«
    Ich trat um ihn herum, um mich wütend vor ihm aufzupflanzen.
    »Der Platz der Frauen ist, nehme ich an, zu Hause, wo sie die unangenehmen Arbeiten erledigen und auf euch warten, während ihr euch amüsiert, was?«
    »Uns amüsieren?«, rief er aus und zog eine Augenbraue hoch.
    »Was macht ihr denn sonst, seit wir ...«
    »Das ist eine Strafexpedition, Caitlin«, unterbrach er mich, »und keine Jagdpartie. Wir wollen die Haut dieser Schurken. Ich will den Kopf eines Campbell, genauer gesagt den von Ewen Campbell, und ich versichere dir, dass dies alles andere als eine Vergnügungsreise

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