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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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wird... und ich sorge mich um dich.«
    Seine Züge wurden weicher, und in seinen Augen konnte ich erkennen, dass er die Wahrheit sagte.
    »Liam, lass mich doch allein darüber urteilen, was gut für mich ist. Ich glaube, ich habe in letzter Zeit genug gesehen, um ein paar Scharmützel zu ertragen. Und sobald ihr Campbell ergriffen und den Behörden übergeben habt...«
    »Den Behörden? Machst du Witze? Du hast wirklich nichts verstanden!«
    »Wie, ihr werdet ihn nicht an die Justiz überstellen?«
    Er lächelte schief.
    »Wenn das unsere Absicht wäre, dann hätten wir gleich die ganze Arbeit den Soldaten überlassen können.«
    Panik stieg in mir auf. Wenn sie diesen Mann töteten, würde es gewiss zu Vergeltungsmaßnahmen kommen. Campbell war ein Hund und ein Bandit, aber immerhin der Neffe des Laird von Glenlyon.
    »Aber Liam«, rief ich aus, »dafür wird man euch wieder ächten und mit Feuer und Schwert überziehen! Das ist Wahnsinn!«

    »Nein. Coll und Eoghain Dubh wollen dem alten Fuchs Breadalbane einen Handel vorschlagen, den er nicht ablehnen kann.«
    Ich spürte, wie es mir kalt über den Rücken lief. Mit einem Mal begriff ich, dass es hier um eine summarische Hinrichtung ohne irgendeinen Prozess ging.
    »Nun gut«, murmelte ich ein wenig verunsichert, »kann ich mich hier irgendwo frisch machen?«

    Der Rat der Clans war vor fast einer Stunde zu Ende gegangen, und inzwischen war es dunkel geworden. Ich saß in einer Ecke der großen Burghalle und sah zu, wie die Dienstboten ohne Ende kamen und gingen und im ganzen Raum Tische und Bänke aufstellten, wobei sie vor dem gewaltigen Kamin aus behauenem Stein eine offene Fläche frei ließen. Die Öffnung der Feuerstelle war so hoch, dass ich hätte hineingehen können, ohne mich auch nur zu bücken. Darüber hing das Wappen der Camerons von Lochiel, und in den Stein war ihr Motto eingehauen: Aonaibh ri cheile , Zusammenstehen. Die brennenden Fackeln an den Wänden erleuchteten den Raum mit einem sanften, goldfarbenen Licht.
    Da ich Liam nirgendwo sah, begann ich mich zu sorgen. Ich machte mich auf die Suche nach ihm. Auf dem Burghof wimmelte es von Männern in Plaids in verschiedenen Clanfarben, von denen manche mir unbekannt waren. Ich schlängelte mich zwischen diesen großen, muskulösen, finster aussehenden Kerlen hindurch und fing mir gelegentlich eine geschmacklose Bemerkung ein. Liam entdeckte ich in der Nähe der Stallungen. Er unterhielt sich mit einem Mann, der, nach seinem Tartan zu urteilen, mit dem Haus der Lochiels verwandt war.
    Ich trat näher, setzte mich auf ein Steinmäuerchen und wartete darauf, dass sie ihre Unterhaltung beendeten, was nur ein paar Minuten dauerte. Liams Gesprächspartner hatte mich bemerkt, verstummte und musterte mich durchdringend. Liam wandte sich um und sah mich ebenfalls. Zwei schöne Zahnreihen leuchteten im flackernden Licht der Kiefernfackeln auf. Ich sprang von meinem improvisierten Platz, während die Männer auf mich zukamen.

    »Tut mir leid, ich wollte euch nicht unterbrechen«, stotterte ich.
    »Du störst nicht, Caitlin«, sagte Liam und legte mir besitzergreifend einen Arm um die Taille.
    »Ihr seid also die Selkie «, murmelte der Mann fasziniert, als hätte er eine Erscheinung gesehen.
    »Eine Selkie ?«, fragte ich neugierig.
    »Das ist eine alte Legende, a ghràidh . Man erzählt sich, dass die Seehunde, wenn sie an Land kommen, in der Lage sind, ihre Haut auszuziehen und dadurch menschliche Gestalt anzunehmen. Und jeder, der ihren Weg kreuzt, verliebt sich unrettbar in sie. Doch um sie bei sich zu behalten, muss man ihre Haut verstecken, sonst schlüpfen sie wieder hinein und kehren auf Nimmerwiedersehen ins Meer zurück.«
    »Und wer behauptet, ich wäre eine Selkie? «, erkundigte ich mich amüsiert.
    »Das Gerücht geht um, Mrs. Macdonald... Die Highlands sind groß, aber in unseren Bergen trägt der Wind das Echo weit.«
    »Aha! Und was sagt das Echo noch so?«
    Liam räusperte sich, um unser kleines Gespräch abzukürzen, und stellte mir Adam Cameron vor, Ewens Neffen. Und der Witwer seiner Schwester Ginny. Der Mann verneigte sich höflich und lächelte mir zu.
    »Liam hat mir gesagt, dass Ihr mit der Brigade reitet. Ihr habt anscheinend vor nichts Angst.«
    »Nein«, antwortete ich mehr oder weniger selbstsicher.
    »Dann haben wir bestimmt noch Gelegenheit, einander besser kennen zu lernen.«

    In der großen Halle herrschte inzwischen ein ohrenbetäubender Tumult. Ohne Unterlass wurden Bier-

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