Schwestern des Mondes 09 - Vampirblut-09.06.13
aus, aber ich machte mir nichts vor. Das war kein Kompliment. » So krank war ich?«
»Ja, Liebster«, antwortete Camille ruhig. » So krank warst du. Es sah so aus, als würden wir dich verlieren.«
»Aber hast du eine Ahnung, was Vampirblut bei meiner Art anrichtet?«
»Nein, das ist es ja. Wir wussten es nicht. Wir wissen es immer noch nicht, obwohl ich allmählich den Eindruck habe, dass die Auswirkungen nicht gut sind. Jedenfalls nicht nur.« Camille ließ sich auf einem Stuhl nieder, und ich setzte mich auf den daneben.
»Sag schon«, drängte ich. »Womit müssen wir jetzt rechnen?«
»Vampirblut schafft ein Band zwischen Spender und Empfänger, ganz ähnlich wie bei einer Erweckung, aber ohne die Unterwürfigkeit. Außerdem werde ich sehr viel stärker sein, und zwar für lange Zeit, wenn ich erst wieder gesund bin. Und …« Er warf Camille einen Blick zu. »Keine Sorge, Liebste, ich werde dich nicht wegen deiner Schwester verlassen. Aber es wäre besser, wenn Menolly und ich uns zumindest in den nächsten Wochen nicht allein in einem Raum aufhalten. Meine dämonische Natur wird oft zutage treten, und …«
Ich wollte es nicht zugeben, aber ich wusste, wovon er sprach. Am liebsten hätte ich mir die Kleider vom Leib gerissen, mich zu ihm ins Bett gelegt, meine Schwester beiseitegeschoben und sie aus dem Zimmer geschickt. Anscheinend war Morio nicht ganz so besitzergreifend, oder er ließ es sich nicht anmerken, den Göttern sei Dank.
»Er hat recht. Du bist mein Fleisch und Blut, meine Schwester. Und ich weiß nicht, wie lange das anhalten wird. Morio bleibt ja noch eine Weile im Krankenhaus … Ich werde mich einfach bemühen, dir aus dem Weg zu gehen«, sagte ich. Ich hatte ganz sicher nicht die Absicht, meiner Schwester den Mann auszuspannen.
Als ich zur Tür ging, drohte das Band mich zurückzureißen, mich aufzuhalten. Ich schob das Gefühl beiseite und rettete mich beinahe mit einem Satz auf den Flur, wo ich den starken Drang, in das Zimmer und zu Morio zurückzukehren, so gut wie möglich ignorierte.
Da steckte ich ja mal wieder in schönen Schwierigkeiten, aber ich ging davon aus, dass das nur vorübergehend war. Bis die Spannung nachließ, würden wir eben vorsichtig sein und darauf achten müssen, dass wir nie miteinander allein waren. Denn wenn wir uns im selben Raum aufhielten, würde der Drang so stark sein, dass wir uns sofort in den Armen lagen. Und das Letzte, was ich wollte, war, mich in Camilles Ehe einzumischen.
Als ich hastig die Klinik verließ, wusste ich nicht, wohin ich eigentlich wollte. Ich wusste nur, dass ich eine möglichst große Distanz zwischen dem Fuchsdämon und mir schaffen musste. Schließlich schaute ich im Wayfarer vorbei, der geöffnet und gut besucht war.
Derrick stand hinter der Bar, und die Drinks flossen in Strömen. Ich beobachtete ihn eine Weile von der Tür aus und stellte befriedigt fest, dass er seine Sache gut machte. Spontan beschloss ich, Roman anzurufen.
»He, würdest du gern mal meine Bar sehen?«, fragte ich, als er sich mit sanfter Stimme meldete.
Sein leises Lachen machte mich kribbelig. Er flüsterte: »Die kenne ich schon, also, nein, aber dich würde ich gern sehen. Falls das eine Einladung ist, sitze ich schon im Auto. Ich bin in fünf Minuten da.«
Als ich auflegte, rieselte mir ein Schauer über den Rücken. Ich hatte mich stark zu Morio hingezogen gefühlt, ich musste Dampf ablassen und war mir meiner selbst nicht sicher genug für Nerissa. Ich war zu aufgedreht. Ich wollte trinken, obwohl ich keinen Durst hatte. In diesem Moment war Roman die beste Wahl für mich.
Ich schlenderte zur Jukebox hinüber und warf ein paar Münzen ein. Tainted Love von Marilyn Manson, Sister Midnight von Bowie, Personal Jesus von Depeche Mode … alles gut zu tanzen. Und manchmal war Tanzen die einzige Möglichkeit, den Hunger aus meinem Körper zu vertreiben. Ich verstand, warum Camille die wummernden Rhythmen mochte, die sie dauernd hörte – Ohrsex nannte sie ihre Grunge-Gothic-Musik.
Ich begann, mich zur Musik zu bewegen. Ich hatte vielleicht keine üppigen Kurven, aber meine Hüften verstanden sich aufs Tanzen, und meine enge Jeans verschärfte noch meinen Hunger. Ich gierte nach Berührung, danach, Hände an meinem Körper zu spüren. Endlich hatte ich meine Sexualität wieder angenommen, und sie war mit Macht zurückgekehrt.
Ein paar Gäste gesellten sich zu mir, und wir wogten zur Musik aus den großen Boxen auf und ab, überließen es
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