Schwesternkuss - Roman
TAG, AN DEM SIE AUS DEM EI GESCHLÜPFT IST. KOMMT ALLE ZUM ESSEN !«
»Nein, danke«, antwortete Alice. »Ich muss mich für einen Termin am Nachmittag vorbereiten.«
»Du.« Fiorella stierte Alice noch immer an. »Etwas hat mich in dieses Zimmer geführt, zu DIR ! Hier stimmt etwas nicht. Mit dir stimmt etwas nicht.«
»Was meinen Sie?«, fragte Alice verwirrt. Fiorella wies mit ihrem rotlackierten Zeigefinger auf sie.
»Du bist böse, Benedetta.«
Judy stockte der Atem, und Mary sah ihr baldiges Karriereende vor sich. Sie versuchte Fiorella aus dem Büro zu ziehen, die sich aber erfolgreich wehrte.
»Du bist eine Frau mit viel Macht«, sagte Fiorella in theatralischer Pose. »Aber ich bin stärker als du. Denn meine Macht kommt von Gott. Deine aber vom Teufel!«
»Nein, bitte!« Mary versuchte, Fiorella mit Unterstützung ihrer ebenfalls entsetzten Eltern aus dem Büro zu ziehen.
» Per favore , nein, Fiorella, per favore. Oh, Dio! Nein!«
» FIORELLA, BIST DU WAHNSINNIG GEWORDEN ?«
»Benedetta Rosato, ich verfluche dich.« Fiorella erhob die Faust gegen sie.
»Sie hält sich wohl für eine Voodoo-Priesterin«, erklärte Judy, die mithalf, Fiorella aus dem Büro zu drängen.
»Ich verfluche dich, Benedetta. Ich werde dich besiegen. Mit jemandem wie dir werde ich schon lange fertig.«
» Oh, Dio« , rief Marys Mutter aus und schickte ein Gebet in Italienisch gen Himmel.
» DU DARFST EINEN ANWALT NIE VERFLUCHEN! ER WIRD DICH VERKLAGEN !«
Mary hielt Fiorella mit der Hand den Mund zu, und sie alle schleiften sie am Empfang vorbei zu den Aufzügen.
»Mary, wo lernt man solche Leute kennen?«, fragte Marshall ungläubig.
»In der Familie. Wo sonst?«
Ping! , machte der Aufzug, und alle waren verschwunden.
62
Ungeduldig bewegte sich Bennie auf dem Rücksitz hin und her. Das Taxi bog gerade in ihre Straße ein. Der Fahrer hielt vor ihrem Haus und beendete sein Endlos-Telefonat, das er mit seinem Handy auf der ganzen Fahrt in die Stadt geführt hatte. Bennie hatte sich nicht darüber beschwert, zu sehr war sie in Gedanken versunken gewesen. Sie freute sich darauf, ihre alberne Kluft endlich loszuwerden und unter die Dusche zu gehen.
»Ich spring’ kurz hinein und hole das Geld.« Sie hatten sich auf einen Fahrpreis von dreihundert Dollar geeinigt. Bargeld bewahrte sie in ihrer Schmuckkassette auf.
»Wie man es wohl aushält, so eng aufeinander zu wohnen?«, fragte sich der Taxifahrer und schaltete den Motor aus.
Bennie ging zu ihren Nachbarn, den Mackeys, um die Ersatzschlüssel zu holen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihnen ihre Verletzungen und das nuttige Outfit erklären sollte. Das musste sie auch nicht, denn all ihr Klingeln blieb unbeantwortet. Vielleicht hatte Mary die Schlüssel schon abgeholt.
Sie ging zu ihrem Haus und rüttelte an der Tür. Komisch. Bär erkannte sie normalerweise an ihrem Gang und bellte vor Freude los. Doch nichts passierte. Mary hatte ihn wahrscheinlich mit ins Büro genommen. Sie ging zurück zum Taxi.
»Miss, gibt es ein Problem?«, fragte der Fahrer besorgt.
»Ich muss in meiner Kanzlei anrufen wegen der Schlüssel. Kann ich Ihr Handy benutzen?«
»Die Batterie ist leider leer.«
»Warten Sie. Ich habe eine andere Idee.« Da gab es ein altes Kellerfenster, das sie einschlagen konnte, um ins Haus zu gelangen. Sie ging die Straße hinunter und bog in eine kleine Gasse ein, die hinter ihrem Haus verlief. Rechts und links des Weges gab es nur Zäune und Mauern, auf dem Kopfsteinpflaster stand Regenwasser.
Sie ging zu der Mauer, hinter der ihre Terrasse lag, sprang an ihr hoch und versuchte mit der linken Hand den Sims zu erreichen, was aber misslang. Die linke Hand schmerzte, die rechte war eh verletzt, und in den Flipflops hatte sie keinen richtigen Halt. Dennoch gelang es ihr beim dritten Mal – sie sprang immer höher –, auf dem Mauervorsprung zu landen.
»He, Sie! Was machen Sie da?«, rief eine Frauenstimme aus einem der Hinterhöfe. »Ich rufe die Polizei!«
»Aber nein!« Bennie hob die Hand, aber durch die Bewegung verlor sie das Gleichgewicht und stürzte vom Sims auf das Kopfsteinpflaster. Ein höllischer Schmerz durchzuckte sie, in den Händen pulsierte das Blut. Der Taxifahrer stand plötzlich über ihr.
»Sie halten mich wohl für bescheuert, weil ich vom Land komme.«
»Aber nein!« Bennie versuchte aufzustehen. Der Fahrer zog sie hoch.
»Ich will mein Geld! Den ganzen Tag habe ich Sie herumkutschiert.«
»Klar. Ich muss nur in mein Haus.
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