Schwesternkuss - Roman
Welt.«
»Das stimmt.« Bennie öffnete ihre Dose Bier und nahm einen kräftigen Schluck. Sie wollte Tiffany reden lassen. Informationen über Alice könnten ihr weiterhelfen. »Im Bau war es ganz schön heftig.«
»Wem sagst du das! Aber der Laden hat dich nicht untergekriegt. Zum Glück bist du aus dieser Mordsache rausgekommen. Oder warst du’s doch?«
»Kannst du dir das etwa vorstellen?«
»Gott behüte!« Tiffany lachte. »Ich war im Geschäft bei Caitlin. Sie hat nach dir gefragt. Und Kendra hat Caitlin nach dir gefragt. Caitlin hat dich die ganze Woche gesucht. Hat sie dich nicht angerufen?«
»Keine Ahnung.« Bennie verschlang ihr Sandwich. »Ich habe mein Handy irgendwo liegen lassen. Deshalb habe ich deins gebraucht.«
»Ich kann dich zu Caitlin bringen. Du kennst sie ja. Sie ist nicht pflegeleicht.«
»Machen wir das.«
Tiffany zögerte. »Al, hör mir zu. Ich würde gern für dich arbeiten. Und es wird keine Beschwerden geben, das schwöre ich dir. Caitlin im Geschäft, Kendra im Fitness-Studio und ich am Imbiss. Ist doch egal, wer das Geld einsammelt. Hauptsache, es wird eingesammelt.«
»Das schon.«
»Du würdest staunen, wie viele zu dem Imbisswagen kommen. Maurer, Maler, Elektriker. Auch Männer brauchen die kleinen runden Dinger, nicht nur Hausfrauen.«
»Meinst du?«
»Klaro! Die Kerle kommen zu mir und jammern mich voll. Ihnen tut’s überall weh von der Arbeit. Keiner kann mehr richtig schlafen. Ich mach dich mit denen reich.«
Alice und ihr Lover von der Polizei hatten mit Crack im Boxermilieu gedealt. Sie hatte Bennie geschworen, so etwas nie wieder zu tun. Was ja auch stimmte. Aus Crack waren verschreibungspflichtige Medikamente geworden, und ihre Kundschaft war jetzt besser gekleidet.
»Überlegst du dir’s? Caitlin ist dagegen, aber sie hat nicht zu bestimmen.«
»Ich überlege es mir.« Bennie stand auf. Sie musste zu Alice, aber jetzt gab es noch einen Zwischenstopp. »Kann ich bei dir duschen, bevor wir zu Caitlin gehen?«
»Klaro.« Tiffany stand auf. »Ich zeige dir das Badezimmer. Heftpflaster und Schmerztabletten sind auch dort. Brauchst du sonst noch was?«
»Ja. Frische Kleidung, Schuhe und ein bisschen Geld.«
»Wird erledigt.«
»Und eine Knarre«, sagte Bennie und war über sich selbst überrascht.
»Wirklich, Al?«
»Glaubst du, ich mache Witze?«
»Da kann ich dir nicht weiterhelfen.«
»Vergiss es«, sagte Bennie, doch sie vergaß das Schießgerät nicht. Behutsam nahm sie die Schiene von der rechten Hand.
72
»Gentlemen«, sagte Alice und hielt den Vertretern von Rexco die Hand hin, »ich bin Bennie Rosato. Schön, dass Sie es einrichten konnten.«
»Ich bin Hans Mescal.« Hans sah nicht aus, wie Alice ihn sich beim Studieren der Akte vorgestellt hatte. Er hatte tief liegende blaue Augen und einen weißen gebürsteten Schnurrbart und trug einen grauen Anzug, der ihm überhaupt nicht stand. Hans war der Geizhals, der für seinen Boss eifersüchtig die Kröten zusammenhielt. Er stellte seine Begleiter zwar vor, tat aber so, als wäre er der Einzige, der zählt. Alice ergriff das Wort.
»Bitte folgen Sie mir.« Sie führte die Herren in den kleineren Konferenzraum, in dem heißer Kaffee, frische Früchte und Zimtschnecken bereitstanden. Mary hatte bereits ihren Notizblock gezückt.
»Noch einmal allen ein herzliches Willkommen«, sagte sie und lächelte wie an ihrem ersten Schultag. »Fangen wir an. Wir alle kennen das Problem. Einige Ihrer Angestellten sind mit Ihren Betriebsgeheimnissen an die Westküste abgehauen. Sie sind wegen der Klage zu McGarity & Boston gegangen, aber die waren der Aufgabe nicht gewachsen. Sie sind eine so interessante Firma, dass jede Kanzlei in der Stadt mit Ihnen zusammenarbeiten möchte. Aber keine möchte es so sehr wie die unsere.«
Hans legte den Kopf zur Seite und hörte zu.
»Was die Gebühren betrifft, wäre ich sogar zu Sonderkonditionen bereit.«
Der ältere Herr neben Hans verzog das Gesicht. »Wir reden erst über Geld, wenn wir uns in der Sache einig sind.«
»Aber warum?« Alice wandte die Augen nicht von Hans. »Die Rechtslage ist klar. Sie brauchen eine Einstweilige Verfügung, die Ihnen kein Gericht der Welt verweigern wird. Sie haben sicherlich schon mit Morgan, Lewis und Dechert gesprochen. Die drei Koryphäen haben Ihnen bestimmt das Gleiche gesagt.«
Der alte Mann sagte: »Aber finden Sie nicht, dass es …«
Hans hob den Zeigefinger und brachte seinen Kollegen so zum Schweigen. »Wie würden
Weitere Kostenlose Bücher