Schwesternkuss - Roman
nicht wahr sein!« Caitlin zog die beiden vor den Eingang eines Restaurants. »Ich habe gedacht, du bist tot.«
Was?
»Wo warst du? Und warum dieser Aufzug?«
Tiffany unterbrach sie. »Lass die Fragerei. Oder bist du lebensmüde?«
Caitlin ignorierte sie. »Alice, einen Augenblick. Ich sage Janey, dass mich das Sekretariat von Dannys Schule angerufen hat.« Sie lief zurück in den Laden.
»Hast du’s gesehen?« Tiffany machte einen Schmollmund. »Sie hat was gegen mich. Darf ich für dich arbeiten?«
»Ich denke darüber nach«, sagte Bennie. Aber ihr war nach der kurzen Begegnung mit Caitlin klar, warum Tiffany nicht in Alices Business-Plan passte.
Caitlin kam zurück und vertrieb Tiffany wie eine lästige Fliege. »Geh, und zwar sofort. Ich bringe Alice nach Hause.«
»Okay, okay.« Tiffany trollte sich davon. »Bis bald, Al.«
»Bis später«, sagte Bennie in Alices Tonfall.
Caitlin winkte einem Taxi, das sofort anhielt – wahrscheinlich wegen ihrer langen Beine und ihres hübschen Gesichts. Sie hatte runde faszinierende grünbraune Augen und einen schönen Mund, den sie mit pinkfarbenem Lippenstift verziert hatte. Die beiden stiegen ein, und Caitlin gab dem Fahrer eine Adresse, die Bennie bekannt vorkam. Alice hatte da gewohnt.
»Erzähl, Al, wo warst du?« Caitlin wirkte aufgekratzt. »Der Wagen war weg, und die Ware war ausverkauft. Q hat mich im Laden angerufen. Er sucht dich und ist stinksauer. Er hat mich angeschnauzt, nur weil ich nicht gewusst habe, wo du steckst. Janey habe ich erzählt, er sei mein Bruder. Dabei habe ich gar keinen.«
Bennie konnte sich nicht daran erinnern, dass Alice je einen Typen mit dem kurzweiligen Namen Q erwähnt hatte.
»Ich wäre beinahe tot umgefallen. Dabei habe ich Kinder!«
Schon hatte Bennie eine neue Theorie: Alice hatte sich vor diesem Q in Sicherheit bringen müssen. Deshalb der Mordversuch an ihr. Zunächst hatte Alice nur ihre Haut retten wollen. Bennies Geld war der Bonustrack.
»Wo hast du gesteckt? Kendra und ich haben uns Sorgen gemacht.« Caitlin wartete auf eine Antwort. Bennie war noch dabei, in Alices Kopf zu schlüpfen, was gar nicht so schwer war. Caitlin und Kendra stellte sie sich einfach als Hardcore-Versionen von Mary und Judy vor.
Sie sah Caitlin kühl an. »Du hattest keine Angst um mich. Du hattest Angst um deinen Job.«
Caitlin schloss für eine Sekunde ihre perfekt geschminkten Augen. »Okay, was willst du hören?«
»Wie wär’s mit der Wahrheit?«
»Ich brauche das Geld. Und als du weg warst, wusste ich nicht, was ich tun soll. Soll ich meinen Anteil einbehalten oder nicht? Und was ist mit Kendra?« Caitlins Ton wurde jetzt schulmeisterlich. »Wir haben hier ein Geschäft, und wir alle brauchen das Geld. Ich will dafür aber nicht sterben oder ins Gefängnis kommen.«
»Okay.«
»Deine Worte waren: ›Ich hab’ die Nase immer vorn.‹ Hattest du auch mit diesem neuen Markt, der ja nur noch beliefert werden musste. Du hast gesagt: ›Es ist ein Geschäft wie jedes andere.‹ Ist es aber nicht. Solange ein Gangster wie Q – oder wie immer sein richtiger Name ist – mich wie eine Zitrone ausquetschen kann.«
Bennie ließ sie reden. Nur ein plötzlicher Nervenzusammenbruch könnte diesen Redefluss stoppen.
»Du hältst dich für einen Profi. Aber Profis verschwinden nicht eine Woche oder huren herum. Du denkst, ich kriege das nicht mit, wenn du mit diesem Jimmy telefonierst. Wenn du nicht aufhörst, mit ihm herumzumachen, landet ihr beide noch unter der Erde.«
»War’s das?«
»Nein. Unser Lieferant will nichts mehr mit dir zu tun haben. Wie willst du bitte weiter im Geschäft bleiben?«
»Das ist meine Sache.«
»Ich halte diesen Druck nicht mehr aus. Ich kriege ständig Ärger mit meinem Ex, weil ich mit meinen Zahlungen im Rückstand bin. Zum Glück gibt er den Kids am Sonntag einen Scheck mit. Reine Großzügigkeit von ihm.« Caitlin rieb sich mit ihren französisch gestylten Fingernägeln die Stirn. »Jetzt fängt die Schule wieder an. Weißt du, was ein Schulrucksack kostet? Und ein Schutz? Fünf Dollar das Stück. Unglaublich.«
»Was für ein Schutz?«
»Eine Hülle für Schulbücher.«
»Wir haben das mit Papier gemacht.« Bennie lächelte und steckte auch Caitlin damit an. Sie wurde ruhiger.
»Das stimmt. Jetzt erzähl: Wo warst du vorige Woche?«
»Ich habe jemanden kennengelernt.«
Caitlin schüttelte missbilligend den Kopf. »Und wen?«
»Offenbar jemanden, den du nicht kennst.«
»Was habt ihr
Weitere Kostenlose Bücher