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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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herabhängenden Seidenteppiche zum nächsten.
„Ich kenne Ihren ehrsamen Vater, Zeemore Ledoux, der Sanfte, späterer Fontaine.“
Timothy stellte die feine Teetasse ab, bevor sie noch zwischen seinen zitternden Fingern zerbrach. „Wie kann das sein?“
„1912 suchte uns Zeemore auf und gab bei meinem Mann einen Gedankenteppich in Auftrag.“
Timothy überliefen Schauder der Erregung. „Weshalb und … was ist das?“
Fay lächelte und vollführte eine elegante Bewegung mit der Linken, der sich Timothys, Jonas’ und Ciras Blicke anschlossen und die würdevoll jeden der unzähligen Teppiche in der Höhle einbezog. „Wir weben Teppiche aus Gedanken.“ Sie erhob sich und schien durch die Stoffbahnen zu schweben. Sie folgten ihr. „Unausgesprochene Vergangenheiten. Jahrhundertealte Geheimnisse. Persönliche Erlebnisse. Für immer für die Zukunft gebannt, gewebt, so fein wie die Reminiszenzen eines jeden Lebewesens auf Erden.“
Als sie vor einem übermannsgroßen Teppich stehen blieben, traten Timothy Tränen in die Augen. Dad hatte ihm seine Gedanken auf ewig hinterlassen.
Fay dirigierte mit der Hand und ließ den bunt schimmernden Gedankenteppich wie ein welkes Blatt auf den Boden gleiten. Unscheinbar und unauffällig schmiegte er sich an das Höhlengestein.
„Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie benötigen.“ Fay berührte ihn sanft am Arm, zog sich zurück und bedeutete Jonas und Cira, sich ihr anzuschließen.
Timothy ging vor dem Teppich auf die Knie. Er blinzelte und schluckte, wusste nicht, was er tun oder denken sollte. Wie in Trance strich er unendlich zärtlich über den seidig weichen und schlichten Stoff – und hinterließ eine regenbogenfarbene Lichtspur. Für ihn sichtbare Erinnerungen. Als spürte Timothy, dass Zeemore ganz nah bei ihm war, breitete er die Arme aus und ließ sich mit gespreizten Fingern über den Teppich nach vorn gleiten, legte sich auf den Bauch. Er tauchte tief und tiefer in …
„Hallo, mein Sohn …“
… die Gedanken seines Vaters. Geborgenheit erfüllte ihn.
„… ich umarme dich, Timothy, mein Sohn. Es ist sicherlich ein wenig Zeit vergangen, seit ich dir den Hinweis zum Auffinden meines Gedankenteppichs gab und von euch ging, damit mein verfluchtes Blut mit mir stirbt. Ich bete, dass es dir gut geht und ebenso Josephine und meiner Frau. Aber zuallererst sei dir gewiss, dass dies dein Teppich ist, meine Gedanken, mein Leben. Alles gehört nun auf ewig dir, sofern du es annehmen magst.
Ich sehe dein Gesicht vor mir, allzeit fragend und ich, ja, ich versuchte, dich stets vor Unheil zu bewahren. Zu viel des Guten, befürchte ich jetzt. Auch deshalb suchte ich vor sechs Jahren einen Gestaltwandler auf, dem ich nichts vorzumachen brauchte, er wusste, was ich in mir trug und getan hatte. Lex-Vaun war erstaunt, als ich vor seiner Tür stand, dachte, ich wüsste nicht, dass er es war, der mich seinerzeit nach meiner Straftat schnappte und vor die Fürsten zerrte, damit ich gerichtet wurde. Doch ich erinnerte mich, vielleicht wegen meines verdammten Blutes. Ich gab bei Lex-Vaun einen Teppich aus meinen Gedanken und Erinnerungen für dich in Auftrag. Nun ist es spätes Frühjahr 1918 und es wird Zeit, meinen Weg für euch zu gehen. Den schwersten, den ich je zu beschreiten hatte. Meine unendliche Liebe gilt euch, meinen Kindern, aber vor allem meiner geliebten Ehefrau Elena-Joyce. Ihr verdanke ich das Gute in mir. Sie hat noch ein glückliches und langes Leben vor sich, doch niemals mit mir an ihrer Seite. Ich hätte sie viel früher ziehen lassen sollen, aber meine Liebe zu euch dreien hielt mich stets davon ab – bis ich bei Josephines Wandlung vor einigen Tagen witterte, dass sie das reinblütige Kind eines anderen ist. Fürwahr, ich danke Gott und gebe ihr keine Schuld. Elena-Joyce handelte richtig. Sie verlieh mir damit die Kraft, euch zu verlassen.
Weil ich den Fluch des Blutes in mir trage, weil ich zu töten vermochte und tötete, verurteilten mich die Fürsten, lange bevor ich Elena-Joyce begegnete, niemandem mein Blut geben zu dürfen. Anfangs stand dies nicht zwischen Elena-Joyce und mir. Wir liebten uns, waren füreinander bestimmt. Ich nährte mich von ihrem reinen Blut, doch durfte ich sie nicht nähren. Ihre reinblütige Familie verstieß sie, weil sie zu mir hielt, weil sie einen Mann wählte, der nicht würdig ihres Standes war, der sie weder schwängern wollte noch zu nähren vermochte. Ihre Freunde wandten sich von ihr ab, als sie schließlich doch den

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