Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
Vom Netzwerk:
trösten.
    Malwu mußte auch getröstet werden, denn alle seine Manuskripte hatten sich noch nicht wiedergefunden, und außerdem wußte man, daß ein Vestaner, wenn er plötzlich sämtliche unterm Kinn befindlichen Gliedmaßen verlor, die neuen nicht so schnell wiederbekam – in diesem Falle dauerte das Nachwachsen ziemlich lange, so daß der arme Malwu bis auf weiteres als hilfloser Kopf leben mußte.
    Aber gerade dieses hilflose Daliegen des Kopfes gewährte diesem eine wohltuende Ruhe, so daß er viel besser und schneller denken konnte als sonst, und darum sagte der Malwu zu Peka und Zeka, die ihn trösteten:
    »Ich bin der Meinung, daß wir endlich alle unsre Energie zusammenraffen müssen, um aus dem Leben, in dem wir uns befinden, rauszukommen. Wir müssen endlich zur Ruhe kommen. Wir müssen zusehen, daß wir uns irgendwo verankern. Das muß uns gelingen. Es wäre doch auch möglich, daß wir eine größere Anzahl von Inseln zusammenketten könnten.«
    »Beides«, versetzte Peka, »ist schon so oft versucht worden und immer noch nicht gelungen.«
    »Aber«, sprach nun wieder der Zeka, »wir können’s doch eigentlich gar nicht oft genug versuchen. Wir müssen doch endlich zur Ruhe kommen, damit wir uns ganz der Erklärung unsrer über uns schwebenden Wolkenwelt zuwenden können. Es ist doch eigentlich unsre Pflicht, uns hauptsächlich nur um die oben befindlichen großen Geister zu kümmern, die uns alles, was wir zum Leben gebrauchen, so freundlich spenden, ohne von uns eine Gegenleistung dafür zu verlangen.«
    »Er hat recht!« rief da laut mit seinem Rüssel der Malwu (Peka und Zeka hatten keine Rüssel!). »Und deshalb müßt ihr mich auf den nächsten Leuchtturm hinaufschießen, damit ich da in aller Ruhe darüber nachdenken kann, was jetzt zunächst gemeinsam mit allen Vestanern – oder mit den Vestanern unsrer Insel allein – geschehen kann und geschehen muß, damit unser Leben aus der ewigen Fahrerei und Sägerei herauskommt. Das Sägen hört sich ja ganz nett an und ist auch wohltuend für unsren Körper – indessen wichtiger ist doch unser Himmel mit unsern Wolkengeistern.«
     
    Da wurde denn der Malwu am nächsten Tage mit einem Taupfeil mit Hilfe eines sehr großen sehnigen Bogens auf den nächsten Leuchtturm hinaufgeschossen. Der Pfeil ging tief ins Gestein und saß fest. Und der Malwu erreichte, nachdem er vom Pfeil sich losgebunden hatte, mit Hilfe seiner Kopftrichter und seiner Rüsselnase ohne Unfall die nächste Höhle, in der er ungestört darüber nachdenken konnte, was jetzt getan werden müßte.
    Er zog von der Höhle aus mit großer Anstrengung den Pfeil aus dem Gestein heraus und nahm ihn mitsamt dem Tau (immer mit Hilfe des Rüssels und der Kopftrichter) in seine Höhle hinein, legte das Tau zusammen – auch mit Trichtern und Rüssel – und setzte sich auf das Tau.
    Da war es wieder tief schwarze Nacht, und die Blitze zuckten oben in den Wolken, und oben donnerte es auch sehr.
    Und der Steuermann empfand in seinen Kopftrichtern ein großes Durstgefühl.
    Da steckte er den ziemlich langen Pfeil in eine tiefe Felsritze, die er am Eingang der Höhle gefunden hatte.
    Und er kletterte mit Hilfe des einen Trichters und des Rüssels an das äußere Ende des Pfeils – und dort sperrte er seine Kopftrichter weit auf – abwechselnd – indem er immer einen Trichter zum Festhalten benutzte.
    Und während er so die himmlische Nahrung in sich aufnahm und dabei in das Blitzgetümmel der dunklen Wolken hinaufstarrte und dem leisen Donner mit andächtigem Schauer lauschte, kam ihm plötzlich ein Einfall.
    »Wie wär’s«, rief er aus, »wenn wir alle unsre stahlharten Materialien in die Leuchttürme bohrten und fürderhin nur noch auf den Leuchttürmen wohnen würden? Dann hätten wir Ruhe und wären dem Himmel näher als bisher. Außerdem könnten wir unten in den Leuchttürmen die allerlängsten Stangen anbringen – die miteinander verbinden, so daß eine ganze Terrasse entsteht. Und höher könnten diese Stangenterrassen immer schmaler werden. So ist es möglich, daß jeder Vestaner seine Kopftrichter erfolgreich aufsperren kann – und wir können dann alle über unsern Himmel mal in Ruhe nachdenken.«
    Malwu freute sich so sehr über seinen Einfall, daß er beim Zurückklettern beinahe vom Pfeil heruntergefallen wäre.
    In der Höhle wurde der scharfsichtige Steuermann traurig, daß er seinen Einfall nicht gleich dem Peka und Zeka mitteilen konnte.
     
    Malwu saß viele viele Tage

Weitere Kostenlose Bücher