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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Absicht oder durch einen Zufall in Kontakt mit dem Gewirr des Chaos gekommen – vielleicht mit einem Objekt, das darin geschaffen worden war. Das schützende Siegel um die abgetrennten Hände wurde durch diese gewaltige, unkontrollierte Woge der Macht ausgelöscht. Und als die Hände Fener fanden, haben sie … gestoßen.«
    »Beim Atem des Vermummten«, murmelte Elster, den Blick auf den glitzernden Fluss gerichtet.
    »Und jetzt«, fuhr Rake fort, »steigt der Tiger des Sommers auf, um Feners Platz einzunehmen. Aber Treach ist jung und viel schwächer, sein Gewirr ist ein armseliges Ding, seine Anhänger sind weit weniger zahlreich als die Feners. Alles ist in Bewegung. Zweifellos lächelt der Verkrüppelte Gott.«
    »Augenblick«, protestierte Elster. »Treach ist aufgestiegen? Das ist aber ein sehr großer Zufall.«
    »Einige Schicksale wurden vorhergesehen, oder so scheint es zumindest.«
    »Von wem?«
    »Von den Älteren Göttern.«
    »Und warum haben sie solches Interesse an all diesen Dingen?«
    »Sie waren dabei, als der Verkrüppelte Gott auf diese Erde stürzte – gezogen wurde. Der Sturz hat viele von ihnen vernichtet, es gab nur wenige Überlebende. Was für Geheimnisse auch immer den Gestürzten umgeben – woher er gekommen ist, seine wahre Natur, das Ritual, mit dessen Hilfe er gefangen genommen wurde –, K’rul und seine Artgenossen kennen sie. Dass sie sich jetzt entschlossen haben, sich direkt einzumischen, da der Verkrüppelte Gott seinen Krieg wieder aufgenommen hat, ist ein unheilvoller Hinweis darauf, wie ernst diese Bedrohung ist.«
    »Das ist eine ziemliche Untertreibung, Lord.« Elster schwieg einige Zeit, dann seufzte er. »Was uns zu Ganoes Paran und dem Haus der Ketten zurückbringt. In Ordnung, ich verstehe, warum Ihr wollt, dass er diesen Schritt des Verkrüppelten Gottes ablehnt. Ich sollte Euch allerdings warnen – Ganoes Paran nimmt nur höchst ungern Befehle entgegen.«
    »Dann müssen wir hoffen, dass er sieht, welcher Weg der klügste ist. Werdet Ihr ihm in unserem Namen einen Rat geben?«
    »Ich werde es versuchen.«
    »Sagt mir eins, Elster«, fuhr Rake in verändertem Tonfall fort, »findet Ihr die Stimme eines Flusses eigentlich beunruhigend?«
    Der Malazaner runzelte die Stirn. »Ganz im Gegenteil, ich finde sie beruhigend.«
    »Ach. Das deutet also auf den wesentlichen Unterschied zwischen uns beiden hin.«
    Zwischen Sterblichen und Unsterblichen? Beru schütze uns … Anomander Rake, ich weiß ganz genau, was Ihr jetzt braucht. »Ich habe ein kleines Fässchen Bier aus Gredfallan, Lord. Ich würde es gerne holen, wenn es Euch nichts ausmacht, ein bisschen zu warten?«
    »Das kling gut, Elster.«
    Und wenn die Morgendämmerung anbricht, findet Ihr die Stimme des Flusses vielleicht auch beruhigend.
    Der Malazaner drehte sich um und ging auf das Lager zu. Als er sich der Zeltreihe näherte, machte er Halt und schaute noch einmal zu der Gestalt zurück, die groß und reglos auf der grasbewachsenen Hügelkuppe stand.
    Das Schwert Dragnipur, das schräg über Anomander Rakes Rücken geschnallt war, hing da wie ein verlängertes Kreuz, umgeben von seinem eigenen Atem unnatürlicher Dunkelheit.
    Ich fürchte allerdings, dass gredfallanisches Bier wohl nicht genügen wird …
     
    »Und welches Gewirr wirst du dafür aussuchen?«
    Der Schnelle Ben betrachtete die überall verstreut herumliegenden Leichen und die übereinander gestürzten, blutbefleckten Steine der Stadtmauer. Durch die Lücke waren Brände zu erkennen, und Rauch verhüllte den Nachthimmel über großen, anscheinend leblosen Gebäuden. »Rashan, glaube ich«, sagte er.
    »Schatten. Das hätte ich mir denken können.« Talamandas kletterte auf einen Leichenberg und drehte sich um, sah den Magier an. »Sollen wir?«
    Der Schnelle Ben öffnete das Gewirr, wobei er es fest im Zaum hielt, und hob die Arme über den Kopf. Die magischen Energien hüllten ihn in Schatten. Talamandas kicherte und kam näher.
    »Ich werde auf deiner Schulter reiten, ja?«
    »Wenn du darauf bestehst«, brummte der Magier.
    »Du lässt mir keine andere Wahl. Ein Gewirr dadurch zu kontrollieren, dass du es vor dir aufreißt und hinter dir wegwischst, mag ein Beweis deiner Meisterschaft sein, aber es lässt mir wenig Raum, um mich darin zu bewegen. Obwohl mir nicht ganz klar ist, warum wir uns ausgerechnet jetzt überhaupt mit Gewirren herumschlagen müssen.«
    »Ich brauche Übung. Und außerdem hasse ich es, bemerkt zu werden.« Der Schnelle

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