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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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streiten könnten.«
    »So ergeht es mir«, murmelte Samar Dev, »in der Gesellschaft von Barbaren.«
    Der Tonfall des Toblakai veränderte sich plötzlich. »Die Eindringlinge, die hierhergekommen sind, Hexe, halten sich für zivilisiert. Und töten daher die Anibar. Warum? Weil sie es können. Sie brauchen keinen anderen Grund. Ihnen wird Karsa Orlong eine Antwort geben, Samar Dev. Dieser Wilde hier ist nicht dumm, nicht vertrauensselig, und bei den Seelen meines Schwertes, ich werde ihnen eine Antwort erteilen.«
    Mit einem Mal war die Nacht hereingebrochen, und es war plötzlich kalt in dem stillen Wald.
    Irgendwo weit im Westen war Wolfsgeheul zu hören, und Samar Dev sah, dass Karsa Orlong lächelte.
     
    Einst, vor langer Zeit, hatte Mappo Runt Seite an Seite mit tausend anderen Trell-Kriegern gestanden. Sie hatten die Orstanzkette überschritten, von der man in das Tal des Bayen Eckar hinunter blicken konnte, das nach dem niedrigen, steinigen Fluss benannt war, der gen Norden in ein fernes, sagenhaftes Meer floss – sagenhaft zumindest für die Trell, von denen sich nie einer so weit von der flachen Steppe ihrer Heimat entfernt hatte. Auf dem gegenüberliegenden Hang und unten, auf dem rechten Ufer des Flusses, fünfzehnhundert Schritt entfernt, hatte die Armee aus Nemil Aufstellung genommen, die damals von dem weithin gefürchteten General Saylan’mathas befehligt wurde.
    So viele Trell waren bereits gestorben, nicht im Kampf, sondern aufgrund der Unbilden eines Lebens in den Lagern rund um die Handelsstationen, Forts und Siedlungen, die das, was einst die Grenzlande gewesen waren, in kaum mehr als eine verschwommene, flüchtige Idee verwandelt hatten. Mappo selbst war aus solch einer Siedlung geflohen, hatte Zuflucht bei den immer noch streitlustigen Hügel-Clans gefunden.
    Tausend Trell-Krieger, die einer Armee gegenüberstanden, die achtmal so groß war. Streitkolben, Äxte und Schwerter hämmerten auf Schildränder, während ein den Tod versprechendes Lied aus ihren Kehlen drang und wie Erdendonner hinunter ins Tal rollte, wo die Vögel tief und merkwürdig hektisch hin und her flogen, als hätten sie vor Entsetzen die himmlische Zufluchtsstätte hoch über ihnen vergessen und stießen und wirbelten stattdessen lieber zwischen den graublättrigen Bäumen, die in Gruppen dicht am Fluss wuchsen, hinab und schwärmten durch Dickicht und Gestrüpp.
    Auf der anderen Seite des Tals bewegten sich Truppenteile in ewig wechselnder Aufstellung: Einheiten von Bogenschützen, von Schleuderern, von Piken schwingender Infanterie sowie die weithin gefürchteten nemilischen Kataphrakten – in schweren Rüstungen, auf mächtigen Pferden, die Rundschilde bereit, obwohl ihre Lanzen in den Steigbügelhalterungen blieben, während sie sich im Trab zu den fernen Flügeln begaben und dort sammelten und somit deutlich machten, was sie vorhatten, nämlich von der Flanke her anzugreifen, sobald die Fußsoldaten und die Trell-Krieger im Talgrund gegeneinander kämpften.
    Der Bayen Eckar selbst bildete kein Hindernis, denn er war kaum knietief. Die Kataphrakten würden ihn ungehindert überqueren können. Saylan’mathas war zu sehen, wie er hoch zu Ross und von Gefolgsleuten flankiert den fernen Kamm überquerte. Banner wehten über dem schrecklichen Befehlshaber, schlangenförmig, aus goldbestickter schwarzer Seide, wie Schlitze des Abgrunds selbst, die durch die Luft fetzten. Als er und sein Gefolge den ganzen Kamm entlangzogen, wurden Waffen zum Gruß gehoben, doch es stieg kein Schrei zum Himmel, denn so etwas pflegte die handverlesene Armee dieses Mannes nicht zu tun. Die Stille war drohend, tödlich, entsetzlich.
    Aus den Trellsteppen war ein alter Mann namens Trynigarr gekommen, der diese trotzige Armee aus Kriegern in diese, seine erste Schlacht führte. Ein Alter, für den die Ehrung mit Spott befleckt war, denn er war ein alter Mann, dessen Brunnen der Weisheit und Ratschläge schon seit langem ausgetrocknet schien; ein alter Mann, der wenig sprach. Stumm und wachsam ist Trynigarr, wie ein Falke. Eine Bemerkung, auf die kleinliches Grinsen oder, schlimmer noch, meist bellendes Gelächter folgte.
    Er führte jetzt die Krieger an, weil er die Tugend der Nüchternheit besaß, denn die drei anderen Alten hatten fünf Nächte zuvor einen Weinenden Jegura, einen Kaktus, verzehrt, wobei jeder Tropfen auf einem dornigen Messer ausgeschwitzt wurde, indem man ihn drei Tage lang in einer Mischung aus Wasser und den Acht

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