Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
Hand. »Ich weiß, ich weiß. Sie sind nur hier, um mich zu beschützen. Warum gehen Sie nicht und beschützen meine Kinder? Mir wird schon nichts passieren.«
»Mr. Dutton ...«, begann der Agent erneut.
»Hören Sie, ich bin nur hier, weil meine Schwester gesagt hat, dass es in Ordnung ist. Das ist auch ganz toll, und ich weiß das zu schätzen. Tatsache aber ist, dass wir uns in Amerika befinden, und das heißt, meine Kinder und ich können gehen, wann immer wir verdammt noch mal wollen, und Sie können nichts dagegen tun. Also vertreiben Sie sich die Zeit mit meinen Kindern, oder rauchen Sie eine Zigarette, während ich mit diesen Leuten hier rede. Okay?«
»Ich werde die First Lady darüber informieren müssen«, sagte der Agent.
»Tun Sie das. Und für Sie mag sie ja die First Lady sein, aber für mich ist sie nur die ältere Schwester, deren Höschen ich meinen Kumpels für einen Dollar pro Stück gezeigt habe.«
Der Agent lief rot an. Wütend schaute er zu Sean und Michelle; dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging ins Haus. Die beiden anderen Agenten zogen sich ebenfalls zurück.
»Diese Seite kenne ich ja gar nicht an dir, Tuck«, sagte Sean, als sie dem Weißen Haus gegenüber die Straße entlangschlenderten.
Tuck holte eine Zigarette aus der Tasche, zündete sie an und blies eine kleine Rauchwolke in die Luft. »Das nimmt einen ganz schön mit. Ich weiß wirklich nicht, wie Jane und Dan das aushalten. Da bekommt die Redensart vom ›goldenen Käfig‹ eine ganz neue Bedeutung.«
»Ja. Als lebe man unter einem Mikroskop. Jeder noch so kleine Fehler kommt gnadenlos ans Licht«, sagte Michelle. Instinktiv schaute sie sich ständig nach allen Seiten um. Sie mochten ja an einem der sichersten Orte der Erde sein, aber Michelle wusste genau, dass sich das in einem einzigen explosiven Moment ändern konnte.
»Wie geht es den Kindern?«, fragte Sean.
»Sie haben Angst«, antwortete Tuck. »Sie sind deprimiert. Natürlich wissen Sie, dass Pam nie mehr zurückkommt, und allein das ist schon niederschmetternd genug. Aber nicht zu wissen, was mit Willa geschehen ist, das ist einfach zu viel. Es bringt uns um. Ich habe kein Auge mehr zugemacht, seit sie im Krankenhaus die Medikamente abgesetzt haben. Ich weiß gar nicht, warum ich noch stehen kann.«
Michelle schaute auf die Zigarette. »Die Kinder haben jetzt nur noch ein Elternteil, Tuck«, sagte sie. »Tu ihnen und dir selbst einen Gefallen, und lass die Krebsstäbchen sein.«
Tuck ließ die Zigarette auf den Boden fallen und trat sie aus. »Was wollt ihr eigentlich von mir?«
»Nur eins.«
Tuck hob die Hände. »Wenn es um diesen Scheiß geht, dass Willa adoptiert ist ...«
»Nein, es geht um den Kerl, den du mit Pam gesehen hast.«
»Habt ihr mit ihm gesprochen? Wer ist er?«
»Ein Agent vom Secret Service, ein ziemlich hochrangiger sogar«, sagte Michelle.
»Er heißt Aaron Betack«, fügte Sean hinzu, »und er hat mit Nachdruck erklärt, du hättest dich bei der Identifizierung geirrt.«
»Dann redet er Blödsinn. Ich habe ihn direkt durch die Scheibe hindurch gesehen. Ich war keine vier Meter von ihm entfernt. Er war es, das schwöre ich euch auf einen ganzen Stapel Bibeln.«
»Wir glauben dir, Tuck«, sagte Michelle.
»Und es gibt da vielleicht eine einfachere Möglichkeit, das Ganze zu verifizieren, als einen Stapel Bibeln«, sagte Sean.
»Was meinst du damit?«
Sean deutete auf die andere Straßenseite. »Er ist direkt da drüben. Wir haben ihn reingehen sehen. Deshalb sind wir hier.«
»Betack?«
»Ja«, bestätigte Sean.
»Was soll ich tun?«
»Wir möchten, dass du deine Schwester anrufst und ihr sagst, dass du mit uns zu ihr willst. Sobald wir drin sind, soll sie Betack hereinrufen, und wir werden ihn mit dem konfrontieren, was wir wissen. Wenn er der First Lady dann ins Gesicht lügen will, soll er.«
Tuck wirkte mit einem Mal nicht mehr so selbstsicher. »Ich glaube, sie hat im Moment sehr viel zu tun.«
Michelle packte ihn am Arm. »Tuck, du hast gerade deine Frau zu Grabe getragen, und dein ältestes Kind ist entführt worden. Ich finde, da sollte es dir ziemlich egal sein, ob deine Schwester viel zu tun hat.«
Sean beobachtete Tuck aufmerksam. »Und? Was ist jetzt?«
Tuck holte sein Handy aus der Tasche. »In fünf Minuten?«
»Kein Problem«, sagte Sean.
50.
S ean King, der während seiner Zeit beim Secret Service im Präsidentenschutz gearbeitet hatte, hatte damals die höchste Sicherheitsstufe besessen und
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