Sean King 04 - Bis zum letzten Atemzug
Zugang zur Sicherheitszentrale des Weißen Hauses gehabt. Doch er war nie in der Privatwohnung der First Family gewesen. Dieses Versäumnis wurde nun nachgeholt. Nachdem sie mit dem Aufzug nach oben gefahren und von einem echten Aufzugführer hinausgelassen worden waren, schauten Sean und Michelle sich in dem Raum um. Er war luxuriös möbliert, und überall standen frische Blumen. Dann richtete Sean seine Aufmerksamkeit auf die Frau, die ihm gegenüber auf der Couch saß, eine Tasse Tee in der Hand. Im Kamin brannte ein Feuer, und von der anderen Straßenseite waren Demonstranten im Lafayette Park zu hören.
Jane hatte das offenbar auch gehört. »Nach allem, was passiert ist, sollte man annehmen, sie würden sich zurückhalten.«
»So eine Demonstration muss man anmelden«, sagte Michelle. »Wenn sie nach langem Hin und Her eine Erlaubnis haben, müssen die Leute sie auch nutzen.«
»Natürlich.«
Sie sieht müde aus, dachte Sean. Und offensichtlich war nicht nur der Wahlkampf schuld daran. Die winzigen Fältchen im Gesicht der First Lady traten nun deutlicher hervor, die Tränensäcke waren größer geworden, und die Frisur saß nicht mehr ganz so perfekt wie sonst. Auch schien sie an Gewicht verloren zu haben. Ihre Kleider waren ein wenig zu weit.
Michelle blickte zu Tuck. Jane Cox' Bruder saß neben seiner Schwester und ließ den Blick nervös durchs Zimmer schweifen. Er hielt einen Cocktail in der Hand, den ein Bediensteter ihm gebracht hatte. Er hielt das Glas so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Vermutlich hätte er sich jetzt am liebsten eine Zigarette angezündet, aber das Weiße Haus war eine Nichtraucherzone - sehr zum Verdruss vieler Personen, die hier arbeiteten.
»Wie geht es John und Colleen?«, fragte Jane.
»Nicht gut«, antwortete Tuck.
»Wir können sie auch hier wohnen lassen, Tuck.«
»Das wäre egal, Jane. Es liegt nicht an dem Haus.«
»Ich weiß.«
Tuck schaute sich in dem riesigen Zimmer um. »Und dieses Haus scheint nicht gerade für Kinder eingerichtet zu sein.«
»Du wärst überrascht«, erwiderte Jane. »Denk doch mal daran, wie Dan junior seinen sechzehnten Geburtstag im Festsaal gefeiert hat. Und es haben hier schon viele kleine Kinder gelebt. Teddy Roosevelts Familie, JFKs ...«
»Ist schon okay, Schwesterherz.«
Jane schaute zu Sean. »Danke, dass ihr es noch zur Beerdigung geschafft habt.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass wir kommen.«
»Nach unserem letzten Gespräch haben wir uns nicht gerade freundschaftlich getrennt.«
»Ich dachte, mit Freundschaft hat das nichts zu tun.«
Jane verzog das Gesicht. »Hör mal, Sean. Ich versuche, das Ganze so professionell wie möglich zu regeln.«
Sean beugte sich vor. Michelle und Tuck beobachteten ihn nervös.
»Und wir versuchen, Willa zu finden. Dabei ist mir egal, ob wir das professionell oder sonst wie schaffen, solange wir das Mädchen zurückbekommen. Ich hoffe, damit hast du kein Problem.« Er schaute zu Tuck. »Ich hoffe, ihr beide nicht.«
»Ich will nur meine Tochter zurück«, beteuerte Tuck.
»Natürlich«, sagte Jane. »Das wollen wir alle.«
»Gut. Dann ist das also geklärt.« Sean nickte Tuck ermutigend zu.
Tuck öffnete den Mund. »Ist Dan da?«
Sean verdrehte die Augen und lehnte sich zurück, während Michelle Tuck anstarrte, als wäre er der größte Loser, den sie je gesehen hatte.
»Er arbeitet in seinem Büro«, antwortete Jane. »Heute am späten Abend fliegt er an die Westküste. Ich werde mich ihm dort morgen anschließen, aber meine Pläne hängen noch ein wenig in der Schwebe, wie du dir sicher denken kannst. Ich bezweifle, dass ich jetzt gehen werde.« Sie schaute zu Sean. »Habt ihr mir irgendwas zu sagen?«
»Wir nicht, dein Bruder aber schon, glaube ich. Deshalb sind wir hier.«
Sie drehte sich wieder zu Tuck um. »Was ist?«
Tuck kippte den Rest seines Drinks so schnell herunter, dass er sich verschluckte. Doch auch als er sich wieder erholt hatte, sagte er kein Wort.
Michelle wurde es zu viel. »Tuck hat gesehen, wie Agent Betack sich mit Pam getroffen hat. Das war gut einen Monat, bevor sie ermordet wurde. Agent Betack leugnet das. Wir wollten, dass Sie ihn herbestellen, damit diese Angelegenheit ein für alle Mal geklärt werden kann. Wir wissen, dass er im Weißen Haus ist. Wir sind ihm hierher gefolgt.«
Tuck starrte auf seine Schuhe, während seine Schwester erst zu Michelle und dann zu Sean schaute.
»Das wird nicht nötig sein«, sagte sie.
»Warum
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