Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
hören, vor allem, wenn du sie nicht mit dem nötigen Respekt behandelst.«
»Werden wir den Wassergeistern begegnen?«, fragte Tobi mit großen Augen. Viele Male schon hatten sie diese Geschichte von Oka gehört – über die Geister der toten Bären, die in den Flüssen wohnten und auf alle Ewigkeit mit den Lachsen schwammen, von denen sie sich zu Lebzeiten ernährt hatten. Bisher aber hatten die beiden noch kein Gewässer gesehen, das groß genug war oder schnell genug floss, um Geister zu beherbergen.
»So funktioniert das nicht, mein Kleiner«, sagte Oka zu Tobi. Toklo konnte es nicht ertragen, wie sanft ihre Stimme klang, wenn sie mit seinem Bruder sprach. »Die Geister sind immer da und vielleicht sprechen sie mit dir, vielleicht auch nicht. Aber man kann ihnen nicht begegnen.«
»Ich erinnere mich!«, rief Toklo. »Man muss danke sagen zu ihnen, damit sie einem helfen.«
»Genau«, erwiderte Oka. »Wenn sie verärgert sind, gibt es viele Wellen im Wasser, und dann ist es schwer, Fische zu fangen. Wenn sie dir aber wohlgesonnen sind, dann lenken sie die Lachse genau auf deine Tatzen zu.«
»Wie macht man –«, setzte Toklo an.
»Das waren jetzt genug Fragen für heute Abend«, beendete Oka das Gespräch. Sie legte ihre Nase an Tobis Fell und schnüffelte. Er hatte die Augen bereits geschlossen und atmete flach. Toklo wusste, dass er jetzt still sein musste, damit Tobi schlafen konnte. Doch selbst davon ließ er sich nicht die gute Laune verderben. Morgen würden sie über die Berge gehen!
Ein Stück voraus sah Toklo durch den Schatten der Bäume hindurch Sonnenlicht, das auf eisigem Untergrund glitzerte. Sie waren seit dem Morgengrauen unterwegs. Langsam bewegten sie sich auf den Gipfel zu. Jetzt konnte Toklo den nackten, felsigen Hang des Berges sehen, wo die Bäume immer weniger wurden und das einzige Grün bald nur noch aus Moosflechten und struppigem Gebüsch bestand.
Er drehte sich zu Oka und Tobi um, die hinter ihm durch den Wald schlurften. Oka blieb hin und wieder stehen, um am Boden zu schnuppern und Tobi etwas Fressbares zuzuschieben. Toklo hatte, bevor sie aufgebrochen waren, nur etwas Klee zu sich genommen, aber er war viel zu aufgeregt, um jetzt etwas zu fressen. Ungeduldig stürmte er auf die sonnige Stelle vor ihm zu und landete plötzlich auf einer großen Wiese. Von hier aus hatten sie es nicht mehr weit bis zu den Felsen – und dann wären sie auf dem Berg!
Mutter und Bruder schlossen zu ihm auf und Oka stellte sich auf die Hinterbeine und hielt die Nase in die Luft. »Schnell, gehen wir weiter«, drängte sie und ließ sich auf alle viere zurückfallen. Die Wiese überquerten sie in etwas rascherem Tempo. Sogar Tobi hielt mit, blieb stets dicht bei Oka und geriet nur wenige Male ins Stolpern. Bald fühlte Toklo harten Stein anstelle von Erde und Gras unter den Tatzen. Nachdem sie einen kleinen Felsvorsprung erklommen hatten, standen sie vor einer Landschaft aus Schnee und Felsen, die sich bis zum Horizont erstreckte.
Der Schnee war tiefer, als Toklo erwartet hatte, und natürlich landete Tobi sofort in einer großen Verwehung. Wimmernd zappelte er mit den Tatzen, bis Oka zur Stelle war und ihn auf festen Boden zurückzerrte. Toklo wollte nicht, dass die anderen merkten, dass auch er seine Probleme mit dem vereisten Felsboden hatte. Seine Krallen bekamen den harten, glatten Untergrund nicht zu fassen, und so rutschte und schlitterte er mehr, als dass er elegant von Felsblock zu Felsblock gesprungen wäre, wie er sich das eigentlich vorgestellt hatte.
Aber das spielte keine Rolle. Er war trotzdem begeistert vom Klettern, davon, draußen in der Sonne zu sein, weit weg von den Feuer- und Schlangenbiestern, ihrem Lärm und ihrem fürchterlichen Gestank. Hier oben strich der frische Wind durch sein Fell und brachte von weit her Düfte von Beutetieren, Schnee und anderen Bären mit. Die Sonnenstrahlen wärmten seinen Rücken, und seine Muskeln fühlten sich ganz anders an, seit er sie zum Klettern nutzte und sich zum ersten Mal wie ein richtiger Bär bewegte!
Als er ein Aststück entdeckte, das aus einer großen Schneewehe ragte, stürzte er sich mit einem gefährlichen Brummen darauf, packte es mit der Schnauze und schüttelte es heftig.
»Rarrgmph!«, brüllte er, soweit der im Maul steckende Ast es zuließ. »Muttr, chabn Lchs gefngn!«
»Ach, tatsächlich?« Seine Mutter wandte den Kopf in seine Richtung. »Na, dann halt ihn mal lieber gut fest, ich hab nämlich gehört, dass
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