Seelenflüstern (German Edition)
einiges, Alden. Du sagst, wir seien Partner, aber ich erfahre nicht, was du weißt. Hin und wieder zeigst du mir ein paar Erinnerungsfetzen und lässt mich dann mit der halben Wahrheit hängen. Wenn ich Rose wäre, würdest du das nicht tun. Hab ich recht?«
Sein Unterkiefer zuckte. »Können wir das vielleicht später besprechen?«
»Nein.«
Alden schnaufte. »Okay. Ich will nicht, dass Horace dich anfasst. Lieber lasse ich ihn das Seeleneinen machen, als dass er dich befingert. Dein Leben kann ich ihm blind anvertrauen – aber nicht deinen Körper.«
»Ich dachte, ihr zwei seid Freunde.«
»Sind wir auch. Und in brenzligen Situationen kann ich mich hundertprozentig auf ihn verlassen. Da sind wir ein ganz starkes Team. Aber wenn für einen Fall zwei Wächter gebraucht werden, bin ich lieber der äußere und nicht der innere.«
»Ich kann dir bloß sagen, andersherum wäre es mir lieber. Er hat mir beim Rein- und Rausgehen übel wehgetan.«
Alden schien ein Lächeln zu unterdrücken. »Manche Seelen passen eben besser zusammen als andere. Tut mir leid, dass es so schmerzhaft war.«
Ich beschloss, ihm nichts von Races Angebot bei der Tankstelle zu sagen. Eine Weile saß ich nur schweigend da und kraulte Spook. Sie streckte sich und suchte sich einen noch bequemeren Fleck auf meinem Schoß.
»Du musst mir von Smith erzählen«, sagte ich schließlich. »Wenn dieser Monsterdämon mich schon verfolgt, will ich wenigstens wissen, was und wer er ist und warum er Jagd auf mich macht.«
Alden strich sich eine Haarsträhne aus den Augen. »Tut mir leid, dass ich dir nichts von ihm gesagt habe. Das war falsch, das weiß ich jetzt.«
Ich betrachtete die Drohung, die Smith mir in den Arm geritzt hatte. »Warum hasst er mich denn so sehr? Schließlich habe ich ihn ja nicht hingerichtet.«
»Stimmt. Hast du nicht.« Alden schob mir das Haar hinter die Schulter. »Smith ist hinter dir her, weil er glaubt, dass Rose ihn verraten hat. Ich habe ihn im damaligen Leben nicht gut gekannt, und leider sind meine Erinnerungen an damals ziemlich löchrig. Die meiste Zeit war ich nämlich im Knast. Außerdem überlagern die Erinnerungen aus den zwei neueren Zyklen die alten. Dass Smith mir ein Verbrechen angehängt hat, das er selbst begangen hatte, weiß ich noch. Und dass Rose mich aus dem Gefängnis geholt hat. Sie spielte ihm tiefe Gefühle vor, bis er sich ihr anvertraute. Mit dem, was sie von ihm erfuhr, konnte sie meine Unschuld beweisen. Genau genommen hat Rose ihn verführt, um ihn zum Reden zu bringen. Das hat geklappt – aber er hat sich dabei in sie verliebt.«
»Oh, oh. Sie hatte etwas mit einem Dämon?« Ich schüttelte mich. »Dich aus dem Knast zu holen, muss ihr wirklich sehr wichtig gewesen sein. Was hatte Smith denn angestellt?«
»Er hat ein Militärboot aus dem Hafen von Galveston geklaut. Ein Dämon war er damals aber noch nicht, bloß ein ganz jämmerlicher kleiner Verbrecher. Smith war unsterblich in Rose verliebt und merkte gar nicht, dass sie ihn nur aushorchte. Nach seiner Hinrichtung machte er sich als Aggrot an sie heran. Er wollte ihren Körper benutzen, um sich an den Männern vom Erschießungskommando zu rächen. Das hat sie natürlich nicht zugelassen, und damit wohl endgültig seinen Hass auf sich gezogen. Er tauchte allerdings erst im nächsten Zyklus wieder auf, in dem du … in dem sie in dem Sturm umkam.«
Kopfrechnen war nie meine Stärke gewesen. Ich versuchte es trotzdem. »Wenn Rose im Jahr 1900 mit neunzehn gestorben ist – wie konnte sie dann am Leben sein, als er 1863 hingerichtet wurde?«
»Die Hinrichtung war im Zyklus davor. Für den kam Rose im Jahr 1831 zur Welt. Als sie das Verhältnis mit Smith hatte und ihn auffliegen ließ, war sie zweiunddreißig. Gestorben ist sie damals 1875 an einem Fieber. Für den nächsten Zyklus kam sie im Jahr 1881 zurück.«
Aldens Beschreibung machte den Dämon nicht weniger unheimlich oder gefährlich. Doch nun verstand ich ein wenig besser, warum er mich umbringen wollte. Wieder starrte ich die Botschaft auf meinem Unterarm an. Ich werde dich wieder töten. »Was meint er damit, Alden, mich ›wieder töten‹?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich will Smith dir nur Angst machen.«
Das war ihm gelungen. Aber immerhin wusste ich nun, wovor ich mich fürchtzte.
»Von jetzt an verschweigst du mir bitte nichts mehr, okay? Wir sind Partner, genau wie du und Rose früher.«
Alden drückte meine Hand. »Partner. Okay.«
Ich wählte ein paar
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