Seelenflüstern (German Edition)
und zu bellen wie wild. Alden und ich sahen einander an. Warteten. Die Zeit blieb plötzlich stehen. Dann endlich verstanden wir, was los war.
»Verdammt, Alden. Der Gestank! Genau so hat es heute Morgen im Auto gerochen!« Ich schlug die Hand vor denMund und hielt den Atem an. Das Entsetzen packte mich, aber gleichzeitig war ich wie betäubt. Diesmal wusste ich, wer diesen Höllengestank verströmte und was derjenige wollte.
Alden zog mich an sich. »Denk daran, mich in dich zu rufen, wenn du mich brauchst, Lilian.«
»Nein!«, schrie ich den Dämon an. »Weiche!«
Smiths Stimme war ganz nahe, seine abgehackte Sprechweise hallte wie Hammerschläge in meinem Kopf. »Ach, so tapfer, meine Liebste? Wird es diesmal wieder zu spät sein?«
»Jetzt, Alden!«
Alden war schon in mir, bevor ich seinen Namen zu Ende gesprochen hatte.
Ich bin drin, Lilian. Du bist sicher.
»Das war ein schlechter Schachzug«, zischte Smith. »Wenn ich dich nicht kriege, dann eben den, den du liebst!«
Aldens leerer Körper krachte zu Boden, als hätte ihn jemand k. o. geschlagen. O Gott! Das Ding ließ seine Wut an Alden aus. Ich musste etwas tun. Aber was? Aldens Wange fing an zu bluten. Plötzlich wurde er hoch über meinen Kopf gehoben und dann in eine Ecke geschmettert. Smiths schreckliches, bedrohliches Lachen dröhnte in meinen Ohren. Ich warf mich über Aldens Körper.
»Nein! Du kriegst ihn nicht«, schrie ich.
»Vielleicht ein bisschen zu anhänglich diesmal? Beim letzten Mal war es ähnlich«, spottete Smith. »Aber du kannst nicht jeden retten!«
Das Gelächter verhallte.
Ich blieb auf Aldens leerer Hülle liegen. Noch nie im Leben war ich so zornig gewesen. Ich zitterte am ganzen Körper und wollte nichts mehr, als Smith für alle Zeiten von diesem Planeten wischen.
Ich spüre deine Wut. Aber so kommen wir nicht weiter. Du musst cool bleiben. Alles ist gut. Mein Körper ist nicht schwer beschädigt. Bleib wachsam, Lilian. Er ist noch nicht fertig, warnte Alden.
Ich setzte mich auf und lauschte. Spook rannte draußen an der Tür vorbei. Sie knurrte und fing dann irgendwo im Flur an, wie verrückt zu bellen.
Alden und ich hatten gleichzeitig denselben schrecklichen Gedanken.
»Izzy!«
S ECHSUNDZWANZIG
H alt Lilian!, rief Alden, noch bevor ich an seiner Zimmertür war. Wir brauchen einen Plan.
Das dauerte mir viel zu lange. »Wir müssen Smith aufhalten, Alden. Izzy ist in Gefahr!«
Alleine schaffst du das nicht, Lilian. Wir brauchen Hilfe.
»Du kannst mir doch helfen. Geh in deinen Körper zurück.« Spook bellte immer noch.
Nein. Dann wäre deine Hülle für ihn offen, aber für einen derart starken Dämon bist du noch nicht reif. Auf so eine Gelegenheit wartet er doch bloß. Wir können dich nicht ungeschützt lassen. Nimm mein Handy und ruf Horace an.
»Nein, Alden. Ich denke …«
Hör auf zu denken, Lilian, und tu, was ich sage. Bitte! Ruf Horace an!
Weil ich wusste, dass er meine Seele fühlen konnte, beschloss ich, jetzt nicht beleidigt zu reagieren. Ich fand Races Nummer, rief ihn an und erklärte ihm, was los war. Er sagte, er und Maddi seien praktisch schon bei uns.
Alden war überzeugt, dass Smith Izzy nichts tun würde, solange ich nicht danebenstand und zusehen konnte. Nur deshalb rannte ich nicht direkt zu ihrem Zimmer. Ich musste auf Aldens Erfahrung vertrauen. Von diesen Dingen hatte ich einfach zu wenig Ahnung.
Alden bat mich, seinen Arztkoffer aus dem Auto zu holen. Nach seinen Anweisungen säuberte ich die Wunde auf seiner Wange und verarztete sie mit Klammerpflastern.
Und jetzt nimm drei Gürtel aus meinem Schrank, sagte Alden. Ich fragte nicht, warum.
Spook hörte auf zu bellen.
Es läutete an der Haustür.
Gleichzeitig klingelte Aldens Handy.
Mein Herz blieb fast stehen.
Erst das Telefon, dann die Tür , sagte Alden.
Am Handy meldete sich Maddi. Sie und Race standen draußen. Ich rannte die Treppe hinunter und ließ sie herein.
»Wo ist Aldens Körper?«, fragte Race. Maddi nahm mir die Gürtel ab.
»Oben in seinem Zimmer.«
»Das passt zu ihm.« Race nahm immer zwei Stufen auf einmal. »Liegt wahrscheinlich gemütlich im Bett. Bleib hier, Lilian. Ich bin gleich wieder da.«
Mit Aldens leerem Körper über der Schulter kam er zurück. Maddi und ich folgten ihm zu Maddis Truck. Sie öffnete die Fahrertür, und Race ließ Aldens Körper hinters Steuer fallen.
»Stell dich neben Alden, Lilian«, sagte Race. Dann setzte er sich auf den Beifahrersitz und schnallte sich an.
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