Seelenflüstern (German Edition)
Lippe.
Ich glaube an dich, Lilian.
Sofort stiegen mir Tränen in die Augen. Sie ließen die Buchstaben verschwimmen, sodass ich kaum weiterlesen konnte.
Biete ihm deinen Körper an, damit er Izzy verlässt. Maddi wird sie schützen, und ich bin schneller in dir als er.
Ich nickte.
Wenn er aus Izzy fährt und körperlos wird, kannst nur du ihn hören. Sag mir, wann ich reinkommen soll. Aber vorher kein Wort.
Lächelnd nickte ich Alden zu. Er lächelte zurück. Dann rollte ich mich auf der Ladefläche zusammen.
Zitternd. Voller Angst.
Maddi parkte den Truck im obersten Geschoss eines Parkhauses – und zwar so, dass er die Zufahrt zu diesem Parkdeck blockierte. Nur ein einziges weiteres Auto stand noch da. Als ich vom Truck sprang, konnte ich das Galleria Einkaufszentrum und den Wolkenkratzer sehen, der früher mal Transco Tower geheißen hatte, nun aber Williams Tower hieß. Weshalb waren wir ausgerechnet aufs Dach eines Parkhauses gefahren? Und wieso war Race plötzlich so schweigsam?
Maddi half Alden, das zappelnde, kreischende, in die Decke gehüllte Bündel aus dem Truck zu hieven. Es klang, als würde Izzy durch die Nase schreien. Als Alden die Decke wegnahm, sah ich voll Entsetzen, dass Izzys Mund mit einem breiten Stück Klebeband zugepappt war. Ihre Handgelenke und Fußknöchel waren mit Gürteln gefesselt. Mit dem dritten hatte man ihr die Arme an den Oberkörper gebunden. Jetzt wusste ich, warum wir hierhergekommen waren. Hier konnte sie niemand schreien hören.
Smith darf auf keinen Fall merken, dass du die Hosen voll hast. Bleib cool, drängte Race. Alden will seiner kleinen Schwester nicht wehtun. Er hat sie nur gefesselt, damit Smith sie nicht verletzt. Wenn sie nicht reden, rennen oder kämpfen kann, wird er eher bereit sein, sie wieder zu verlassen. Es geht darum, ihn zu zermürben und ihm die Kraft zu nehmen. In einer Hülle zu stecken, die er nicht benutzen kann, schwächt ihn. Dein Körper ist der Köder. Wenn wir es schaffen, Smith damit aus dem kleinen Mädchen zu locken, und wenn Alden vor ihm in dir ist, dann kann Smith nirgends mehr hin. Maddi besetzt mit ihrer Seele das kleine Mädchen, damit er nicht in diese Hülle zurückkann. Und einen Wächterkörper kann er sowieso nicht benutzen, denn wir sind geschlossene Gefäße.
»Ist der Fall damit gelöst? Ist das dann das Ende?«
Nein. Aber so gewinnen wir Zeit, in der du stärker wirst und noch ein paar Tricks lernen kannst.
»Und wie schaffen wir es, ihn für immer loszuwerden?«
Das geht nicht. Dazu müsstest du es allein mit ihm aufnehmen und ihn so fertigmachen, dass wir ihn rausdrängen können. Im Moment ist diese Aufgabe für dich noch ein paar Nummern zu groß. Es ist unheimlich schwierig, einen Dämon wie ihn so zu schwächen, dass ihm die Kraft und der Wille fehlen, auf der Erde zu bleiben. Aber im Moment ist das Wichtigste, ihn erst mal aus Izzy rauszulotsen, damit er ihre Seele nicht aus ihrem Körper vertreibt.
»Okay.«
Wenn du so weit bist, verlasse ich deine Hülle. Dann sieht er dich offen und ungeschützt. Diesmal kann Alden dich nicht berühren, wenn er in dich kommt. Es wird also höllisch wehtun. Mach dich schon mal darauf gefasst. Vielleicht setzt du dich dafür besser hin.
Ich hockte mich mitten auf dem Parkdeck auf den Asphalt. Alden und ich sahen einander an. Ich nickte. Vorsichtig zog er das Klebeband von Izzys Mund. Sie spuckte ihn an. Er reagierte nicht darauf.
Die Stimme, die aus ihrem kleinen Körper sprach, klang überhaupt nicht wie die eines Kindes. »Ihr Hohlköpfe. Glaubt ihr, ihr könnt mich überlisten?« Izzys Körper setzte sich auf und starrte mich an.
Das Herz schlug mir bis zum Hals.
Smith durfte nicht gewinnen. Ich konnte nicht zulassen, dass er diesem Kind etwas antat. Mit zusammengebissenen Zähnen starrte ich in Izzys Augen. Doch daraus schaute mich nicht Aldens kleine Schwester an, sondern das Böse in Person.
»Willkommen zurück, meine Geliebte«, fauchte die fremde Stimme aus ihrem Mund. »Ich bin ja so froh, dassdu mich mit deiner Gegenwart beehrst. Eigentlich dachte ich, ich hätte dich damals, als ich dich vom Dach stieß und ersäufte, endgültig umgebracht. Ich glaubte, du hättest viel zu viel Angst, um noch mal wiederzukommen.«
Dann hatte Rose also keinen Selbstmord begangen. Alden schloss einen Moment lang die Augen und atmete tief durch. Als wir uns danach wieder ansahen, glitzerten Tränen in seinem Blick.
Ich ging auf die Knie. »Vor dir soll ich Angst haben, du
Weitere Kostenlose Bücher