Seelenraub
Federn heraus.
»Es heilt bereits. Mach dir keine Sorgen«, sagte er. Während sie zusah, fügte sich die Wunde am Flügel zusammen, und die Federn wuchsen nach.
»Wow«, sagte sie. Das war das einzige Wort, das angemessen zu sein schien. Sie drehte sich zu der Stelle um, wo der Dämon gewesen war. Nur ein rauchender Krater war noch zu sehen. »Bitte sag mir, dass er tot ist.«
»Tot und begraben, wie ich es versprochen habe.« Er schwieg, als lausche er auf etwas, das sie nicht hören konnte. »Wird Zeit, dass ich verschwinde. Dein Meister hat den Dämon getötet. Hast du das verstanden?«
»Warum sollte ich lügen?«
»Es ist das Beste. Sie dürfen nicht wissen, was ich hier getan habe.«
»Aber wann werde ich dich wiedersehen?«
»Auf dem Friedhof, heute Abend. Komm zu mir, sobald du kannst.«
»Aber was ist mit …«
Er legte ihr einen Finger auf die Mitte der Stirn, und ein weißes Licht ließ sie ohnmächtig werden.
31. Kapitel
Jemand hielt sie im Arm und rief ihren Namen. Die Stimme klang besorgt, sogar verzweifelt.
»Ori?«, fragte sie. Als sie die Augen aufschlug, begriff sie, dass es nicht der Engel war. Dem Gesichtsausdruck des Mannes nach zu urteilen, war er nicht besonders glücklich, dass sie ihn mit dem Namen eines anderen angesprochen hatte. Besonders mit diesem Namen.
»Beck«, sagte sie. Die Sorge in seiner Miene wurde weniger.
»Gott sei Dank«, sagte er. »Als ich das Erdbeben spürte, dachte ich, es wäre mit dir vorbei.«
Noch nicht
. »Harper?«
»Flucht, dass sich die Balken biegen. Der kommt wieder in Ordnung.« Beck sah sich um. »Muss eine Höllenshow gewesen sein«, sagte er mit belegter Stimme. »Tut mir leid, dass ich nicht rechtzeitig hier war.«
Sie schluckte, dann zog sie eine Grimasse. Ihr Mund fühlte sich an, als sei er voll Erde.
»Wasser?«, krächzte sie.
Er legte sie wieder ab und wühlte in seiner Reisetasche. Dann lag sie wieder in seinen Armen und schluckte die kühle Flüssigkeit. Es fühlte sich so wunderbar an. Mühsam setzte sie sich auf und umklammerte die Wasserflasche mit beiden Händen.
»Langsam«, warnte Beck.
Sie nickte, setzte sich aber trotzdem auf. Ihre Handflächen kribbelten. Sie untersuchte eine: Die Haut war rosa, aber es gab kein Zeichen von dem Kies, der sich hineingegraben hatte.
Man kann es nicht anders sagen: Engel sind einfach genial.
Sie trank noch mehr Wasser, um ihre Kehle freizubekommen. »Harper ist auf ihn losgegangen«, sagte sie. »Er sagte mir, ich soll in dieser Grube in der Garage bleiben.«
»Aber du bist nicht geblieben, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich musste ihm doch helfen.«
Ein gequälter Seufzer. »Na ja, du lebst, und ihr habt den Mistkerl erwischt. Ich wünschte nur, ich hätte ihn fertiggemacht«, sagte er.
Sie wusste, dass es um mehr ging, als einen Fünfer zu besiegen. Vor allem hatte Beck den Tod ihres Vaters rächen wollen. »Wenn du hier gewesen wärst, hättest du es getan, das weiß ich«, sagte sie.
Er nickte ihr zu und gab ihr damit zu verstehen, dass er ihre Geste zu schätzen wusste.
Eine Sanitäterin kniete sich neben sie. »Was hältst du davon, wenn du dich wieder hinlegst und ich untersuche dich?«
Riley tat wie befohlen, obwohl sie nicht glaubte, dass sie sich irgendetwas gebrochen hatte. Sie beantwortete die Fragen der Sanitäterin, bis die Frau überzeugt war, dass sie keine ernsthaften Verletzungen davongetragen hatte.
»Trotzdem denke ich, dass es klug wäre, wenn du ins Krankenhaus gehen würdest, nur für alle Fälle.«
Riley schüttelte den Kopf. »Mir geht’s gut.«
»Deine Entscheidung.« Die Frau packte ihre Sachen zusammen und verschwand.
Riley seufzte erleichtert und setzte sich erneut auf. Beck war in der Nähe dessen, was vom Gebäude übrig geblieben war, und unterhielt sich mit Jackson und ein paar anderen Dämonenfängern. Feuerwehrmänner schlenderten herum, und auch einige Cops waren da.
Ihr Blick wanderte über den Parkplatz zu dem rauchenden Loch, wo vorher der Fünfer gewesen war. Ori hatte gesagt, er würde das Ding erledigen, und das hatte er getan. Er hatte sein Wort gehalten.
Aber warum hat er sich erst so spät blicken lassen?
Sie hörte Harpers scharfe, beißende Stimme. Er saß aufrecht, hielt sich eine Eispackung an den Kopf und knurrte die Sanitäterin an, die hektisch an ihm herumfuhrwerkte.
Du bist ein zäher alter Vogel, was?
Aber als es darauf ankam, hatte er sie beschützt. Das hatte sie nicht erwartet.
Als Riley aufstand, drehte
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