Sein Wille geschehe (German Edition)
sie nie mehr gehen zu lassen . Dafür war es ihm umso bewusster , und er betete , dass der Tag niemals kommen würde, an dem er tun musste, was in seinen Kreisen mit allen Sklaven geschah, die ein zu großes Risiko waren .
20
Lena zog die schafwollenen Plaids, die ihr als Bettdecke dienten, noch ein Stückchen höher und rollte sich genussvoll dar in ein. Die Sonne war schon vor einer ganzen Weile aufgegangen, aber sie verspürte nicht die geringste Lust aufzustehen. Jamie hatte si e gestern aus dem Verlies hinauf in eine kleine Kammer getragen und sie auf ein weiches, sauber bezogenes Lager gebettet . F est davon überzeugt, aufgrund der vielen neuen Eindrücke und Erlebnisse nicht ein Auge schließen zu können, hatte sie wider Erwarten die gesamte Nacht wie ein Murmeltier geschlafen. Allmählich aber drängte ihre Blase unnachgiebig auf Entleerung . Mit halb geöffneten Augen sah sie hinüber zu dem erkalteten Kamin . E s würde wahrlich kein Vergnü gen sein, sich aus den Decken ihres gemütlich warmen Bett es zu schä len. Doch s chließlich hielt sie es nicht länger aus. Sie gab sich einen Ruck, hüllte sich in eine s der Plaids und tappte auf nackten Fü ßen zur Tür. Wenig begeistert dachte sie a n Jamies Bemerkung über fehlenden Luxus und hoffte inständig, die alte Burg würde zumindest so viel Komfort bieten , dass ihr für den Gang zu Toilette mehr als ein einsamer Busch inmitten der rauen Highlands zur Verfügung stand. H erzhaften gähnend drückte sie die Klinke herunter, doch die Tür bewegte sich nicht . Lena rüttelte fester. Doch ihre Bemühung en blieb en auch jetzt ergebnislos.
»Oh, Jamie, bitte! Das kann d och wohl nicht dein Ernst sein« , stieß sie verdrossen hervor und schlug mit den Fäus ten gegen das schwere Holz. » Bit te! Mach die Tür auf!«
Aber so laut sie auch rief, niemand kam, um ihr zu öffnen. Schließlich gab sie seufzend auf und warf einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne schien warm vom tiefblauen Himmel herab. Dennoch kroch die Kälte unbarmherzig an Lenas nackten Beine n empor. I n i hre r Blase begann es unangenehm zu ziehen . Erneut hämmerte sie geg en die Tür.
»Hallo! Lasst mich raus! Bitte, ich muss pin keln!»
» Alles in Ord nung bei dir ?« , hörte Lena eine gedämpfte Stimme und atmete erleichtert auf.
» Bist du das, Henry? Oh, dem Himmel sei Dank! Ich muss dringend
zum Klo. Würde st du mir bitte die Tür öffnen?«
» Tut mir leid – aber nein .«
»Was ? « , rief Lena entgeistert. »Henry! W arum , in Gottes Namen, nicht?«
» Weil ich sie nicht verschlossen habe. Und da sich außer Jamie und mir niemand in dieser grässlichen Bruchbude befindet, war es zweifellos er. Hast du auch nur die blasseste Ahnung, was mir blüht, wenn ich dich gegen seinen Befehl rauslasse?«
» Vermutlich genau das, was du dir ohnehin vierundzwanzig Stunden am Tag von Jamie wünschst . Was also hindert dich daran, seinen Befehl zu missachten? Ist doch ´ne groß artige Chance auf Prügel «, brummte sie zynisch und hatte das Gefühl, das Wasser bereits in den Augen stehen zu haben . Für einen Moment kehrte Stille ein . Dann plötzlich drehte sich der Schlüssel, und die Tür sprang auf. Lena bedachte den jungen Butler mit einem wütenden Blick.
»Und?«
Henry wirkte irritiert. »Was – und?«
Lenas Nasenflügel blähten sich unheilvoll . » Di e Toilette! Wo ist die verdammte Toilette?«
Henry wies mit dem Finger geradeaus. » Den Gang runter bis fast ans Ende . Dann die vorletzte Tür links.«
Als Lena das spartanische Örtchen verließ, sah sie Jamie auf der gegenüberliegenden Seite mit vor der Brust verschränkten Ar men an der Wand lehnen . Fast schien es, als habe er auf sie gewartet. Überrascht, ihn ausgerechnet hier anzutreffen, blieb sie stehen und senkte den Blick.
» Ich hoffe, du hattest trotz deines wunden Hinterns eine angenehme Nacht « , begrüßte er sie.
Lenas Wange färbten sich vor Verlegenheit rot. »Danke, ja , ich habe ge schlafen wie ein Murmeltier .«
Jamie schmunzelte und streckte ihr die Hand entgegen. » Komm, ich ha be etwas mit dir zu besprechen .«
Tro tz der gnadenlosen Härte seiner gestrigen Bestrafung ließ Lena sich von ihm ohne eine Spur von Argwohn durch die langen Korridore führen. Er hatte ihr bereits erzählt, dass die Burg sich in keinem besond ers guten Zustand be fand und hatte nicht übertrieben . Von überall her zog
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