Seine einzige Versuchung
doch tatsächlich fertig, ihr während des Tanzens in aller Öffentlichkeit an die Wäsche zu gehen! Kabus konnte nicht sehen, was genau Benthin tat, aber allem Anschein nach griff er Elli gerade kurzerhand an den Po - unfassbar! Kabus merkte, wie er nach Luft schnappen musste. Eine solche Dreistigkeit hatte nicht einmal er sich jemals erlaubt - nicht in der Öffentlichkeit. Er sah die beiden plötzlich nicht mehr. Wohin hat der verdammte Bastard sie jetzt verschleppt? Er konnte eben noch entdecken, wie sie im Flur verschwanden. Vorsichtig schlich er hinter ihnen her und sah, wie Benthin Elli in eine Nische schob, die er von seinem Standpunkt aus nicht einsehen konnte. Also versteckte er sich auf leisen Sohlen rasch hinter einer der großen Pflanzen, die für den Ball eigens aufgestellt worden waren. Wie zu erwarten, konnte er die Nische nun einsehen und beobachten, wie sie sich küssten. Küssen war untertrieben - sie fielen regelrecht übereinander her. Es fehlte eigentlich nur noch, dass Benthin sie gleich an Ort und Stelle nahm. Kabus fühlte seine wachsende Erregung und fragte sich, wie die beiden diesen begonnenen Akt wohl beenden würden. Er hörte, wie Benthin etwas von nach oben in die Bibliothek gehen murmelte und ahnte, worauf er aus war, dieser gottverdammte Hurensohn ! Allmählich schwante ihm, dass sich hinter der Fassade des korrekten Langweilers ein ernsthafter Konkurrent verbarg. Das Schauspiel würde er sich nicht entgehen lassen! Nicht umsonst hatte Benthin ihm damals im Bordell seine Lieblingshure ausgespannt! Er schlich eilig nach oben in die Bibliothek…
Die Tür schloss sich. Kabus atmete auf und bemerkte eine unangenehme Feuchtigkeit in seiner Hose. Er war fassungslos - wie bei einem pubertierenden Zwölfjährigen hatte sich sein Samen unkontrolliert in seine Hose ergossen in Anbetracht des verbotenen Szenarios der Wollust, das sich ihm gerade dargeboten hatte. Als sei es gestern gewesen, spürte er in einer aufblitzenden Erinnerung die erbarmungslosen Schläge seines Vaters, den eines Tages das Keifen seiner Mutter beim Wechseln seines befleckten Lakens herbeigelockt hatte. Von dem Tage an hatte er sich geschworen, sich niemals wieder für sein sexuelles Verlangen bestrafen zu lassen. Allein die Tatsache, dass ihm dies an diesem Ort passiert war, stellte die allergrößte Strafe dar. Er war zum geifernden Voyeur geworden, dessen eigentlicher Platz zwischen den Beinen der stöhnenden Frau war. Stattdessen hatte er wieder einmal das Nachsehen, während sein ewiger Rivale in der Gunst des willfährigen Weibes stand. In seinem Gehirn brauten sich finstere Pläne zusammen. Gedankenverloren öffnete er eine Schublade des Schreibtisches und schloss sie sogleich wieder. Dann hielt er inne und öffnete sie abermals - ein Tintenfass! Ein diabolisches Grinsen zeichnete sich auf seinen Gesichtszügen ab…
Einige Tage später kam Benthin von einer Sitzung im Rathaus nach Hause und suchte Elli. Er fand sie in der Küche, wo sie sich gerade mit Frau Roth unterhielt. Nach einer kurzen Umarmung bat er sie, mit in sein Büro zu kommen. Blöhm war bereits gegangen:
„Elli, heute ist etwas sehr Merkwürdiges passiert. Der Bürgermeister hat die Anwesenden der Sitzung informiert, ein wichtiges Schriftstück sei sabotiert worden. Er wollte wissen, ob jemand von uns sich einen Reim darauf machen könne.“
„Und, habt Ihr etwas herausgefunden?“
„Nein, der Grund, weshalb ich es überhaupt erwähne ist, dass sich das Ganze anscheinend am Abend des Balls in der Bibliothek abgespielt haben muss. Zumindest wurde das Pamphlet am nächsten Morgen dort getränkt in Tinte aus einem umgefallenen Fass vorgefunden…“ Elli schlug entsetzt die Hand vor den Mund:
„Denkst Du, dass wir aus Versehen…?“ Benthin beruhigte sie:
„Nein, ich hatte im ersten Moment denselben Gedanken, aber ich weiß genau, dass ich mich vorm Verlassen des Raumes bewusst noch einmal umgesehen habe, ob wir auch keine Spuren hinterlassen haben. Wir können das nicht gewesen sein.“ Elli atmete erleichtert auf:
„Und da bist Du Dir ganz sicher?“ Er nickte:
„Absolut. Ich wollte Dir trotzdem von dem Vorfall berichten, weil es mir so merkwürdig vorkommt. Hast Du jemanden in der Nähe der Bibliothek gesehen, als wir dort waren?“
„Nein, es waren doch alle im Festsaal. Das dachte ich zumindest…“
„Dachte ich auch, aber anscheinend waren wir nicht die Einzigen, die es an dem Abend dorthin gezogen hat. Wie auch immer,
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