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Selige Witwen

Selige Witwen

Titel: Selige Witwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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werde sofort die Polizei alarmieren!« versprach Felix besorgt und in dem naiven Glauben, daß damit die Angelegenheit erledigt sei.
    Kathrin beschwor ihn jedoch eindringlich, die Polizei aus dem Spiel zu lassen. Schließlich wußte sie genau, daß einiges ans Licht kommen konnte, was sie lieber verschweigen wollte. Ihr Ehemann und seine Kumpane seien unberechenbar, sägte sie, und täten ihrer Geisel, wenn sie sich durch die Polizei bedroht fühlten, womöglich etwas an.
    Ein von ihr gebildetes geheimes Rollkommando erhielt folgenden telefonischen Auftrag aus Innsbruck: Felix sollte Max und Andy zur Verstärkung zusammentrommeln und so schnell wie möglich mit ihnen nach Frankfurt fahren.
    Zu Kathrins Erstaunen kannte Felix bereits die Adresse unserer Wohnung, in der mich Erik mutmaßlich gefangenhielt.
    Falls sie mich dort nicht fänden, meinte Kathrin noch, sollten sie in der Neuhausstraße nachsehen. Möglicherweise hätte ihr Mann mich ja, bis sie Frankfurt erreicht hätten, bereits in seine Räuberhöhle geschleift. Zu guter Letzt riet sie dem pazifistischen Felix, seinen Baseballschläger mitzunehmen.
    Die drei rasten in Andys Taxi los. Max, gut erholt vom Urlaub, war ein baumstarker Mann, der sich auf Kraftsport verstand. Als Anführer des Rettungstrupps schellte er an verschiedenen Klingeln und behauptete über die Sprechanlage, er müsse einen Betrunkenen ins Haus befördern. Irgend jemand drückte auch auf den Summer, und sie schleiften Andy als angeblichen Kunden unter lautem Fluchen die Treppe hinauf. Dann machten sie sich so lange am Schloß der Tür zu schaffen, bis der Dicke die Geduld verlor und die Tür aufriß - was ihm einen Fausthieb von Max einbrachte, der ihn daraufhin mit wenigen gezielten Schlägen überrumpelte und zu Boden streckte.
    Aus dem hinteren Zimmer tauchte nun auch Erik auf.
    »Meine Herren, was erlauben Sie sich«, fragte er mit vorwurfsvoller Stimme.
    »Das wollten wir eigentlich von Ihnen wissen«, gab Felix zurück.
    Er sei hier mit seiner Frau verabredet, behauptete Erik geistesgegenwärtig, um endlich einige Probleme der anstehenden Scheidung durchzusprechen. Sobald Kathrin hier sei, werde sie den Verdacht illegalen Eindringens entkräften; schließlich habe sie ihm persönlich einen Hausschlüssel anvertraut. Sein Freund - Herr Hüter - habe ihn nur deswegen begleitet, weil Kathrin mitunter zur Hysterie neige und die Gegenwart eines neutralen Zeugen und Schlichters angebracht sei.
    Die Wohnung sah allerdings nicht nach einer bevorstehenden sachlichen Unterredung aus: Der Futon war aufgeschlitzt, der Inhalt der Schränke lag auf dem Boden verstreut.
    Sämtliche Orchideen waren wie mit der Machete geköpft, die Nippeskatzen lagen verbogen oder zerbrochen am Boden, sogar die roten Tücher waren von den Wänden gerissen, es herrschte ein Tohuwabohu wie nach einer Plünderung.
    Aufgrund dieser Verwüstung und weil sie mich nirgends finden konnten, ließ sich die Rettungsmannschaft nicht auf Diskussionen um freien Abzug ein. Auch Erik wurde durch einen Faustschlag in den Magen außer Gefecht gesetzt, dann nahmen sie ihm seinen und meinen Schlüssel sowie das Handy ab. Während sie die beiden mit einem Abschleppseil fesselten, verlangte Erik lächerlicherweise ständig einen Anwalt und drohte, er werde sie wegen Körperverletzung verklagen.
    Nur mit Mühe konnte ich diesem Bericht folgen. »Und was geschieht jetzt mit meinen Folterknechten?« fragte ich.
    »Max bewacht sie weiterhin«, sagte Felix, »aber wir fragen uns, ob wir sie nach dieser Abreibung so ohne weiteres wieder laufenlassen können. Ich finde nach wie vor, man sollte die Polizei... «
    Ich nickte. Doch kaum wollte Andy den Notruf betätigen, stoppte ich ihn auch schon wieder. »Warte noch, ich muß erst nachdenken. Erik und der Fettsack suchen etwas in unserer Wohnung, was Kathrin ebensowenig gehört wie ihrem Mann. Wir würden sie durch Einschaltung der Polizei in große Schwierigkeiten bringen. Mehr darf ich euch nicht sagen.«
    »Die Schweinehunde können doch nicht ewig und drei Tage in eurer Wohnung liegenbleiben«, gab Felix zu bedenken.
    »Aber wenn wir sie freilassen, geht der Terror bestimmt von neuem los, und sie werden sich an uns allen rächen... «
    »Wir brauchen ein schriftliches Geständnis«, sagte ich, »aber zuvor will ich mich rächen.«
    Im Westend öffnete uns Max, den ich noch nicht persönlich kannte. »Ihr macht Sachen«, sagte er und umarmte mich.
    Ich wußte zwar, daß sich die Gefangenen,

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